Es war der 21. Oktober vor drei Jahren, als ich das erste Mal "feministischer Frauenarzt Berlin" bei Google in die Suche eingegeben habe. Ich kam gerade von einem Termin bei einem Gynäkologen, den ich mir vorübergehend nach meinem Umzug nach Berlin gesucht hatte. Vorübergehend, weil er sich nicht mit der Kupferkette auskannte.
Vorübergehend war unser Arzt-Patientinnen-Verhältnis aber auch, weil er sich übergriffig verhielt: Er nahm Beschwerden nicht immer ganz ernst und pfefferte mir seine Meinung über die von mir getroffene Wahl des Verhütungsmittels ungefragt ins Gesicht.
Der Typ war unangenehm. Die Termine waren unangenehm. Kurz: Ich konnte die Praxis nicht ausstehen.
Meine (negativen) Erfahrungen mit Gynäkologen sind ein Thema für sich und könnten ihrerseits schon einen ganzen Artikel füllen. Aber am 21. Oktober 2021 sollte damit Schluss sein. Das nahm ich mir fest vor, als ich wütend nach Hause stapfte und meinen Frust in einer fast sechs Minuten langen Sprachnachricht herausließ.
Ich brauchte eine:n neue:n Gynäkolog:in – und eine ausgeklügelte Strategie, sie oder ihn zu finden. Ich hatte schließlich nicht nur die Krebsvorsorge im Nacken, sondern auch die alljährliche Kontrolle der Kupferkette.
Anders als die Kupferspirale ist die Kupferkette, die unter dem Handelsnamen Gynefix vertrieben wird, noch nicht so weit verbreitet. Kein Wunder: In Deutschland wird sie erst seit 2012 eingesetzt. Das Einsetzen läuft etwas anders ab und kann nicht von allen Gynäkolog:innen angeboten werden. Das schränkte meine Suche stark ein, denn ich wollte auch in Zukunft weiter mit der Kupferkette verhüten.
Ich scrollte mich also durch Websites und fand im Sommer meinen neuen Arzt. Zwar stand auf seiner Website nicht in fetten Buchstaben "Ich bin Feminist". Doch es war kurz nach der längst fälligen Abschaffung des sogenannten Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche. Auf der Praxis-Website gab es den Hinweis, dass dort Abbrüche vorgenommen würden.
Für mich ein Zeichen, dass dem Arzt auch bei anderen Themen die Selbstbestimmung der Patient:innen wichtig ist – nach vorherigen Erfahrungen war mir das umso wichtiger. Meine Einschätzung bestätigte sich und die Termine bei meinem neuen Arzt waren sehr viel angenehmer.
Aber warum erzähle ich diese Geschichte? Es soll ja eigentlich um die Kupferkette gehen. Nur hängt die Erfahrung – zumindest bezüglich des Einsetzens – auch unmittelbar mit dem Arzt oder der Ärztin zusammen, der oder die diesen Eingriff vornimmt.
Ich habe die Kupferkette mittlerweile seit über fünf Jahren und zweimal den Prozess des Einsetzens hinter mir. Vor dem ersten Mal hatte ich große Angst. Angst vor dem Schmerz und vor allem davor, dass dieser total ungewohnt sein könnte.
Viele Frauen berichten von starken Schmerzen und dass sie darin nicht richtig ernst genommen werden. Tatsächlich zeigt eine Studie aus dem Jahr 2014, dass Frauen den Schmerz auf einer Skala von 1 bis 100 bei knapp 65 ansiedeln würden. Die Ärzt:innen hingegen schätzten sie lediglich bei 35 ein.
Mein Arzt damals war nett, aber seine Schmerztherapie war rückblickend betrachtet nicht besonders ausgeklügelt. Ich bekam eine Schmerztablette, die ich kurz vorher einnehmen sollte. Viel geholfen hat die natürlich nicht.
Das Einsetzen fühlte sich an, als ob ich extrem starke Regelschmerzen hätte. Mein Arzt versetzte dem Applikator einen kräftigen Stoß und dann lag die Kupferkette. Das Positive: Es ging schnell vorbei.
Klar war für mich aber auch, dass ich mir die Kupferkette unbedingt wieder einsetzen lassen will. Denn – und das muss auch gesagt werden – während der Tragezeit hatte ich keine Beschwerden. Es war die beste Entscheidung, die ich verhütungsmäßig treffen konnte.
Und damit zurück zu meinem neuen Lieblings-Gyn: Ihm erzählte ich, wie die erste Einlage damals abgelaufen war. Auch wenn diese für mich insgesamt erträglich war, hoffte ich natürlich, dass es beim zweiten Mal komplett schmerzfrei gehen könnte.
Mein neuer Arzt runzelte nur etwas verstört die Stirn, denn sein Vorgehen war völlig anders. Bei ihm hat die Schmerztherapie deutlich mehr Zeit eingenommen als das Einsetzen selbst. Mein Erlebnis war deswegen auch durchweg positiv.
Bei der Voruntersuchung habe ich eine Tablette mitbekommen, die ich vor dem Termin zu Hause einführen sollte und die das Gewebe weicher machen sollte. Kurz vor dem Eingriff gab es noch ein Zäpfchen und schließlich zwei lokale Betäubungen. Zweitere war etwas schmerzhafter. Mein Gynäkologe erklärte mir das damit, dass die Injektion näher an der Blase erfolgt ist.
Ich habe weder gemerkt, wie er meine alte Kupferkette herausgezogen, noch die neue eingesetzt hat. Dann gab's noch Schokolade und ich konnte wieder gehen. Das war's. Top-Erfahrung. 10 von 10. Gerne wieder.
Es braucht Gynäkolog:innen, die den Schmerz ernst nehmen und die eine entsprechende Schmerztherapie anbieten. Die einen geschützten Rahmen für den Eingriff schaffen und die Patientinnen eng begleiten. Leitlinien dafür, welche Medikamente den Patientinnen bei dem Eingriff helfen können, gibt es mittlerweile.
Ich liebe die Gynefix so sehr, dass ich lediglich bereue, das Angebot meines Gynäkologen ausgeschlagen zu haben, meine alte Kupferkette als Erinnerung mit nach Hause zu nehmen. Naja, nächstes Mal dann.