In einer Welt, in der Aufmerksamkeit das höchste Gut ist, versucht jede App, möglichst viel davon abzubekommen. Deswegen sind so viele Social-Media-Apps mittlerweile auch wie Tiktok konzipiert, weil sich Handhabung und Algorithmus der chinesischen Plattform als am wirkungsvollsten erwiesen haben – wenn die Bewertung an der Bildschirmzeit seiner User:innen gemessen wird.
Während in der Regel also Mitanbieter von Tiktok klauen, oder sich, milder gesprochen, zumindest inspirieren lassen, wurde der Spieß nun umgedreht. Tiktok hat eine zentrale Funktion einfach in sein eigenes Portfolio mit aufgenommen.
Wenn Nutzer:innen in ihrem Feed ein Ort vorgeschlagen wurde, sie sich aber erkundigen wollten, welche Erfahrungen andere dort gemacht haben, mussten sie bislang die App verlassen und beispielsweise zu Google Maps gehen. Das bedeutete für Tiktok: wichtige Screentime geht verloren. Deswegen wurde das Feature nun einfach implementiert.
Bei ausgewählten Orten werden einigen User:innen unter den Videos nun Bewertungen auf der rechten Seite direkt neben dem Kommentarbereich angezeigt. Laut "Techcrunch" handle es sich dabei offenbar vorerst um einen Test, der nur bestimmten Nutzer:innen zugänglich ist.
Wem nun beispielsweise ein Video vom Central Park in New York City angezeigt wird, kann im Bewertungsbereich direkt Rezensionen, Fotos und Sternebewertungen einsehen.
Damit baut Tiktok weiter seine Suchfunktion aus und versucht den Platzhirschen Google bei der Internetsuche weiter zurückzudrängen. Bereits jetzt nutzen viele, vor allem jüngere Menschen, Tiktok als Recherchetool – so wie früher Google genutzt worden ist.
Ohnehin versucht die chinesische Kurzvideo-Plattform, die mittlerweile gemeinhin als mächtigste App der Welt gilt, sämtliche Funktionen in einer einzigen App zu vereinen. So gibt es nunmehr auch einen Shop, in dem Produkte erworben werden können. Erst im vergangenen Jahr wurde zudem die Funktion eingeführt, Fotos aufzunehmen und hochzuladen, um ähnliche Produkte im hauseigenen Shop zu finden.
Von politischen Beobachter:innen wird das umgreifende Expansionsstreben des Tiktok-Konzerns kritisch gesehen. Das Unternehmen steht seit Bestehen unter Verdacht, Daten für die chinesische Regierung zu spionieren.
In den USA läuft aufgrund dessen noch immer eine Auseinandersetzung zwischen der Regierung in Washington und Tiktok. Im Raum steht, dass die Plattform an einen US-amerikanischen Investor verkauft werde, um den Spionageverdacht zu zerschlagen, das ist bislang aber nicht geschehen. Eine Frist zum Verbot der App ist erst vor Kurzem verlängert worden.
