Mallorca-Urlaub: "Bocadillo"-Touristen treiben Gastronomen zur Weißglut
Kaum eine Insel hat sich so sehr ins kollektive Urlaubs-Gedächtnis eingebrannt wie Mallorca. Ob als Partymekka, Familienparadies oder Rückzugsort für Naturbegeisterte: Die Baleareninsel hat in den vergangenen Jahrzehnten für Millionen Reisende fast schon den Status einer zweiten Heimat bekommen, allein etwa fünf Millionen Deutsche reisen jährlich in das "17. Bundesland".
Doch das Bild der immer vollen Strände und dicht gedrängten Liegen passt nicht mehr so ganz zur Realität. Wer in diesen Tagen durch Palma schlendert oder sich abends in einer Strandbar umsieht, bemerkt schnell, dass das Leben hier ruhiger geworden ist. Leere Tische, weniger Trubel auf den Straßen – Momente, die man auf Mallorca eigentlich nicht erwartet.
Mallorca-Urlaub: Veränderung bei Pro-Kopf-Ausgaben
So verzeichnete die Tourismusbranche zuletzt zwar ein Umsatzplus von knapp fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch die Art und Weise, wie Besucher:innen auf den Balearen ihr Geld ausgeben, hat sich dem Vernehmen nach verändert.
Angaben des balearischen Statistikamtes "Ibestat" zufolge fokussieren sich Mallorca-Tourist:innen mehr und mehr auf exklusive Hotelbuchungen und Erlebnisrestaurants. Ausgaben etwa für billige Snacks am Imbiss oder das schnelle Bier für die Partynacht würden demnach zunehmend unattraktiv.
Das Phänomen wird in der Branche bereits verächtlich als "Bocadillo-Tourismus" bezeichnet. Bocadillo ist der spanische Begriff für belegtes Brötchen und bezieht sich damit auf eben jene Besucher:innen, die sich lieber Fertig-Sandwiches im Supermarkt kaufen, anstatt etwas mehr Geld im Restaurant auszugeben und damit die Gastronomie vor Ort zu unterstützen.
Mallorca-Gastronomen bangen um ihre Existenz
"An manchen Tagen hatten wir gerade mal zehn Gäste – mitten in der Hochsaison", erzählt Restaurantbetreiber Xisco Martinez gegenüber "Focus online". Selbst an den Touristen-Hotspots lagen die Umsätze mancher Restaurants im Juli und August demnach fünf bis acht Prozent unter den Einnahmen im Vorjahr.
Schon vor Wochen hatte der Präsident des Gastro-Unternehmerverbands CAEB Restauración prognostiziert, dass die Entwicklung für viele Restaurantbetreiber:innen bald das Ende bedeuten könnte. "Wahrscheinlich werden bis Ende des Jahres Hunderte Restaurants und Bars auf Mallorca schließen müssen", sagte Ferrer.
Für die Einheimischen ist das fast surreal, schließlich ist ihre Insel seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner unter Europas Reisezielen. Für viele Urlauber:innen wiederum könnte das bedeuten, dass sie Mallorca bald in einer ganz neuen, eher ungewohnten Version erleben könnten: entspannter, leiser, aber eben auch weniger belebt.