Pferdesport und Tierquälerei gehen leider immer wieder Hand in Hand. Heath Ryan, australischer Dressur-Olympionike von 2008, wurde nun von sämtlichen nationalen und internationalen Reitwettbewerben ausgeschlossen.
Und das aus gutem Grund: Kürzlich tauchte ein Video von Ryan auf, auf dem er ein Pferd wiederholt schlägt, während er auf dem Tier sitzt. 42 Mal in 30 Sekunden prügelt er mit seiner Gerte auf das Hinterteil des Pferdes ein.
Das verstörende Material machte schnell die Runde. Ryan, mittlerweile 66 Jahre alt, meldete sich am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite zu Wort und bestätigte, dass das Video echt ist.
Aber: Er verteidigt sein Verhalten als Teil einer "Rettungsmission".
Laut Ryan stammt das Video von einem Vorfall, der zwei Jahre zurückliegt. Damals sei der sechsjährige Wallach Nico bei ihm "abgeladen worden – auf dem direkten Weg zum Schlachter", nachdem der Vorbesitzer bei einem Reitunfall auf der Intensivstation gelandet war.
Ryan behauptet, er habe dem Pferd "eine letzte Chance" geben wollen, obwohl Nico für ihn "das gefährlichste Pferd" war, das er je geritten habe. "Ich bin so traurig, dass das gefilmt wurde", schrieb er. "Wenn ich an mich gedacht hätte, hätte ich Nico sofort zurückgeschickt. Aber ich wollte ihm wirklich helfen."
Im Video sieht man, wie Ryan dem jungen Pferd mehrfach heftig mit der Peitsche bearbeitet. Die Szene ist hart anzusehen und sorgt entsprechend für heftige Reaktionen.
Denn das Pferd tritt zwar unruhig mit den Beinen aufgrund der Schläge, macht jedoch nicht den Eindruck, gefährlich zu sein. Es rennt nicht, bockt nicht, wehrt sich nicht.
Laut Ryan war es damals "der allererste Ritt" mit Nico. In den darauffolgenden Einheiten habe sich der Wallach beruhigt, später sei er sogar an einen Grand-Prix-Reiter verkauft worden.
Dass der Clip jetzt plötzlich öffentlich geworden ist, nennt Ryan "tragisch". Für alle außer ihn selbst sei die Geschichte gut ausgegangen. "Ich hasse es, dass ich das tun musste", erklärt sich Ryan auf Facebook weiter. "Aber für Nico war das ein Wendepunkt. Ich werde nie wieder so reiten. Und ich hoffe, ich muss es auch nie mehr."
Equestrian Australia, der nationale Verband, reagierte prompt und sprach eine vorläufige Suspendierung aus. Die FEI, der internationale Reitsportverband, schloss sich an.
"Wir sind extrem besorgt über das, was in dem Video zu sehen ist", heißt es in einem Statement. "Der Tierschutz steht für uns an oberster Stelle." Gleichzeitig widerspricht der Verband Gerüchten, er habe versucht, das Video offline zu nehmen.
Der Fall Ryan kommt zu einem heiklen Zeitpunkt. Erst vor Kurzem wurde die britische Dressurreiterin Charlotte Dujardin, dreifache Olympiasiegerin, für ein Jahr gesperrt – ebenfalls wegen eines Videos, das sie beim Peitschen eines Pferdes zeigt. Und das ausgerechnet kurz vor den Spielen in Paris 2024, an denen sie in Folge nicht teilnehmen konnte.
In einer Sportart, die oft mit Eleganz, Harmonie und feiner Kommunikation wirbt, werden die Schattenseiten zunehmend sichtbarer und lassen Fragen offen: Wie viel Zwang steckt hinter der perfekten Kür?