Die Deutschen essen weniger Fisch. Der Branchenverband Fisch-Informationszentrum (FIZ) schätzt den Pro-Kopf-Verbrauch für das vergangene Jahr auf 12,5 Kilogramm. Das sind 8,8 Prozent weniger als noch im Vorjahr.
Der gesunkene Fischkonsum könnte mit den gestiegenen Preisen zu tun haben. Denn laut der Erhebung erreichte Speisefisch mit 12,13 Euro pro Kilo einen neuen Höchststand.
Besonders beliebt ist hierzulande der Alaska-Seelachs, der auch in Fischstäbchen verarbeitet wird. Für die panierten Sticks könnte nun allerdings eine echte Preisexplosion drohen.
Denn der russische Alaska-Seelachs könnte bald auf der EU-Sanktionsliste landen, wie die "Welt" berichtet. Laut dem Branchenverbandes AIPCE wurden 2022 mehr als 70 Prozent des Alaska-Seelachses in der EU aus Russland importiert, das FIZ schätzt den Import in Deutschland momentan gar auf 85 Prozent.
In den 14 Sanktionspaketen, die die EU seit dem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine 2022 gegen Russland verhängt hat, waren Lebensmittel bisher ausgenommen. Lediglich die luxuriösen Fischeier Kaviar und Krebstiere stehen bereits seit 2022 auf der Sanktionsliste.
Laut "Welt" könnte nach der Sommerpause auch ein Einfuhrverbot von Frischfisch bei der EU-Kommission Thema werden. Die baltischen Staaten trieben das Vorhaben voran, heißt es in dem Bericht.
Insbesondere Litauen beklage sich über russischen Fischfang in seinem Hoheitsgebiet. Vilnius fordere ein Vorgehen dagegen, inklusive einer Beschränkung des russischen Fischexports.
Da es in Deutschland mit nur noch sechs Hochseetrawlern kaum noch Hochseefischerei gebe, sei die Fischverarbeitung auf Importe angewiesen, heißt es in dem Bericht.
Ein Sanktionspaket könnte gravierende Folgen für die deutsche Fischbranche haben. "Es drohen enorme Verteuerungen. Der deutsche Markt ist auch auf Fisch aus Russland angewiesen. Auf Seelachs und Kabeljau können wir nicht verzichten", sagt Stefan Meyer, Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels gegenüber "Bild".
Bei einem Import-Stopp drohe ein Risiko der Rohwarenverknappung und Lieferunterbrechungen, betont Meyer. "In der Fischverarbeitung wären plötzlich rund 1000 Jobs bedroht. Drei Jahre würden reichen, unsere Branche zu töten."
Der Wegfall des russischen Fisches könne nicht ausgeglichen werden, wie Meyer gegenüber "Welt" betont: "Es gibt auf der ganzen Welt aktuell keine zweite Fischerei, die die erforderlichen Mengen und dann noch das Nachhaltigkeitssiegel bieten." Der zweitgrößte Exporteur von Seelachs sind die USA.
Fischstäbchenhersteller wie Frosta suchen nach Alternativenfischarten für das beliebte Tiefkühlprodukt. "Die Möglichkeiten, auf andere Fischarten auszuweichen, sind aber begrenzt. Das hat vor allem mit dem Geschmack zu tun", sagt Felix Ahlers, Vorstandsvorsitzender von Frosta der "Welt".
Laut der Zeitung kämen Wildfische wie Kabeljau und Seelachs, aber auch Zuchtfische wie Tilapia oder Pangasius in Betracht. Kap-Seehecht aus namibischen und südafrikanischen Gewässern seien ebenfalls eine Alternative.