Besucher:innen, die über Kinositze stiegen, großflächig verteiltes Popcorn und Nachos im Saal – so in etwa soll es am Samstagabend in einem Essener und einem Bremer Kinosaal ausgesehen haben. Die Vorstellungen wurden abgebrochen – die Polizei rückte an. In Bremen mit "Großaufgebot", wie die dortige Polizei mitteilte. Angaben zum gezeigten Film machte sie keine.
Die Polizei in Essen schon: Dort soll sich der Vorfall während einer Vorstellung des US-Films "Creed III" ereignet haben. Keine Überraschung, denn während Aufführungen des Films über Boxsport ist es auch schon in anderen Kinos zu Zwischenfällen gekommen. Die Beamten vermuten, dass ein Tiktok-Trend dahinter stecken könnte, bei dem die Besucher:innen einen Abbruch der Vorstellung erzwingen wollen.
"Creed III" ist erst in der vergangenen Woche, am 2. März, in den deutschen Kinos gestartet. Damit wird es den Film noch für einige Wochen in den deutschen Kinosälen geben – und mit ihm die Möglichkeit weiterer Randale. Wie gehen Kinos damit um?
In Essen sei das Cinemaxx von einem Zwischenfall betroffen, heißt es auf Anfrage von watson seitens der Kino-Kette. Um welche Vorstellung es sich handelte, ging daraus nicht hervor. Die Sicherheit des Publikums und Mitarbeitenden habe oberste Priorität. Deshalb sei die örtliche Polizei mit einbezogen worden. Aufgrund der laufenden Ermittlungen könnten jedoch keine weiteren Angaben zu dem Vorfall gemacht werden.
Im Cinemaxx am Hamburger Dammtor ist es bereits am vergangenen Donnerstag bei der Premiere von "Creed III" zu einem Vorfall gekommen. Wie das "Hamburger Abendblatt" berichtet, sollen nicht nur Snacks, sondern auch Fäuste geflogen sein. Im Kinosaal soll es demnach zu einer regelrechten Massenschlägerei gekommen sein, bei der die Polizei mit rund 20 Streifenwagen vor Ort war.
Auch eine Sprecherin der Kino-Kette Kinopolis berichtet von entsprechenden Vorfällen. Die Räume seien "sehr stark verschmutzt" worden, erklärt sie gegenüber watson. Das habe zu einem "erheblichen Mehraufwand in der anschließenden Reinigung" geführt.
Ihrer Einschätzung nach steckt dahinter aber kein Tiktok-Trend. "Es scheint sich für uns nicht um einen Trend auf TikTok zu handeln, sondern der Film zieht ein Publikum an, für die TikTok ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens ist", erklärt die Kinopolis-Sprecherin und urteilt: "Es ist wirklich schade, dass sich dieses Benehmen häuft."
Auch das Cinestar, eine weitere große Kino-Kette, war bereits von Störungen durch "Creed III"-Besucher:innen betroffen, am vergangenen Wochenende "in zwei von bundesweit 598 Vorstellungen", heißt es laut Oliver Fock auf watson-Anfrage. Er ist der Geschäftsführer der bekannten Kino-Kette.
"Wir verurteilen dieses Verhalten aufs Schärfste", sagt Fock. Gleichzeitig bedanke man sich bei dem Publikum, "das einen angenehmen Kinoabend möglich macht und zu schätzen weiß."
Klar ist nun aber: Cinestar will auf die Vorfälle reagieren. "Für die kommenden Vorführungen haben wir nun an einigen Standorten zusätzlich Security eingeplant und halten im Vorfeld nach auffälligen Personen Ausschau", erklärt Fock.
Bei Fehlverhalten würde sich Cinestar zudem vorbehalten, ein Hausverbot zu erteilen und gegebenenfalls Schadenersatzforderungen zu stellen. Man geht jedoch davon aus, dass die "vereinzelten Störungen am vergangenen Wochenende die absolute Ausnahme bleiben werden". Sie seien sicher, auch zukünftig einen schönen Kinoabend möglich machen zu können.
Wie der "WDR" berichtet, hat auch die Kino-Kette Cineplex Deutschland bereits auf die Vorfälle reagiert. Cineplex setzt demnach ebenfalls auf den Einsatz von Security-Kräften. Geschäftsführer Kim-Ludolf Koch sagte dem Sender, dass diese nach den ersten Randale-Vorfällen am Freitagabend vor den Kinosälen positioniert worden sind. Auch Taschenkontrollen sollen dabei durchgeführt worden sein. Dabei sollen zum Teil Schlagringe, Messer oder andere kleinere Waffen gefunden worden sein.
Cineplex möchte das Problem grundlegend angehen. Laut Koch bemühe man sich gerade um ein Anheben der Altersbeschränkung von "Creed III" auf 16 Jahre. Bei Warner Brothers sei das bereits beantragt. Doch ein Anheben der Altersgrenze sei schwierig umzusetzen.
Auch der Tichelpark im nordrhein-westfälischen Kleve wurde von Störungen bei einer "Creed III"-Vorstellung überrascht. Sie wären von einem "Tsunami von entmenschlichtem, völlig außer Kontrolle geratenem Kinderpublikum" überrollt worden, heißt es auf der Facebook-Seite des Kinos. Es sei "ein Albtraum vorpubertärer Möchtegern-Rockys" gewesen, "die einfach mal die Sau herausgelassen haben".
Im Kinosaal soll es auch dementsprechend ausgesehen haben. Müll, verstreutes Popcorn und verschüttete Getränke – "Wie viel Frust hat sich da aufgestaut?", lautet die Frage seitens des Kinos. "Ihr habt für Eure Eltern heute keine ehrenvolle, sondern eine unwürdige und beschämende Visitenkarte hinterlassen", finden sie. Das sei überhaupt nicht cool. Auch der Tichelpark droht bei weiteren solchen Vorfällen mit Konsequenzen: zukünftig würden diese "polizeilich begleitet".