
In Indien gibt es Kokosnüsse wie Sand am Meer, noch.Bild: imago images / NurPhoto
Supermarkt
Die Kokosöl-Preise explodieren, in Indien haben sie sich fast verdreifacht. Dürren und Klimawandel treiben den Preis in die Höhe. Das hat auch Auswirkungen auf ein aktuell sehr gefragtes Getränk.
20.08.2025, 15:3920.08.2025, 15:39
Kokosöl ist längst nicht mehr nur in asiatischen Küchen zu Hause. Auch in Smoothies, Cremes oder Shampoos hat es weltweit Fans gefunden. Doch jetzt droht die nächste Preis-Schockwelle: Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters dürfte Kokosöl in den kommenden Monaten noch teurer werden.
Der Preis könnte sich laut der International Coconut Community (ICC) bei 2500 bis 2700 US-Dollar pro Tonne einpendeln – 2023 lag er noch bei rund 1000 Dollar. Ein Rückgang unter 2000 Dollar? Kaum denkbar, meinen Händler:innen laut einer Analyse des Nachrichtenportals Reuters.
Preisanstieg bei Kokosöl: Indien besonders betroffen
In Indien, dem größten Verbrauchermarkt für Kokosöl, sind die Preise bereits explodiert: Innerhalb von weniger als zwei Jahren haben sie sich fast verdreifacht – auf einen Rekordwert von 423.000 Rupien pro Tonne (rund 4176 Euro).
Für viele Familien ist das unbezahlbar geworden: "Ich werde fürs tägliche Kochen auf Sonnenblumenöl umsteigen und Kokosöl nur noch für besondere Gerichte nutzen", sagt beispielsweise Leelamma Cherian aus Kerala laut einem Bericht des "Market Screener".
Gründe für den Preisanstieg gibt es gleich mehrere. Das steckt hinter der Preisrallye:
- Klimawandel: Dürren, Hitzeperioden und plötzliche Starkregen setzen Plantagen zu. Irgendwo fällt immer eine Ernte aus – sei es in Indonesien, Malaysia oder auf den Philippinen.
- Kokoswasser-Hype: Social Media hat Kokoswasser als Superdrink gepusht. Landwirte ernten deshalb früher, um die grünen Nüsse zu verkaufen – was wiederum weniger reife Nüsse für Öl und Kopra bedeutet.
- Stagnierende Produktion: Seit Jahrzehnten liegt die weltweite Produktion bei rund 3,67 Millionen Tonnen. Alte Bäume, zu wenig Investitionen und fehlendes hochwertiges Saatgut verhindern Wachstum.
- Kosmetik-Boom: Auch die Beauty-Industrie treibt die Nachfrage hoch. Haut- und Haarpflegeprodukte setzen zunehmend auf Kokosöl.
Kokoswasser: Social Media befeuert den Engpass
Kokosöl ist damit ein weiteres Beispiel dafür, wie Tiktok und Instagram die Lebensmittelbranche verändern: Während Chips, Energy-Drinks und Dubai-Schokolade schon durch die Decke gingen, erlebt auch Kokoswasser gerade seinen Social-Media-Moment. Die hohe Nachfrage kommt mit Folgen: weniger reife Nüsse, weniger Öl, höhere Preise.
Die hohen Preise haben Landwirte zwar motiviert, neue Flächen zu bepflanzen. Doch das Angebot an Setzlingen in Baumschulen ist schon erschöpft.
Außerdem dauert es vier bis fünf Jahre, bis neue Bäume Erträge bringen. Ein schneller Preisrückgang ist daher ausgeschlossen.
Ein Liter Saft, ein paar Cent Unterschied – mehr braucht es nicht, um den Markt in Bewegung zu setzen. Aldi legt vor, die Konkurrenz schaut nervös. Was wie Kleinkram klingt, ist Teil eines großen Spiels.
Es gibt kaum eine Koalition, die so stabil ist wie die zwischen Brot, Kaffee und Saft. Sie hält seit Jahrzehnten und übersteht jede Krise. Manchmal gerät sie ins Wanken, aber am Ende landet doch wieder das Gleiche auf dem Tisch.