Leben
Supermarkt

Supermarkt: Hersteller nutzen Inflation und Mogelpackungen für sich

Kiel, Germany - 04. May 2024: Numerous Chio brand chip bags on a
In vielen Supermarkt-Regalen findet man Mogelpackungen, seit der Inflation noch mehr. (Symbolbild)null / Michael Piepgras
Supermarkt

Supermarkt: Hersteller nutzen Inflation und Mogelpackungen für sich

25.01.2025, 14:10
Mehr «Leben»

Die Preise für Lebensmittel haben in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg erlebt. Laut dem Statistischen Bundesamt stiegen die Kosten für Nahrungsmittel zwischen Januar 2020 und Mai 2024 durchschnittlich um über 30 Prozent. Ein drastisches Beispiel: Der Preis für Olivenöl hat sich mehr als verdoppelt. Um diese Preissprünge für Verbraucher:innen weniger auffällig zu machen, greifen Hersteller immer häufiger zu sogenannten Shrink- oder Skimpflation-Methoden.

Dabei wird entweder der Inhalt reduziert oder die Qualität gesenkt – der Preis bleibt jedoch gleich.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat etwa kürzlich die "Mogelpackung des Jahres 2024" gekürt. Der Sieger ist ein Orangensaft von Eckes-Granini, dessen Rezeptur im Frühjahr 2024 massiv verändert wurde, der Anteil an Orangensaft pro Flasche wurde halbiert und das Getränk mit Zuckerwasser gestreckt, alles zum alten Preis. Auch das Etikett blieb nahezu unverändert.

Der Lebensmittelexperte bei der Verbraucherzentrale Hamburg, Armin Valet, sieht einen Zusammenhang zwischen Inflation und Mogelpackungen. Er erklärt, wie Hersteller die Inflation für sich nutzen. Teils mit fragwürdigen und verbraucherunfreundlichen Mitteln.

Verbraucherschützer: Im Supermarkt wird jetzt noch stärker getrickst

Im vergangenen Jahr fand die Verbraucherzentrale Hamburg ihm zufolge weniger Mogelpackungen als im Jahr zuvor, wie die "Wirtschaftswoche" berichtet. Waren es 2023 noch 104, kamen den Verbraucherschützer:innen 2024 nur noch 67 unter. "Wir sehen eine Parallelität zwischen Anzahl der Mogelpackungen und Inflationsrate", sagt Valet der Zeitung zufolge. Denn der Preisdruck durch die Teuerung war hoch. 2021, als die Inflation noch nicht so durchgeschlagen hatte, waren es demnach nur 47 Mogelpackungen.

Entwarnung gibt es für Kund:innen im Supermarkt jedoch nicht. Dem Verbraucherschutz zufolge wird aktuell zwar wieder weniger, dafür aber stärker getrickst. Bedeutet: Der Anstieg der Preise bei solchen Mogelpackungen liegt deutlich höher. Während es 2023 noch rund 24 Prozent waren, lagen sie 2024 bei 31,5 Prozent. "Die fünf höchsten Preissteigerungen lagen im Bereich von 100 Prozent und mehr – einen so drastischen Anstieg haben wir 2023 nur ein Mal registriert", erklärt Valet.

Eigentlich ist die Inflationsrate gesunken, dennoch glaubt er nicht, dass Kund:innen sich auf merklich sinkende Preise freuen dürfen. Valet rechnet mit weiteren Preissteigerungen oder zumindest Stagnation auf hohem Niveau. Skin- oder Shrinkflation wird demnach bei einigen Herstellern nicht verschwinden.

Experte: Teure Preise teils losgelöst von den tatsächlichen Kosten

Teils wird das mit hohen Rohstoffpreisen begründet. Doch nur bedingt sind diese tatsächlich berechtigt, etwa bei Orangen, Kaffee und Kakao, wo "noch ordentlich Druck im Kessel" sei. Aber: "Gerade bei Lebensmitteln ist der Verkaufspreis manchmal entkoppelt von tatsächlichen Herstellungs- oder Rohstoffkosten, auch wenn Hersteller dieses Narrativ gerne bedienen", sagt Valet laut "Wirtschaftswoche".

Das Ziel sei, das Preisniveau zu halten und zu testen, welche Preise die Verbraucher:innen bereit sind, noch zu zahlen.

Letztlich wird also die Nachfrage entscheidend für die weitere Preisentwicklung bei vielen Produkten sein. Dafür müsste sich allerdings auch an der Kennzeichnung ei Mogelpackungen etwas ändern.

Mogelpackungen: Forderung nach besserer Kennzeichnung

Verbraucherschützer:innen fordern bereits seit Langem eine bessere Kennzeichnung bei Mogelpackungen. Deutschland hinkt diesbezüglich im Vergleich zu Ländern wie Ungarn oder Frankreich hinterher. Dort müssen Mogelpackungen einen Hinweis auf der Verpackung haben. In Brasilien seien sogar Warnhinweise direkt auf der Verpackung vorgeschrieben, sagt Valet.

Ganz anders in Deutschland. Er kritisiert die zu lasche Handhabung hierzulande. "In der Regel sind bis zu 30 Prozent Luft in der Packung erlaubt, in manchen Fällen sogar mehr", sagt der Verbraucherschützer. Besser wäre es, wenn alte und neue Füllmengen oder die prozentuale Reduzierung des Inhalts angegeben werden müssten. Er fordert zudem, dass bei geringerem Inhalt auch die Verpackung kleiner werden sollte.

Syrien-Tourismus hofft auf Revival – aber Sicherheit ist nicht das einzige Problem

In einem historischen Kampf gegen den syrischen Diktator Baschar al-Assad nahmen Rebellentruppen am 8. Dezember 2024 die Hauptstadt Damaskus ein. Ein unvergesslicher Tag.

Zur Story