Laut dem neuesten Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) steigt die Zahl der "Candidozyma auris"-Fälle in Europa rasant an. Zwischen 2013 und 2023 wurden mehr als 4000 Fälle gemeldet, über ein Drittel davon allein im Jahr 2023.
In Deutschland gehört der Pilz inzwischen zu den fünf häufigsten Krankenhauskeimen dieser Art. Er ist resistent gegen viele Medikamente, schwer zu erkennen und noch schwerer loszuwerden.
Warum du den Namen Candidozyma auris kennen solltest, wer wirklich gefährdet ist und was du alles wissen musst, liest du bei watson.
Der Hefepilz Candida auris ist weltweit als gefährlicher Krankenhauskeim bekannt. In letzter Zeit taucht jedoch vermehrt der Name Candidozyma auris auf. Was hat es damit auf sich?
Ursprünglich wurde der Pilz der Gattung Candida zugeordnet. Neue genetische Untersuchungen zeigen jedoch, dass Candida auris enger mit anderen Pilzarten verwandt ist, die nicht mehr zur Candida-Gruppe zählen. Daher schlagen Wissenschaftler:innen vor, ihn künftig zur Gattung Candidozyma zu zählen, also Candidozyma auris.
In der medizinischen Praxis, etwa bei der Diagnose, Behandlung oder im Infektionsschutz, wird weiterhin überwiegend der Name Candida auris verwendet. Auch Gesundheitsbehörden wie die WHO oder das Robert Koch-Institut nutzen diesen Begriff.
Viele Menschen sind zunächst nur Träger des Pilzes, also besiedelt, aber ohne Symptome. Erst, wenn der Pilz eine Infektion verursacht, treten Beschwerden auf. Diese hängen davon ab, welcher Körperbereich betroffen ist, da der Pilz nicht nur an einer Körperstelle ausbrechen kann.
Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem, intensivmedizinischer Behandlung, Kathetern oder längerer Antibiotikatherapie.
Eine Infektion mit Candida auris ist oft schwer zu erkennen und zu behandeln. Bei Verdacht ist eine gezielte mikrobiologische Untersuchung nötig.
Candida auris gilt als gefährlicher Krankheitserreger, vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder schweren Vorerkrankungen. Für gesunde Menschen mit stabilem Immunsystem stellt der Pilz in der Regel keine Gefahr dar.
Zu den am meisten betroffenen Ländern gehören Spanien, Griechenland, Italien und Deutschland. In Ländern wie Italien oder Spanien ist Candidozyma auris inzwischen so weit verbreitet, dass zwischen einzelnen Ausbrüchen kaum noch unterschieden werden kann.
Nur 17 der 36 untersuchten Länder verfügen über ein nationales Überwachungssystem, und in vielen Staaten fehlt es an konkreten Leitlinien für den Umgang mit dem Pilz. Die Dunkelziffer dürfte also deutlich höher liegen.
Dr. Diamantis Plachouras vom ECDC warnt: "C. auris hat sich innerhalb weniger Jahre von Einzelfällen zu flächendeckenden Ausbrüchen entwickelt. Aber das ist nicht unvermeidlich – frühe Erkennung und schnelle Reaktion können weitere Übertragungen verhindern."
Das große Problem: Der Erreger ist gegen viele gängige Antipilzmittel resistent. Dadurch gestaltet sich die Behandlung oft schwierig, und es kann zu lebensbedrohlichen Infektionen kommen, besonders dann, wenn der Pilz in die Blutbahn gelangt (Sepsis).
In solchen Fällen liegt die Sterblichkeitsrate je nach Gesundheitszustand der Betroffenen bei bis zu 60 Prozent.
Ein weiteres Problem: Candida auris ist schwer zu erkennen. In vielen Laboren wird er leicht mit anderen Hefepilzen verwechselt, was die Diagnose verzögern kann.
Candida auris wird hauptsächlich durch direkten oder indirekten Kontakt übertragen: also von Mensch zu Mensch oder über kontaminierte Oberflächen und medizinische Geräte. Die Pilzsporen können auf der Haut, auf Kleidung, an Händen oder auf Gegenständen wie Pflegeutensilien, Bettgittern oder Infusionsständern haften.
Besonders problematisch: Der Erreger kann auf trockenen Flächen mehrere Wochen überleben und bleibt dort ansteckend.
Candida auris ist oft gegen viele Antipilzmittel resistent, daher ist die Behandlung schwierig. Meist werden sogenannte Echinocandine eingesetzt, die den Pilz gezielt angreifen.
Bei Bedarf kombiniert man sie mit anderen Medikamenten, je nachdem, welche Mittel wirken. Wichtig ist außerdem, dass infizierte Patienten isoliert werden, um eine Ausbreitung zu verhindern, und dass eventuell vorhandene Katheter entfernt werden.
Bei reinem Trägerstatus ohne Symptome ist meist keine Behandlung nötig, aber strenge Hygiene ist unverzichtbar, um andere Menschen zu schützen.
Oliver Kurzai, Leiter des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie an der Universität Würzburg, betont gegenüber der Tagesschau: "Wir können die Verbreitung von Candidozyma auris sehr wohl ausbremsen und sehr lange verzögern."
Für einzelne Patient:innen in Deutschland bleibt die Ansteckungsgefahr aktuell gering, auch wenn die Fallzahlen steigen. Der Pilz sei in Deutschland laut dem Experten eine Rarität.