Während in Hamburg noch die landesweit beliebte Übergangsjacke das Stadtbild bestimmt, stecken in München schon die ersten Krokusse ihre verschlafenen Köpfe aus der Erde. Und wer von Berlin aus einen Kurztrip machen möchte, der schafft es womöglich noch zum Pilzesammeln in die Uckermark, von München ist man hingegen in kurzer Zeit im Skigebiet.
München hat – aller Vorurteile und Klischees zum Trotz – gleich diverse Standortvorteile im bundesdeutschen Vergleich vorzuweisen. Nicht ohne Grund ist die bayerische Landeshauptstadt auch als "nördlichste Stadt Italiens" bekannt. Und von nun an soll das Original auch bequemer erreicht werden können.
Am Montag, den 8. April, ist der Railjet als Kooperation zwischen der Deutschen Bahn (DB) und den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) in München gestartet und soll Fahrgäste von nun an komfortabler nach Österreich und Italien bringen. Jene Reiseziele waren bislang nur mit den altgedienten Eurocity-Zügen zu erreichen, die weiterhin den Großteil der Verbindungen ausmachen und erst sukzessive aussortiert werden sollen. In einem Jahr sollen dann ausschließlich die von Siemens gefertigten Railjets die Strecke befahren.
Der neue Railjet biete "mehr Komfort und Sitzplätze", heißt es in einer Mitteilung der DB, das bedeute für die Fahrgäste eine Reise "auf ICE-Niveau".
Die Kooperation von DB und ÖBB sei "ein starkes Zeichen für eine starke europäische Schiene", sagte Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der DB für den Freistaat Bayern. Allein zwischen Deutschland und Österreich sei die Zahl der Reisenden in den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent gestiegen.
In Zukunft, sagte Josel, sollen "die internationalen Verbindungen" weiter ausgebaut und "in neue attraktive Fahrzeuge mit mehr Komfort und Kapazität" investiert werden. Im Hinblick auf den Start des neuen Zugs schrieben die Lokalzeitungen "Münchner Merkur" und "Abendzeitung" bereits von einem "Superzug".
Der Railjet misst 238 Meter und fährt bis zu 230 km/h schnell. Sieben der insgesamt neun Wagen haben einen sogenannten Niederflureinstieg, sodass Fahrgäste mit großen Koffern, Kinderwagen oder im Rollstuhl besser zusteigen können. Insgesamt bietet der Zug Platz für 532 Personen.
Die Betreiber versprechen neu entwickelte Sitze "für mehr Privatsphäre" und darüber hinaus verbessertes WLAN, mobilfunkdurchlässige Scheiben sowie Lademöglichkeiten per USB und induktive Ladestationen.
Über die Stationen Rosenheim, Kufstein, Wörgl, Jenbach, Innsbruck, Brenner, Franzesfeste, Brixen, Bozen, Trento, Rovereto, und Verona fährt der Zug bis nach Bologna. Zukünftig soll auch Venedig als Destination hinzukommen.
Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) mahnte bei der Vorstellung unterdessen, es seien "noch umfangreiche Ausbauten der Bahninfrastruktur auf der Gesamtstrecke" nötig, um künftig von einem neuen Zeitalter sprechen zu können. Weil der Brennerbasistunnel erst frühestens 2032 in Betrieb genommen werden kann, müssen die Züge bislang weiterhin über den Brenner fahren und lange am österreichisch-italienischen Grenzbahnhof im Gebirge verweilen.