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Lost Places in Deutschland: 9 Tipps für einen ungewöhnlichen Tagestrip

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Der Reiz des Unheimlichen und Vergessenen: Lost Places sind als Ausflugsziel beliebt. Dieses Kinderbett steht im "Ferienheim Botanik" in Brandenburg. Bild: iStock / Getty Images Plus / Tim Berghman
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Sowjet-Flair und altes Luxushotel: Neun Lost Places in Deutschland, die faszinieren

03.11.2022, 20:59
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Ein Wohnhaus, in dem ein gedeckter Esstisch verstaubt oder ein leeres Schwimmbecken, in dem Bahnmarkierungen nun in der Luft zu schweben scheinen – das sind Lost Places. Orte, die schlagartig verlassen wurden und wie das Echo eines vergangenen Moments auf den Betrachter wirken. Viele Menschen fühlen sich von der morbiden Schönheit leergefegter Kliniken, Tunnel und Universitäten magisch angezogen.

Einige dieser Orte haben sogar eine gewisse Berühmtheit erreicht, so wie das "Ferienheim Botanik" in Brandenburg, in dem Kinder zu DDR-Zeiten ihre Ferien verbrachten. Dort stehen noch von der Zeit zerpflückte Stockbetten neben Puppen mit farblosen Augen, wie bereit zu einem schaurigen Spiel. Eine beliebte Fotokulisse für Besucher.

Doch wer einen der sogenannten Lost Places aufsucht, sollte ihn respektvoll behandeln. Nichts darf zurückgelassen (Müll!) und nichts mitgenommen werden, einige Orte sind zudem nicht ganz ungefährlich, also sollten Abenteuerlustige gut über die Gegebenheiten (zum Beispiel Einsturzgefahr, Schimmelbelastung) informiert sein und nie alleine ausschwärmen. Und: Egal, wie verlassen ein Gelände aussieht, es kann durchaus Eigentümer:innen haben. Wer sich auf eigene Faust Zugang ins Innere verschafft, begeht dann Hausfriedensbruch!

Wer gerne Lost Places besucht, aber kein Risiko eingehen möchte, kann oft auch Führungen buchen, der Reiseanbieter TUI hat hierfür sogar eine interaktive Karte geschaffen, bei der sich entsprechende Touren anzeigen lassen. Dort gelistet sind übrigens auch spannende Spots in unseren Nachbarländern.

Und nachdem all dies gesagt wurde: Hier kommen neun wunderschöne verlassene Orte in Deutschland, die du vielleicht noch nicht gesehen hast.

Haus der Offiziere in Brandenburg

Im brandenburgischen Zossen steht das "Haus der Offiziere" und die "Verbotene Stadt" – eine ehemalige sowjetische Garnison. Hier, im Ortsteil Wünsdorf, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg 60.000 sowjetische Soldaten untergebracht.

Auf dem Gelände, welches von "Genosse Lenin" immer noch in Form einer Statue bewacht wird, befinden sich typisch-repräsentative Sowjet-Gebäude mit Wandgemälden, einem Schwimmbecken und einem Konzertsaal. Eine Besichtigung ist nur mit Genehmigung oder im Rahmen einer Führung erlaubt.

Schellfischtunnel in Hamburg

Dieser Schienentunnel führte vom Bahnhof-Altona bis zum Altonaer Fischereihafen und wurde im Jahr 1876 eröffnet. Durch ihn sollten leicht verderbliche Lebensmittel schneller transportiert werden, sowie zum Beispiel Schellfisch, dem der Hafenbahntunnel Altona seinen Namen im Volksmund verdankt.

Im Zweiten Weltkrieg war der Tunnel ein inoffizieller Zufluchtsort vieler Hamburger vor Bombenangriffen. 1992 wurde der 960 Meter lange Eisenbahntunnel stillgelegt und erst in diesem Jahr wieder für Besichtigungen freigegeben.

Institut für Anatomie in Berlin

1929 wurde das ehemalige Institut für Anatomie an der Freien Universität Berlin gebaut. In den oberen Etagen befinden sich Hörsäle, Laboratorien und Büros, im Keller bis heute die Seziertische und Kühlkammern. 2005 wurde das Institut nach Berlin-Mitte verlegt und das alte Gebäude drei Jahre später verkauft: An den Discounterriesen Aldi, der es bis heute verfallen lässt.

Grand Hotel Waldlust in Baden-Württemberg

Als Spukschloss dient das "Grand Hotel Waldlust" im Schwarzwald häufiger als Kulisse für Horrorfilme – was jedem sofort einleuchtet, der durch die verlassenen Gänge des Hotels schreitet, die untergegangenen Luxus suggerieren.

