Faszinierend an Ökosystemen ist unter anderem die Frage, wer auf wessen Speiseplan landet, wer frisst wen? Letztlich macht Antagonismus das Leben für viele irgendwie interessant, also zumindest in einer wettbewerbsorientierten Welt. Auch Paläontolog:innen umtreiben diese Gedanken. Schließlich arbeiten sie auch daran, Nahrungsketten zu rekonstruieren.
Sie wollen herausfinden, wer die Spitzenräuber eines Ökosystems waren, wollen wissen, mit wem diese konkurrierten und wer sich im Dickicht vor ihnen verstecken musste. Reinste Detektivarbeit, denn letztlich gelingt das nur über Fossilien. Ein Team in Australien hat nun anhand von neuen Funden frische Erkenntnisse über die australische Raubsaurierwelt sammeln können.
Dank Fossilfunden von Raubsaurieren aus dem australischen Bundesstaat Victoria konnten Paläontolg:innen der Monash University sehen, wie genau die Dino-Nahrungskette in der frühen Kreidezeit aussah. Die Funde sind zwar schon älter, lagen teils seit Jahrzehnten in Museumssammlungen, doch eine richtige Analyse hat es noch nicht gegeben.
Eine Auswertung stellte heraus: Die Fossilien gehören zu verschiedenen Gruppen von Raubsauriern. Ein Teil lässt sich den sogenannten Megaraptoridae zuordnen. Sie zeichnen sich durch ihre Länge von bis zu sieben Metern und verlängerte, sensenartig scharfe Handklauen aus.
Interessant dabei ist, dass die Knochen von den weltweit ältesten bekannten Überresten dieser Tiergruppe stammen. Diese könnten Aufschluss über die Evolutionsgeschichte der Raubdinosaurier verraten, die für Paläontolog:innen und Dino-Nerds als Top-Prädatoren durchgehen. Möglicherweise haben sie ihren Ursprung in Australien.
Neben den Megaraptoriden konnten die Forscher:innen eines der Fossilien den sogenannten Unenlagia zuordnen. Ebenfalls ein Raptor, nur eben deutlich kleiner und ausgestattet mit Federn und Flügeln, wodurch sie mehr Urvögeln ähneln. Zuletzt konnten sie noch Fossilien den Carcharodontosauriern zuordnen.
Diese Entdeckung sei bahnbrechend, da es sich um den ersten Nachweis dieser Gruppe auf australischem Boden handele. Die Art gilt als die größte unter den Raubsauriern. Ein Vertreter ist der südamerikanische Giganotosaurus. Ärgerlich nur, dass die australischen Vertreter mit einer Länge von bis zu vier Metern wohl deutlich kleiner waren.
"Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Raubtierhierarchie in Victoria von der in Südamerika unterscheidet, wo die Carcharodontosaurier eine Tyrannosaurus-rex-ähnliche Größe von bis zu 13 Metern erreichten und die Megaraptoridae überragten", heißt es in der zugehörigen Publikation. Das Ökosystem in Victoria stand offenbar auf dem Kopf.