
Spazieren gehen, Blümchen schnuppern ... very dilly dally!null / IMAGO/Westend61
Social Media
Vergangenes Jahr feierten viele junge Leute den von Charli xcx ausgerufenen "brat summer". Diesen Frühling will es die Gen Z aber wohl langsamer angehen lassen. Zeit für dilly dally!
03.04.2025, 17:5103.04.2025, 17:51
Der "brat summer" war wohl das popkulturelle Phänomen des vergangenen Jahres. Niemand, der aktiv auf Social Media war, kam an dem Begriff oder der giftgrünen Farbe vorbei, die beide vom Album "brat" der britischen Sängerin Charli xcx stammten.
"Brat" war nicht nur ein schnelllebiger Tiktok-Trend, sondern setzte sich für einen Sommer als Ästhetik und Lebensweise einer jungen Generation durch. Nach einem perfekten Barbie-Sommer in 2023 stand 2024 im Zeichen all der unperfekten, chaotischen Momente im Leben junger Frauen.
Charli xcx erklärte, für sie sei "brat" eine Frau, die "einen Zusammenbruch hat, aber trotzdem irgendwie weiter feiert", jemand, der "ehrlich, direkt und ein bisschen unberechenbar ist". Gegenüber der BBC gab sie zu verstehen, dass eine "brat" wahrscheinlich "eine Packung Zigaretten, ein Bic-Feuerzeug und ein weißes Trägertop ohne BH" trage.
Doch der "brat summer" liegt nun schon Monate zurück und wird wohl auch keine Renaissance feiern. Dafür trendet aber gerade ein anderes Lebensgefühl, was diesen Frühling und vielleicht sogar den kommenden Sommer prägen könnte: "dilly dally".
"Dilly dally"-Trend: Einfach ein bisschen Zeit vertrödeln
Dabei handelt es sich um ein Verb, das im Englischen beschreibt, wenn jemand Zeit verschwendet, weil er oder sie langsam ist oder sich nicht entscheiden kann. Auf Deutsch könnte man es mit "trödeln" übersetzen. Und genau das empfiehlt die Tiktokerin sweirdest ihren Girls in einem viralen Video.
"Du sitzt wahrscheinlich zu Hause und denkst, 'Oh, ich bin so gelangweilt, mir geht's nicht gut, Trump ist Präsident'. Girl, geh nach draußen und dilly dally", sagt die US-Amerikanerin. Und in einem anderen Video legt sie ihren Followerinnen ans Herz: "Ihr Frauen müsst lernen, zu trödeln. Ihr müsst nicht die ganze Zeit in den Club gehen oder Hookah rauchen. Geht einfach auf euren kleinen Spaziergang und trödelt herum."
Beide Videos haben jeweils fast eine Million Aufrufe und hunderttausende Likes. In den Kommentaren bekommt die Tiktokerin viel Zuspruch. "Danke, wir trödeln alle zu wenig", schreibt eine Userin. Jemand anderes kommentiert: "Daran muss ich mich jeden Tag erinnern, weil das Leben ist wirklich nicht so ernst".
Tiktok: Einige User:innen sehen ein Problem im Trödeln
Unter dem entsprechenden Hashtag finden sich auf Tiktok mittlerweile zahlreiche Videos von jungen Frauen, die ihre "dilly dally"-Experience teilen. Viele tragen lockere, leichte Kleider, liegen im Garten oder laufen durch den Park und genießen die Frühlingssonne. Sich bewusst Zeit nehmen, um an der frischen Luft zu entspannen und dank der Sonne den Vitamin-D-Speicher wieder aufzufüllen – klingt eigentlich nach dem Self-Care-Einmaleins.
Es gibt aber auch einige Menschen, die Bedenken anmelden. "Es ist zu teuer, draußen zu sein", schreibt eine Userin unter dem viralen Tiktok-Video. "Wenn ich trödele, gebe ich am Ende Geld aus", gibt eine andere Person zu. Und eine andere schreibt: "Ich weiß nicht, wie ich trödeln soll, ohne 100 Dollar auszugeben".
Viele scheinen trödeln also mit Konsum zu verbinden. Iced Matcha Latte, ein paar Salted Caramel Cookies dazu, für zu Hause noch einen schönen Blumenstrauß mitnehmen und wo man schon mal draußen ist, kann man eigentlich direkt ein paar Sommer-Outfits shoppen.
Davon war im Tiktok-Video der "dilly dally"-Expertin sweirdest zwar nie die Rede, aber wer weiß, welcher Trend uns im Sommer bevorsteht? Da kann ein bisschen mehr Auswahl im Kleiderschrank bestimmt nicht schaden – also außer dem eigenen Geldbeutel vielleicht.
Stundenlang auf Instagram abhängen, ohne sich auch nur an eines der Videos zu erinnern. Nur durch ein paar Reels scrollen und im Handumdrehen ist eine Stunde vergangen. Eine automatische Anziehungskraft vom Handy spüren. All das ist oft frustrierend – kann jedoch behandelt werden.
Viele Menschen werden diese Situationen kennen – genau wie Sven Lindberg. Er hat an der Universität Paderborn zu den Auswirkungen von Smartphones auf unsere Aufmerksamkeit geforscht.