Marmorsäulen, Himmelbetten und Kronleuchter zogen illustre Gäste seit 1902 an. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Hotel jedoch zum Lazarett umgebaut und steht nach zahlreichen Besitzerwechseln seit 2005 leer und zum Verkauf. Führungen und sogar Übernachtungen für Unerschrockene bietet ein gemeinnütziger Verein an.

Geisterdorf Lopau in der Lüneburger Heide

Das Gelände des heute unbewohnten "Geisterdorfs" Lopau befindet sich auf einem Truppenübungsplatz und darf daher nur betreten werden, wenn die Schranken geöffnet sind (!). In der Blütezeit lebten etwa 200 Einwohner in dem Dorf Lopau, auch eine Schule wurde hier gebaut.

Die Bundeswehr siedelte die Bewohner in den 70er-Jahren um und riss zahlreiche Gebäude ab. Einige sind aber noch erhalten (unter anderem Teile eines Bunkers) und zeugen von dem Leben, das hier einst herrschte. Wer von der Bundeswehr nicht hereingelassen wird, kann sich in der Umgebung zumindest über atmosphärische Heide-Idylle freuen.

Freisebad in Sachsen

Das 1887 von einem Arzt gegründete Freisebad in der Görlitzer Innenstadt wurde als "Kaltwasser-Heilanstalt" genutzt. Damals hatten nur wenige Wohnungen eigene Bäder und so sollte das öffentliche Bad, mit Schwimmbecken, Wannen-, Dampf und Heißluftbädern der Volksgesundheit dienen. Obwohl es finanziell immer eine wackelige Angelegenheit war, wurde das Gebäude bis 1996 weiter betrieben, zuletzt gehörte es der Stadt. Nun steht das wunderschöne Haus leer und wird nur partiell für Kulturveranstaltungen genutzt.

Haus der Näherin im Saarland

Zahlreiche Legenden ranken sich um dieses Haus, das aussieht, als sei es von einem Moment auf den anderen verlassen worden. Auf den Tischen liegt noch Gedeck, auf dem Plattenspieler eine LP und eine Karte gratuliert "Zur goldenen Hochzeit". In den Ecken der Wohnung fanden sich zahlreiche Nähanleitungen, weshalb das – inzwischen dem Vandalismus zum Opfer gefallene – Heim als "Haus der Näherin" bezeichnet wird.

Ein Grabkreuz mit der Aufschrift "Johann" und einem Todesdatum von 1960 lehnt an der Wand. Besucher schlussfolgerten, dass Johann's Frau hier als Witwe lebte, bis sie, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr da war. Koffer und zwei Autos ließ sie vor rund 30 Jahren (wie die aktuellsten Zeitungen im Haus mutmaßen lassen) zumindest zurück, sie verrotten nun in der Natur.

Ziemestalbrücke in Thüringen

Die eingleisige Stahlbrücke über dem Ziemesgrund wurde stillgelegt und steht inzwischen unter Denkmalschutz. Wer über die Gleise wandert, befindet sich in 32 Metern Höhe und kann eine schöne Aussicht in den Wald genießen. Auch deshalb ist die Brücke, die 115 Meter lang ist, inzwischen ein beliebtes Fotomotiv für Schienenfans, die hier sicher sein können, nicht doch noch von einem heranrollenden Zug erfasst zu werden.

Gasthof "Zum Schimmelwirt" in NRW

Dieser Gasthof wurde erst vor rund fünf Jahren geschlossen, wie die Kalenderblätter vor Ort suggerieren, doch der Verfall scheint schon Jahrzehnte vorher begonnen zu haben. Während einige Räume des Gasthofes so gut wie intakt zu sein scheinen, sind andere Zimmer komplett verrottet und insbesondere der schwarze, grüne und blaue Schimmel, der diesem Ort seinen klangvollen Namen einbrachte, ist überall zu finden.

Die plausibelste Vermutung für die Aufgabe des Hauses lautet unter Lost-Place-Fans denn auch: Ein Wasserrohrbruch hat so schwere Schäden verursacht, dass sich die Wiederinstandsetzung nicht mehr rentierte und der Gasthof nahe Solingen – samt Restaurant und Gästezimmer – aufgegeben wurde.

Supermarkt: Valensina will mehr als Saft-Marke sein – und kommt reichlich spät

Die Deutschen lieben Erfrischungsgetränke. Laut einer Erhebung des Branchenverbandes Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke tranken die Menschen hierzulande im vergangenen Jahr durchschnittlich 124,9 Liter an Softdrinks.

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