Supermärkte sind für uns alle ein fester Bestandteil des Alltags – wir gehen rein, füllen unseren Einkaufswagen und denken oft nicht weiter darüber nach. Doch hinter den Produkten, die in den Regalen stehen, steckt oft eine komplexe Lieferkette, in der es nicht immer fair zugeht.
Menschenrechte spielen dabei eine große Rolle: Von den Arbeitsbedingungen auf Plantagen bis hin zu den Löhnen in Fabriken gibt es weltweit Missstände. Auch hierzulande stehen Supermärkte in der Verantwortung, faire Handelspraktiken zu unterstützen.
Verbraucher:innen verlassen sich bei der Entscheidung im Supermarkt oft auf Nachhaltigkeitssiegel. Doch noch nicht mal diese garantieren eine faire Produktion. Das wird nun etwa Edeka vorgeworfen.
Die NGOs Foodwatch und European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) haben zusammen mit Betroffenen aus einem Anbaugebiet in Guatemala eine Beschwerde beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gegen Edeka eingereicht. Dem Supermarkt-Konzern wird vorgeworfen, nicht genug gegen Menschenrechts- und Umweltdelikte in seiner Lieferkette vorzugehen.
Edeka soll demnach zuständig sein, weil die Delikte einen Palmölzulieferer betreffen, dessen Öl laut dem "Spiegel" wiederum ein Produzent für Margarine und Pflanzenfett von "Gut & Günstig" nutzt – Edekas Eigenmarke.
Die NGOs haben demnach eine Reihe an Vorwürfen:
Die Vorwürfe sind also schwerwiegend. Nach dem Lieferkettengesetz wäre Edeka seit 2023 verpflichtet, dagegen vorzugehen. Nichtsdestotrotz soll der Konzern laut den NGOs nicht ausreichend reagiert haben – obwohl Edeka bereits 2019 zum ersten Mal über die Zustände informiert worden sein soll.
Die Supermarkt-Kette sieht das anders. Laut dem "Spiegel" weist Edeka darauf hin, dass sein Palmöl mit dem Siegel des Runden Tischs für Nachhaltiges Palmöl (RSPO) zertifiziert sei. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Fair-Trade-Siegel. Das RSPO habe laut Edeka nach den Vorwürfen 2024 zwei von fünf beanstandeten Ölmühlen die Zertifizierung entzogen.
Die NGOs wiederum sehen darin demnach eine Bestätigung dafür, dass die beklagten Zustände gravierend sind. Für Edeka aber ist das Vorgehen ein Nachweis dafür, dass das System auch im Beschwerdefall funktioniert und die Lieferketten geschützt werden. Menschenrechts- und Umweltanliegen seien dem Konzern wichtig und von den Verstößen distanziere er sich.
Edeka verteidigt sich zudem damit, mit dem Lieferanten in Guatemala nicht direkt zusammengearbeitet zu haben. Nach den Vorwürfen habe er in engem Austausch mit dem Fair-Trade-Siegel RSPO Konsequenzen gezogen.
"Entdeckte Missstände erlauben uns, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um langfristig an nachhaltigen Lieferketten zu arbeiten", erklärt Edeka demnach zur Zusammenarbeit mit RSPO und betont, dass es nur zertifiziertes Palmöl nutzt.
Die NGOs bleiben demnach jedoch skeptisch. "Auf Nachhaltigkeitsversprechen ist oft kein Verlass", erklärt Rauna Bindewald von Foodwatch und erinnert Edeka daran, dass nicht nur Siegel wie das RSPO selbst, sondern auch die Supermarktkette eine Verantwortung trage.
Demnach habe Foodwatch Edeka bereits Anfang 2024 wegen "Irreführung" durch das betroffene Siegel für Palmöl verklagt. Auch damals ging es um den Vorwurf, das verwendete Palmöl wäre als "fair" verkauft, obwohl Menschen und Umwelt ausgebeutet werden.