So richtig läuft es noch nicht in der Flugbranche, also hinsichtlich Nachhaltigkeit. Die Emissionen im Flugverkehr sind nach wie vor hoch. Zwar wird auch an weniger umweltschädlichen Alternativen zum klassischen Kerosin gearbeitet, etwa Wasserstoff oder Treibstoff aus Holz, doch das geht nur schleppend voran.
Dann wären da noch Elektro-Flugzeuge. Da gibt es aber einen entscheidenden Haken: Die Akkus sind viel zu schwer, um gleichzeitig viele Passagiere auf einen Flug, sei es auch nur für eine Kurzstrecke, mitzunehmen. Ein niederländisches Start-up will hier aber einen großen Schritt nach vorne gemacht haben. Und sagen wir mal so, es klingt vielversprechend.
Das Start-up Elysian hat Pläne für ein vollelektronisches Regionalflugzeug mit einer Reichweite von 805 Kilometern und Platz für 90 Passagiere. Die Maschine soll in der Lage sein, 90 Prozent weniger Schadstoffe in die Luft zu blasen als herkömmliche Flugzeuge.
"Viele Experten sagen, dass man eine Batterietechnologie braucht, die über das hinausgeht, was bis 2050 verfügbar sein wird, um eine vernünftige Reichweite und Nutzlast zu erreichen", sagt Reynard de Vries, Direktor für Design und Technik bei Elysian zu "CNN".
"Man kann mit batteriebetriebenen Elektroflugzeugen viel weiter fliegen, als die meisten Studien behaupten – wenn man die richtigen Entscheidungen trifft." Das Flugzeug mit Bezeichnung E9X soll Produkt dieser Entscheidungen sein. Allerdings existiert es erstmal nur auf dem Papier.
Bekannt ist aber das besondere Design: Die E9X soll über acht Propellertriebwerke verfügen, wodurch es optisch an ein gedoptes Retro-Flugzeug erinnert. Mit einer geplanten Spannweite von fast 42 Metern ist es sogar größer als eine Boeing 737, das weltweit breiteste Passagierflugzeug.
Im Vergleich soll die E9X, wenn sie denn fertig ist, jedoch nur halb so viele Passagiere mitnehmen können. Grund ist ein schmalerer Rumpf. Der soll die aerodynamischen Eigenschaften verbessern. Schwerer als herkömmliche Passagierflugzeuge wird es dennoch, allein wegen der Batterien. Deshalb musste de Vries hinsichtlich Struktur umdenken.
Ein erstes maßstabgetreues Modell der E9X soll es in zwei, drei Jahren geben, einen Prototyp bis 2030. Das Design ist in Kooperation mit der Technischen Universität Delft entstanden, eine niederländische Institution. Dabei entstand auch die Idee, die Batterien in den Flügeln unterzubringen, da dort der Auftrieb erzeugt werde, sagt de Vries.
Auch andere Unternehmen arbeiten bereits an umweltfreundlicheren Flugzeugen, die sogar noch früher als die E9X in Einsatz kommen sollen. Da wäre etwa ZeroAvia, ein amerikanisches Start-up, dessen wasserstoffbetriebenes Flugzeug bereits einen erfolgreichen Testflug absolviert hat. Insgesamt 19 Sitzplätze soll es bieten.
Das israelische Unternehmen Eviation will sein Elektro-Flugzeug mit Platz für neun Passagiere und einer Reichweite von gut 460 Kilometern bereits 2027 in Betrieb nehmen. Auch in Deutschland tut sich was: Das Start-up Vaeridion arbeitet an einem elektrischen Neunsitzer mit einer Reichweite von 500 Kilometern.
Die Konkurrenz ist groß, doch so ambitioniert wie Elysian ist noch keines der aktuellen Projekte. Sollte der Schritt vom Papier zum fertigen Flugzeug gelingen, wäre das ein gewaltiger Sprung für die Luftfahrtbranche.