Fast jeder Mensch kennt sie: diese eine Erinnerung, die ein unvergleichliches Gefühl von Nostalgie hervorruft. Oft stammt sie aus der Kindheit, vielleicht ein kleiner Akt liebevoller Fürsorge oder ein Moment, in dem man zum ersten Mal Freiheit gespürt hat.
Manchmal tauchen diese Erinnerungen ganz unvermittelt im Alltag wieder auf. Ein Geruch, ein Lied oder eine kleine Geste reicht aus, um das Unterbewusste anzustoßen und verborgene Emotionen an die Oberfläche zu holen.
Genau dieses Prinzip machen sich Werbetreibende seit Langem zunutze. Ihre Kampagnen sollen Konsument:innen nicht nur informieren, sondern berühren und im Idealfall ein vertrautes Gefühl hervorrufen, das eine Nähe zur Marke schafft.
Besonders deutlich zeigt sich das in der Vorweihnachtszeit. Dann überschlagen sich die Spots, die auf Wärme, Geborgenheit und familiäre Nähe setzen. Emotionen werden zu einem festen Bestandteil des Wettbewerbs um Aufmerksamkeit. Dass das nicht der einzige Zeitpunkt sein muss, in dem die Strategie aufgeht, zeigt Aldi Süd in einer neuen Werbekampagne.
"Selbst die kleinsten Dinge können Erinnerungen wecken", schreibt Aldi im derzeitigen Clip. In dem Video, das weniger an Supermarkt-Werbung, als an Kinoleinwand erinnert, geht es also um genau diese besonderen, nostalgischen Gefühle.
"Bei Esra sind es die Minzbonbons von Aldi Süd, die sie an ihre Kindheit bei Oma erinnern," verkündet Aldi Süd. Dann folgt ein Video, das eben genau das verkörpert. In einem Rückblick zu der jungen Esra, wird an Emotionen nicht gespart.
1997 in Villingen-Schwenningen: Esras Oma erklärt ihr, Minzbonbons seien "besser als Schokolade". In der nächsten Szene erhält Omas "Liebling", Esra, nach ihrer Hilfe beim Abwasch sogar eins der beliebten Bonbons als "Belohnung". Mystisch erklärt die Omi: "Wenn man das Bonbon dreht, dreht sich die Zeit zurück", herrlich für die kindliche Fantasie.
Der Clip endet mit dem Slogan: "Gutes für Esra. Gutes für Alle." Die Kampagne wird über die Social-Media-Accounts von Aldi Süd und auch über Streamingportale im Vertriebsgebiet ausgespielt.
Mit Stand vom 13.09.25 verzeichnet das Video bereits 7,4 Millionen Aufrufe auf Tiktok. Damit ist es einer der erfolgreichsten Beiträge von Aldi Süd in jüngerer Zeit. Die Community reagiert euphorisch: "Jetzt muss ich schon wegen Aldi Werbung weinen", kommentiert ein User etwas.
Am Ende setzt der Clip auf einen klaren Call to Action: "#AldiStory: Alle haben eine. Erzähl uns deine." Die Rechnung geht auf: Zahlreiche Nutzer:innen in den Kommentaren teilen persönliche Erinnerungen an ihre Großmütter und bedanken sich bei Aldi für die gelungene Werbung.
Es ist nicht der erste Werbeclip Aldis in dieser Art. Schon der Auftaktfilm "Cans AldiStory" vor knapp einem Jahr stellte die Verbindungen in den Mittelpunkt, die Aldi-Produkte innerhalb einer Familie schaffen.
Im Rahmen der "Aldi Stories" werden bislang auffallend viele Geschichten mit türkischem Bezug erzählt. Gleichzeitig sind die Kampagnen nicht ausdrücklich als spezieller Aufruf für die türkeistämmige Community in Deutschland inszeniert, wie "Horizont.net" berichtete.
Denn die Erzählung ist so angelegt, dass sie unabhängig vom ethnischen Hintergrund verständlich und anschlussfähig bleibt, gleichzeitig aber durch ihre Bildsprache gerade für Menschen mit Migrationsgeschichte eine besondere Relevanz gewinnt. Dieses Vorgehen ist neuartig und dürfte auch andere Händler:innen unter Zugzwang setzen.
Gleichzeitig macht "Aldi Stories" deutlich, dass Handelsmarken zunehmend auch mit emotional aufgeladenen Erzählungen arbeiten, ähnlich wie es klassische Marken seit Langem tun.