
Bei einer Berliner Friseurin sitzen erstmal ausschließlich Frauen auf den Friseursesseln.Bild: dpa / Jan Woitas
Leben
11.09.2024, 13:3811.09.2024, 16:57
Es ist unklar, wann Friseur:innen zu einer Art Ersatz-Therapeut:innen geworden sind. Irgendwann fingen viele an, sich beim Haarschnitt auszusprechen. Es beginnt profan und endet in den Untiefen persönlicher Rückschläge. Vom Kopf fällt die Wolle, von den Schultern die Last, irgendwie.
Nicht immer sind diese Gespräche aber positiv. Manche Kund:innen geben krude Ansichten preis, verwechseln die Friseur-Anrichte mit ihrem Stammtisch. Sie ziehen über Flüchtlinge her, klopfen queerfeindliche Sprüche, zeigen sich von ihrer misogynen Seite. Einer Berliner Friseurin wird es nun zu viel.
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Berliner Friseurin hat genug von diskriminierenden Aussagen
Die Friseurin Daniela Mechow spricht beim Rundfunk Berlin-Brandenburg über besonders bittere Erfahrungen mit besonders unangenehmen, ausschließlich männlichen Kunden. Diese will sie erstmal nicht mehr bei sich aufnehmen. Kein Service mehr für Männer.
"Aktuell machen wir eine Testphase, weil ich mich entschlossen habe, die Männer erstmal ganz aus unserem Service zu streichen", sagt Mechow. All die Sprüche, die ihr um die Ohren flogen, wurden ihr irgendwann zu viel.
Frauen sollten doch lesbisch werden, die Flüchtlinge sollten auf dem Weg nach Deutschland ertrinken oder auch für "diese Hose brauchst du einen Waffenschein". Mechow habe sich mit ihrer Schwester selbstständig gemacht. Ihr Salon, ihre Regeln.
"Und bei unseren Richtlinien haben wir uns gedacht, dass an erster Stelle kommt, dass wir keinen Platz für Diskriminierung haben", sagt sie. Trotz Selbstbewusstseins habe sie Momente erlebt, in denen sie sich unsicher fühlte. "Ich muss auch immer die Tür abschließen."
Anlass für das Vorhaben war ein "Man Hair Day" in ihrem Salon. Da machte Mechow so viele schockierende Erfahrungen, dass sie schlicht keine Lust mehr hatte. Der rbb ließ es sich nicht nehmen und fragte natürlich auch Männer nach ihrer Meinung.
Einen "Safe Space" schaffen
Von einem heißt es, dass er schlicht Diskriminierung in alle Richtungen verkehrt findet. Nur geht nicht aus dem Gespräch hervor, ob ihm auch klar war, dass Mechow in ihrem Salon selbst solche erfahren hat.
Und hier könnte man sich schon fragen, ob man selbst diskriminierende Sprache (und bedrohliche Situationen) ertragen muss, nur um niemanden auszuschließen. Von Sicherheitsrisiken ganz zu schweigen.
Letztlich gehe es Mechow darum, einen "Safe Space" zu schaffen, also einen Raum, der frei von Diskriminierung ist. Rein rechtlich steht es der Friseurmeisterin ohnehin frei, wen sie bedient, was auch nochmal Berlins Antidiskriminierungsbeauftragte Monika Flores in dem Beitrag bestätigt.
Pfeifen, herablassende Sprüche und kaum noch Geduld aufseiten der Gäste: Immer mehr Kellner:innen auf den Kanaren schlagen Alarm. Sie fordern – laut und deutlich – mehr Respekt von ihren Gästen. Und das nicht ohne Grund.
Wenn Gäste pfeifen, um schneller ein Bier zu bekommen, ist das Maß voll – zumindest für viele Kellner:innen auf den Kanaren. Der Ton in Bars und Restaurants wird rauer, berichten Gewerkschaften und Branchenverbände. Immer mehr Servicekräfte fühlen sich respektlos behandelt, der Druck wächst, nicht nur durch volle Terrassen, sondern auch durch schlechte Stimmung.