
Vergangenen Sonntag demonstrierten tausende Menschen gegen den Massentourismus auf Mallorca.Bild: Europax Press / Tomas Moya
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In den vergangenen Monaten häufen sich die Berichte über Demonstrationen gegen Massentourismus in Spanien. Anfang des Monats spritzten Demonstrant:innen beispielsweise Tourist:innen mit Wasserspritzpistolen ab, die in einem Restaurant in Barcelona saßen.
Am gestrigen Sonntag gingen die Menschen erneut auf die Straßen, dieses Mal in Palma auf Mallorca. Die Polizei spricht von 20.000 Teilnehmer:innen, die Organisator:innen jedoch von bis zu 50.000 Menschen, die auf der Demonstration ihre Meinung zum Massentourismus kund taten.
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Den Menschen geht es bei der Demonstration vor allem um die negativen Aspekte des Massentourismus auf der Insel. Das lokale deutschsprachige Medium "Mallorca Zeitung" war vor Ort und spricht davon, dass die Forderungen sich gegen "prekäre Arbeitsverhältnisse, Überfüllung, soziales Ungleichgewicht, Landschaftszerstörung, Zurückdrängung der eigenen Kultur, wirtschaftliche Abhängigkeit und Luftverschmutzung" richteten.
Die Demonstration sei auch von viel Kreativität geprägt gewesen. Die Teilnehmenden hätten große, selbstgebastelte Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe mitgebracht, sowie viele Schilder.

Mit den Schildern machen die Einheimischen ihren Unmut deutlich.Bild: dpa / Clara Margais
Einige der Sprüche machen deutlich, wie der Tourismus sich auf die Menschen auswirkt: "Your Luxury is our Misery" ("Euer Luxus ist unser Leid"), "Take back your drunks, give back our homes" ("Nehmt eure Betrunkenen zurück und gebt uns unser Heim wieder"), "We used to have a life. SOS!" ("Wir hatten mal ein Leben. SOS!").
15-Jähriger setzt sich gegen Massentourismus ein
Die Bewegung hinter der Demonstration nennt sich "Menys turisme, més vida" ("Weniger Tourismus, mehr Leben"). Einer der jüngsten Aktivist:innen dieser Bewegung ist Jaume Pujol, er wünscht sich einen sozioökonomischen Wandel.
Einen Diskurs mit der Politik darüber habe es aber bisher noch nicht gegeben, sagte der Jugendliche der mallorquinischen Tageszeitung "Diario de Mallorca". Stattdessen forciere die Politik weiter in Richtung Luxusurlauber:innen.
Bürgermeister von Palma: "Wir wünschen uns Respekt"
Ganz untätig ist die Regierung Mallorcas jedoch nicht. Laut einem Bericht der "Zeit". Vor einigen Wochen wurde ein "Dekret für verantwortungsvollen Tourismus" erlassen. Das besagt unter anderem, dass am Ballermann das Trinken von Alkohol außerhalb der Lokale untersagt ist. Wer sich dort am Strand oder auf der Straße mit beispielsweise einem Bier in der Hand erwischen lässt, muss mit bis zu 1500 Euro Strafe rechnen.
Ernst genommen wird diese Regelung jedoch, vor allem von Deutschen, leider nicht. Die "Zeit" sprach vor Ort deutsche Tourist:innen an, die in der Öffentlichkeit Alkohol konsumierten.
Auf die Frage, ob sie wüssten, dass das strafbar sei, antworteten diese: "Ja, logisch. Die wollen das Saufen am Ballermann verbieten, aber nirgendwo sonst? DAS MACHEN WIR NICHT MIT. Der Ballermann ist zum Saufen da. Die sollen das Trinken überall sonst auf der Insel verbieten, aber nicht hier!"
Friedlicher Strohballen-Protest
Zuletzt haben Anwohner:innen der Gemeinde Manacor auch eine Strecke, die für Buggy-Touren genutzt wird, gesperrt. Mit Strohballen blockierten sie die Straße, auf der dreimal am Tag sonst Tourist:innen entlang gekarrt werden.
Die "Mallorca Zeitung" hatte die Demonstrierenden nach dem Grund für die Blockade gefragt. Sie wollen vor allem nicht, dass ihr Wohnort zu einer Art Freizeitpark verkomme.
Roms Ruf als herausragendes Reiseziel steht auf stabilen Säulen. Pantheon, Kolosseum, Petersdom, Forum Romanum, Spanische Treppe – es dürfte dicke Fußbetten fordern, alle Sehenswürdigkeiten abzulaufen. Problem ist nur: Mit zunehmender Popularität steigt auch das Besucheraufkommen.