Diese unangenehme Situation haben wohl viele schon einmal erlebt: Nach einem entspannten Tag am See oder im Park entdeckt man unter der Dusche einen ungewöhnlichen Punkt auf der Haut – ein genauerer Blick offenbart, dass es sich um eine Zecke handelt.
Da kommt schon einmal Panik auf: zurecht. Der kleine Blutsauger sollte schnellstmöglich entfernt werden. Denn Zecken können Erreger übertragen, die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Lyme-Borreliose auslösen.
FSME kann zu einer Hirnhautentzündung, Lähmungen und schlimmstenfalls zum Tod führen. Die Ständige Impfkommission rät Bewohner:innen von Risikogebieten zu einer FSME-Impfung. Gegen Borreliose, die ebenfalls tödlich verlaufen kann, gibt es bisher keinen Impfschutz.
Nun zeigt der Klimawandel seine Auswirkungen: In Europa breiten sich zusehends neue Zeckenarten aus. Derzeit sorgt eine neue Riesen-Zecke in Italien für Aufsehen.
In der norditalienischen Region rund um die Stadt Triest breitet sich eine neue Zeckenart aus, wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet. Es handelt sich dabei um die sogenannte Hyalomma-Zecke (Hyalomma marginatum).
Forscher:innen des Stadtmuseums für Naturgeschichte haben die gefährlichen Zecken in der Provinz Triest entdeckt. Die Zecken seien bereits in der Vergangenheit aus heißen und trockenen Gebieten im südlichen Mittelmeerraum, Afrika oder Asien eingeschleppt worden, heißt es in einer Pressemitteilung des Museums.
Allerdings hätten kalte Winter die Ansiedlung der Zeckenart in dem Gebiet bisher verhindert. Steigende Temperaturen durch den Klimawandel ermöglichten nun die Ansiedlung der Hyalomma-Zecke in der Provinz Triest.
Hyalomma-Zecken sind bis zu dreimal größer als die heimischen Gemeinen Holzböcke. Sie können bis zu zwei Zentimeter groß werden. Erkennbar sind die Riesenzecken auch an ihren braun-gelb gestreiften Beinen.
In ihrem Verhalten gegenüber Menschen unterscheiden sich die Hyalomma-Zecken ebenfalls wesentlich von den anderen: Während Steinböcke sich passiv abwartend verhalten, jagen Hyalomma-Zecken regelrecht ihre Opfer. Dabei haben sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber den kleineren Artgenossen, denn sie können sehen – und das bis zu zehn Meter weit.
Auch in Deutschland wurden bereits Exemplare der neuen Zeckenart gefunden. "Wissenschaftler gehen davon aus, dass jedes Jahr Millionen von Hyalomma-Larven oder – Nymphen mit Zugvögeln nach Deutschland gelangen. Trotzdem werden vergleichsweise wenige adulte Hyalomma-Zecken gefunden", teilt das Robert Koch Institut mit.
Laut RKI sei es bislang unklar, ob langfristig eine Hyalomma-Population in Deutschland entstehen kann. Auch, wenn bereits vereinzelt Nymphen gefunden wurden, die in Deutschland geschlüpft sein müssen. Weiter steigende Temperaturen und eine zunehmend geringere Luftfeuchtigkeit könnten jedoch dazu beitragen.
Während Zecken früher vor allem zwischen März und September aktiv waren, kann heute nicht mehr von einer typischen Zeckenzeit gesprochen werden. Durch den Anstieg der Temperaturen können sie leichter überwintern und sind nun ganzjährig eine potenzielle Gefahr.