Als am 3. Juni bekannt wurde, dass FTI, Europas drittgrößter Reiseanbieter, pleite ist, saß der Schock tief bei Zehntausenden Reisenden. Rund 65.000 Urlauber:innen sollen aktuell mit FTI im Ausland unterwegs sein, viele stehen nun vor dem Scherbenhaufen ihres Urlaubs.
Für die Reisebranche ist es der größte Rückschlag seit der Pleite von Thomas Cook 2019. Anders als bei Thomas Cook gibt es inzwischen zwar den Deutschen Reisesicherungsfonds, der die Ausfälle absichert. Wer eine Pauschalreise gebucht hat, kann daher also davon ausgehen, die Zahlungen erstattet zu bekommen.
Wer allerdings nur Einzelleistungen wie eine Hotelübernachtung oder einen Mietwagen gebucht hat, fällt nicht darunter. Vor welche Probleme die FTI-Pleite Urlauber:innen derzeit stellt, zeigt sich am Flughafen von Mallorca.
Am Dienstag herrschte dort am FTI-Schalter viel Betrieb. Schon gegen 9.30 Uhr standen laut eines Reporters der "Mallorca Zeitung" hunderte Menschen in der Schlange. Es kommen zwei verzweifelte Urlauber:innen zu Wort, die ebenso wie eine Familie aus Österreich auf der Suche nach einem Hoteltransfer sind.
Am Schalter sei ihnen gesagt worden, dass es für FTI-Reisende keinen Hoteltransfer mehr gebe, heißt es in dem Artikel. Sie müssen sich selbst bis nach Sa Coma im Osten der Insel durchschlagen – und hoffen, dass ihre Hotelreservierung dann noch gültig ist.
Die Mutter der vierköpfigen Familie aus Österreich erzählt: "Wir sind um 2 Uhr morgens aufgestanden. Mein Mann hat die Nachricht noch im Flieger gelesen." Der Urlaub sei ihre Hochzeitsreise, für die sie 4000 Euro gezahlt hätten. "Hoffentlich geht es gut", sagt sie.
Wenig später kommt dem Bericht zufolge eine Flughafen-Angestellte auf die Familie zu. "Stellen Sie sich mal zu den Bussen. Mit Kindern haben Sie gute Chancen, dass ein Busfahrer Mitleid bekommt", hat die Angestellte demnach gesagt.
Nach Angaben des Reisebüros Sidetours sind derzeit rund 4000 weitere potenziell betroffene FTI-Urlauber:innen auf der Insel. Auch diese erwartet in den kommenden Tagen wohl eine turbulente Zeit.
Für Reisende, die ihren Urlaub noch nicht angetreten sind, gilt laut Eugénie Zobel, Reiseexpertin bei der Zeitschrift "Finanztest", folgendes: Solange FTI nicht von sich aus storniert, besteht noch die Möglichkeit, dass der Urlaub stattfinden kann. FTI-Kund:innen können sich bei dem Reiseveranstalter zum aktuellen Stand informieren.
Die Antworten darauf, welche Reisen durchgeführt werden können und wann Betroffene alternativ ihr Geld zurückbekommen, sind derzeit jedoch noch offen. Denn der Insolvenzverwalter muss sich erst einen Überblick zur Lage verschaffen.
(mit Material von dpa)