Derzeit diskutieren Politiker:innen in Deutschland noch, wie es hinsichtlich der Kontrolle fairer Produktionsbedingungen in anderen Ländern weitergeht. Stichwort: Lieferkettengesetz. Gleichzeitig gibt es im Einzelhandel bei diesem Thema viel Bewegung.
Die Palette an Produkten mit entsprechenden Siegeln wächst zum Beispiel seit Jahren, immer mehr Unternehmen betonen, dass ihre Waren unter vernünftigen Bedingungen entstanden sind, sei es nun Kosmetik, Kleidung oder Kaffee.
Nun ist es so, dass faire Produktionsbedingungen für höhere Produktionskosten sorgen, etwa wegen höherer Löhne oder besserer Arbeitsbedingungen. Und das sorgt wiederum für höhere Preise. Eigentlich etwas, das Verbraucher:innen abschrecken könnte. Doch das ist nicht der Fall.
Die inflationsbedingt gestiegenen Preise und die damit einhergegangene geringere Konsumnachfrage hatte 2023 keine negativen Auswirkungen auf das Geschäft mit fair gehandelten Produkten.
Im Gegenteil: Der faire Handel habe sich "solide entwickelt und einmal mehr seine Resilienz im Einsatz für globale Gerechtigkeit bewiesen", erklärt Matthias Fiedler, Geschäftsführer des Forum Fairer Handel (FFH).
Die Organisation behält im Blick, dass Unternehmen, die für faire Bedingungen in den Produktionsländern werben, diese auch wirklich umsetzen. Zu den Partner:innen gehören etwa Fairtrade und Fair For Life.
Verbraucher:innen gaben knapp 2,34 Milliarden Euro für faire Produkte aus – ein Plus von 7,3 Prozent im Vergleich zum kriselnden Wirtschaftsjahr 2022, wie aus der FFH-Jahresbilanz hervorgeht.
Verbraucher:innen gaben im vergangenen Jahr pro Kopf durchschnittlich 27,61 Euro für fair gehandelte Lebensmittel, Textilien und Handwerksprodukte aus. Der Löwenanteil floss in Lebensmittel.
Am gefragtesten war Röstkaffee. 38,6 Prozent des Gesamtumsatzes machte er aus, ist damit "ungeschlagener Champion" des fairen Handels. Zudem ist laut Fiedler der Umsatz mit Kaffee aus fairem Handel um 16 Prozent gestiegen.
Dass Kaffee am beliebtesten ist, kann verschiedene Ursachen haben. Erstmal ist Kaffee das beliebteste Getränk der Deutschen. Der jährliche Pro-Kopf-Konsum von Kaffee lag zum Beispiel im Jahr 2022 bei 167 Litern. Zum Vergleich: bei Bier waren es nur 91,9 Liter.
Die Kaffee-Leidenschaft gepaart mit einer wachsenden Auswahl an fair gehandelten Marken dürfte geholfen haben, die Produkte an die Spitze der Liste zu setzen.
(Mit Material von dpa)