Im Supermarkt müssen Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit tiefer in die Tasche greifen als noch vor ein paar Monaten. Die Inflation und der Angriffskrieges gegen die Ukraine treiben die Preise ordentlich in die Höhe. Laut der Hamburger Verbraucherzentrale (VZ) steht die Kundschaft nun vermehrt vor einem weiteren Problem: der sogenannten "Shrinkflation" bei Handelsmarken.
Die "Shrinkflation" ist also in vollem Gange: weniger Inhalt für das gleiche oder mehr Geld. Für Verbraucher ist diese Abzocke auf den ersten Blick nur schwer zu erkennen.
Solche Produkte hält die Hamburger VZ in ihrer sogenannten Mogelpackungsliste fest. Demnach seien kürzlich immer mehr Beschwerden versteckter Preiserhöhungen eingegangen. Dabei fällt auf: Es handelt sich nicht, wie sonst, vorwiegend um Markenprodukte, sondern in erster Linie um No-Name-Produkte.
Das liegt nicht zuletzt am Eigenmarken-Trend: Eigenmarken der Supermärkte gewinnen durch die aktuelle Situation immer mehr an Bedeutung. Denn sie können häufig mit guter Qualität mit günstigeren Preisen punkten.
Ganze 25 Prozent der auf der Mogelpackungsliste erfassten Produkte aus den ersten sechs Monate des laufenden Jahres werden Handelsmarken zugerechnet. Im Vergleich dazu lag der Teil der Eigenmarken auf der Liste während der vergangenen zwei Jahre bei nur 14 Prozent.
"Vermutlich ein Trend für die kommenden Monate", schreibt die VZ. Denn die Preise für Energie und Rohstoffe steigen weiter. Der Handel versuche, gestiegene Kosten an die Kundschaft weiterzugeben – ohne sie zu verprellen, wie die Verbraucherzentrale Hamburg schreibt.
Wegen der momentanen Situation würden die Menschen vermehrt zu No-Name-Produkten greifen und die Mogelei dabei nicht bemerken, schreibt die VZ.
"Schließlich werben viele Supermärkte und Discounter mit den niedrigen Preisen ihrer eigenen Marken", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg gegenüber der "Lebensmittel Zeitung (LZ)". Und: "Das Schrumpfen des Inhalts ist daher das Mittel der Wahl."
Eine Mogelpackung war laut "LZ" im vergangenen Monat besonders dreist: die Lammsteaks der Marke Jack’s Farm von Aldi Nord und Aldi Süd. Anstatt 400 enthielten sie nur noch 300 Gramm. Der Preis aber blieb unverändert bei 6,99 Euro. Das entspreche einer versteckten Preiserhöhung von 33 Prozent.
Damit nicht genug: Auch mehr doppelte Preissteigerungen wurden beobachtet. Dabei wird die Füllmenge in einer Packung reduziert, während gleichzeitig der Handel den Preis erhöht. Doppelte Preissteigerungen seien in den vergangenen zwei Jahren bei 18 Prozent der Produkte auf der sogenannten Mogelpackungsliste festgestellt worden.
Dabei handele es sich am Ende um eine Win-Win-Situation, erzählt Valet. "Für beide, die Unternehmen der Lebensmittelindustrie und des Einzelhandels." Der Verbraucher hat dabei jedoch das Nachsehen.
Valet berichtet zudem, dass Händler nun nicht nur bei der Markenware mitmischen, sondern "auch aktiv Shrinkflation für ihre eigenen Produkte" betrieben. So sei es nicht ungewöhnlich, dass "deren Inhalt schrumpft und sie wenn nötig zusätzlich an der Preisschraube drehen."
(and)