Sport
Meinung

Olympia 2024: Eklats im Reitsport – lasst die Pferde endlich in Ruhe

210728 -- TOKYO, July 28, 2021 -- Charlotte Dujardin of Britain gestures during the equestrian dressage individual grand prix freestyle at the Tokyo 2020 Olympic Games, Olympische Spiele, Olympia, OS  ...
Dieses glückliche Grinsen dürfte Charlotte Dujardin inzwischen vergangen sein.Bild: imago images / Zhu Zheng
Meinung

Reitsport bei Olympia: Bitte einmal runter vom hohen Ross

28.07.2024, 09:59
Mehr «Sport»

Immer wieder gibt es Meldungen von Misshandlungen der Pferde beim Hochleistungsreitsport. Ob beim Pferderennen, das schon lange in der Kritik steht, weil hier die Tiere gelegentlich auf der Rennbahn sterben. Oder bei Olympia 2021 in Tokio, als Annika Schleu ihr Pferd im Fünfkampf über ein Hindernis prügeln wollte.

Und nun, kurz vor Olympia 2024, taucht ein Video auf, das die Karriere der britischen Dressurreiterin Charlotte Dujardin beendet. Dujardin ist darauf beim Training eines Pferdes zu sehen, sie schlägt das Tier wiederholt mit einer Peitsche.

Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden? Hier findest du unseren Broadcast-Channel.

Über Dujardin wurde bereits genug berichtet, inzwischen gibt es auch Konsequenzen für sie: Sie wurde vom internationalen Reitverband FEI suspendiert und wird nicht bei Olympia antreten.

Olympia 2024: Qualvolle Trainingsmethoden beim Reitsport

Doch das Video verdient eine sorgfältige Analyse und die liefert Janet Jones, promovierte Neurowissenschaftlerin und Pferdetrainerin im Pferdefachmedium "Horse Network": "Das Video zeigt, wie der menschliche präfrontale Kortex das bessere Urteilsvermögen eines Pferdetrainers übertrumpft – auf den ersten Blick ungewöhnlich, da der präfrontale Kortex für das menschliche Urteilsvermögen zuständig ist."

Jones schreibt hier Dujardin also ihr Urteilsvermögen als Trainerin ab. Autsch.

Autsch, wird sich auch das Dressurpferd gedacht haben, das in besagtem Video zu sehen ist. Es wird von einer Schülerin in einem sehr langsamen, versammelten Galopp geritten. Damit du das nicht googeln musst: Das heißt, dass das Pferd seinen Schwerpunkt nach hinten verlagert, sich vorne aufrichtet und sich bewusst bewegt und trägt. Es rennt also nicht einfach vorwärts und ist sehr ausbalanciert.

Das Pferd zeigt auch durchaus eine gute Leistung, aber Dujardin bemängelt, dass es seine Beine nicht genug hebt. Denn eine ausgeprägte Beinarbeit ist ein erwünschtes Merkmal bei Dressurwettbewerben auf hohem Niveau.

Um nachzuhelfen, verfolgt Dujardin Pferd und Reiter vom Boden aus mit einer langen Peitsche und schlägt in einer Minute 24 Mal auf die Hinterbeine des Pferdes. Das Pferd ist sichtlich verängstigt und versucht, der Peitsche auszuweichen, wird aber von der Reiterin in Position gehalten.

Der Reitsport ist ein brutales Business

Ich selbst reite, seit ich sechs Jahre alt bin, und leider schockiert mich dieses Video überhaupt nicht. Derartiges Verhalten ist in der Reitwelt keine Seltenheit. Ich bin bereits etwa zehn Jahre lang in verschiedenen Ställen geritten, bis ich auf einen Reitlehrer stieß, der nicht die komplette Reithalle zusammengeschrien hat, wenn etwas nicht so lief wie gewollt.

Ich habe gesehen, wie auf Pferde eingeschlagen wird, die nicht über ein Hindernis springen möchten, und wie Poloponys mit blutigen Mundwinkeln vom Spielfeld kamen, weil ihnen so im Maul herumgerissen wurde. Wie eine Stute fünf Stunden lang mit hochgebundenem Kopf in einer Box stehen musste, weil sie aus Angst nicht in einen Transporter gestiegen ist.

Nie mehr Olympia: Pferde sind kein Sportequipment

Es gibt laut Jones viele Möglichkeiten, Probleme im Training zu lösen. Eine davon sei, darauf zu bestehen, dass Dressurrichter:innen keine Reiter:innen mehr belohnen, deren Pferde extreme Beinbewegungen zeigen, und Wettbewerbe zu boykottieren, bis sie dies tun.

Jones nennt noch ein paar weitere Lösungen, doch um ehrlich zu sein, würde ich gerne bei dem Boykott bleiben. Um genauer zu sein: Ich würde gerne alle Disziplinen des Hochleistungsreitsports verbannen. Denn es kann nicht sein, dass Tiere regelmäßig den Preis für die Karrieregeilheit ihrer Reiter:innen zahlen. Dass sie am Ende der Rennstrecke zusammenbrechen, für mehr Beinbewegung geschlagen werden und viel zu jung eingeritten werden.

Wer gerne sportliche Leistungen erbringen möchte, soll das bitte auch selbst tun. Schwimmt, rennt, lauft Eiskunstlauf. Und wer Zeit mit Pferden verbringen möchte, soll das bitte in einem Rahmen machen, in dem gesichert keine Tierquälerei passiert.

Geht ausreiten, macht Bodenarbeit. Aber benutzt die Tiere nicht als Sportequipment, nicht für euren Erfolg und vor allem nicht als Ventil für Frust und Wut.

Niko Kovač beim BVB: Zoff laut Ex-Boss vorprogrammiert

Bei Borussia Dortmund haben ab Sonntag unter Neu-Trainer Niko Kovač drei Attribute höchste Priorität: absoluter Wille, ein großes Herz und die Bereitschaft für harte Arbeit, wird er bei seiner Vorstellung auf der BVB-Homepage zitiert.

Zur Story