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Markus Lanz diskutiert Amazonas-Waldbrände – dann platzt Wissenschaftler der Kragen

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Lanz diskutiert Brände im Amazonas – dann platzt einem Wissenschaftler der Kragen

28.08.2019, 17:28
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Die Waldbrände im südamerikanischen Amazonas beschäftigen seit Tagen die Weltgemeinschaft – und auch beim ZDF-Talk von Markus Lanz war der brennende Regenwald Thema. Dazu hatte sich Lanz den Wissenschaftsjournalisten Harald Lesch und den Südamerika-Experten Thomas Fischermann eingeladen.

Lesch, der auch aus verschiedenen TV-Formaten bekannt ist, erinnerte an die dramatische Klimakrise und meinte mit Blick auf den Brand im Amazonasgebiet: "Wenn wir Pech haben, könnte man sagen: Das war der Tropfen, der das Wasser zum Überlaufen gebracht hat."

Lesch verurteilt Brandrodungen in Südamerika

Der Autor Fischermann, der über seine Erfahrungen mit einem Mitglied des Tenharim-Stamms im Amazonasgebiet ein Buch geschrieben hat, erklärte: "Quasi alle dieser Feuer sind menschengelegt." Dahinter steckten Brandrodungen.

Was ist der Grund für die Brandrodungen? Fischermann meinte bei Lanz: "Kleine, mittlere Landwirte sagen sich: 'Es ist verboten, hier Land zu roden, aber ich mach das mal.'" Die Polizei habe kaum Kontrolle über die Geschehnisse auf dem Land, erklärte Fischermann. Die Politik ermutige Landleute zur Rodung – in einer Whatsapp-Gruppe hätten sich zahlreiche Brasilianer zu einem "Tag des Feuers" verabredet.

Südamerika-Experte Fischermann.
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Lesch nannte die Rodungen eine Art "Landsparbuch". Ganz nach dem Motto: "Es könnte irgendwann mal nützlich sein, und ich seh jetzt mal zu, dass ich mir das schon mal unter den Nagel reiße." Als großen Nutznießer der Brandrodungen sieht Lesch auch China, das auch schon in Afrika große Landflächen gekauft habe.

Experte bei Lanz: Indigene Völker werden im Regenwald "ausgerottet"

Mit Blick auf die Natur warnte Lesch: "Das sind genau die Aktionen, die wir nicht gebrauchen können." Lesch meint: Am Schicksal des Amazonas könnte sich auch die Zukunft des Planeten entscheiden. Fischermann berichtete, dass der Regenwald im Amazonasgebiet seit den 70iger Jahren bereits rund 20 Prozent seiner Fläche durch Brandrodungen verloren habe. Die indigenen Völker würden in der Folge "ausgerottet", meinte der Südamerika-Experte.

Lanz erinnerte an eine Passage aus Fischermanns Buch, in dem der Autor über seine Abenteuer mit einem Mitglied eines indigenen Stamms berichtet. Der Mann habe Fischermann gesagt: "Pass auf, wir könnten auch ein Schwein jagen. Aber das wäre viel zu viel Fleisch für uns beide. Deshalb jage ich jetzt den Affen – weil wir nichts verschwenden dürfen."

Fischermann sagte dazu: "Die größte Sünde ist für einen Tenharim, ein Tier zu töten und es liegen zu lassen." Die Schilderung der tragischen Lage der indigenen Völker bewegte auch Lesch. Er begann sich in Rage zu reden: "Bei denen geht es um Mitwelt und nicht um Umwelt. Wir wissen überhaupt nicht mehr, wie wir adäquat (auf die Klimakrise, Anm. d. Red.) reagieren sollen."

Harald Lesch regt sich bei Markus Lanz über Reaktionen auf Klimakrise auf

Die Diskussion über die Ursachen der Brandrodungen ärgerte Lesch, er forderte eine schnelle Reaktion der Weltgemeinschaft auf die Klimakrise: "Die Wissenschaften sagen uns: Wir haben keine große Zeit mehr für irgendwelche Belohnungsaktionen – ganz egal, was nun politisch opportun ist. Leider Gottes können wir nur noch die Fahne schwenken: Freunde, wir haben nicht mehr so viel Zeit. Entweder wir machen jetzt schnell das Richtige, und versuchen, so schnell wie möglich aus allem rauszukommen, was Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre bläst."

Lesch.
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Der Forscher warnte: "Oder wir werden uns mit Krisenszenarien beschäftigen müssen, von denen uns noch nicht einmal klar ist, was uns dabei droht." Lesch zeigte sich frustriert: "Das ist eine extrem widersprüchliche Situation: Alle guten Nachrichten aus Wissenschaft und Forschung werden gerne verwendet – für Allesmögliche. Aber sobald die gleiche Wissenschaft, die diese Qualitätsprodukte hervorbringt, sagt: 'Stopp. Wir ruinieren unsere Welt.' Dann heißt es: 'Nönönö, also das können wir jetzt politisch überhaupt nicht wollen.'"

Letztlich zeigte sich Lesch resigniert: "Wir sind alle als Menschen auf diesem Planeten extrem damit überfordert, welche Möglichkeiten wir haben und was wir tun könnten – wenn wir es denn nur tun wollten."

Für diese bedrückende Einsicht gab es vom Studiopublikum reichlich Applaus. Doch Lanz ging schnell zur Tagesordnung über: aktuelle Umfragen, die Landtagswahlen im Oktober. Die Klimakrise und der brennende Regenwald waren damit abgehakt.

(pb)

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