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Gen Z: Studie findet Zusammenhang zwischen "innerem Jetlag" und Psyche

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Alle kennen's: Man will sich nur kurz hinlegen, zack ist es drei Stunden später.Bild: IMAGO images / Pond5 Images
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Gen Z: "Innerer Jetlag" könnte mit Depressionen zusammenhängen

Warum fühlen sich junge Menschen oft erschöpft, obwohl sie weder krank sind noch Schlafmangel haben? Eine neue Studie zieht Parallelen zum Jetlag nach Reisen – und öffnet Türen für neue Therapieansätze.
20.07.2025, 10:2120.07.2025, 10:21
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Ständig müde, obwohl es eigentlich genug Schlaf gibt? Gereizt und Schwierigkeiten bei der Konzentration? Das könnte der "innere Jetlag" sein – ein Phänomen, das junge Menschen in die Erschöpfung und möglicherweise sogar in Depressionen treibt, ohne dass sie ihr Zimmer verlassen haben.

Forscher:innen der Universität Sydney haben in einer aktuellen Studie Hinweise gefunden, dass bei vielen jungen Menschen mit psychischen Problemen die innere Uhr aus dem Takt geraten ist – ganz so, als wären sie gerade von einem Langstreckenflug zurückgekommen. Das Problem: Sie waren nie unterwegs.

"Innerer Jetlag" – wie nach dem Flug in den Urlaub, nur anders

Jetlag kennt fast jede:r, der oder die schon einmal eine Fernreise gemacht hat. Schlaflosigkeit, Müdigkeit am Tag, Konzentrationsprobleme und Verdauungsbeschwerden – all das passiert, wenn unsere innere Uhr, der sogenannte zirkadiane Rhythmus, aus dem Gleichgewicht kommt, weil wir in eine andere Zeitzone springen.

Normalerweise dauert es ein paar unangenehme Tage, bis sich Körper und Geist wieder auf den neuen Tagesrhythmus einstellen.

Doch bei der neuen Untersuchung australischer Wissenschaftler:innen zeigt sich: Ein ähnliches Phänomen kann auch auftreten, ohne auf Reisen zu sein. Und genau das könnte bei vielen Menschen eine bislang übersehene Rolle im Hinblick auf die psychische Gesundheit spielen.

Melatonin wurde untersucht: "Innerer Jetlag" bestätigt

In der Untersuchung analysierte das Forschungsteam um Joanne Carpenter von der Universität Sydney die Körpertemperatur, Cortisol- und Melatoninwerte junger Australier:innen im Alter von 16 bis 35 Jahren. Die Teilnehmer:innen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe mit psychischen Erkrankungen, die eine Klinik aufgesucht hatte – und eine kleinere Kontrollgruppe ohne bekannte mentale Probleme.

Warum Selbstdiagnosen problematisch sind

Dieser Text beschäftigt sich mit Symptomen psychischer Krankheiten. Er kann hilfreich sein, da im Alltag oft nicht offen genug darüber gesprochen wird: um das Thema zu enttabuisieren und Menschen dazu zu ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen.Aber dieser Artikel soll nicht zu einer Selbstdiagnose verleiten. Er ersetzt keine professionelle Diagnose und Behandlung. Nur ausgebildete Ärzt:innen oder Therapeut:innen haben auch Kenntnis über weitere Umstände, die das Abgrenzen von Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik ermöglichen.

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Die jungen Menschen schluckten Sensoren, die ihre Körpertemperatur über 24 Stunden hinweg aufzeichneten. Zudem wurden Speichelproben entnommen, um die Hormonwerte rund um Schlaf und Wachheit zu messen. Die Wissenschaftler:innen wollten herausfinden, wie gut die drei zentralen "Uhren" des Körpers – Körpertemperatur, Schlafhormon Melatonin und das Stresshormon Cortisol – miteinander synchronisiert sind.

Das Ergebnis: Bei 23 Prozent der Patient:innen mit psychischen Erkrankungen waren diese Rhythmen aus dem Takt. Die Körpertemperatur schwankte auf einem früheren Zeitplan als die Hormonwerte oder umgekehrt.

Carpenter beschrieb den "inneren Jetlag" gegenüber der "New York Post" als einen Zustand, in dem die "Uhren nicht nur verzögert sind, sondern nicht miteinander übereinstimmen". Das ähnele "der Störung, die wir beobachten, wenn man durch verschiedene Zeitzonen reist oder Schichtarbeit verrichtet – wenn die innere Uhr aus dem Takt mit der äußeren Umgebung gerät".

Gen Z: Studie zeigt neue Behandlungen gegen Depressionen

Menschen mit Depressionen kämpfen oft mit Schlafproblemen – zu wenig Schlaf, zu viel Schlaf oder ein völlig gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus. Bisher wurde das oft als Symptom der Krankheit betrachtet. Die neuen Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die gestörte innere Uhr möglicherweise ein zentraler Teil des Problems ist.

Der "innere Jetlag" könnte also eine entscheidende Rolle bei der Entstehung oder Verschlimmerung von Depressionen oder bipolaren Störungen spielen.

Doch auch in der gesunden Kontrollgruppe gab es einige Personen mit leicht gestörten Rhythmen. Das bedeute, nicht jeder mit "innerem Jetlag" entwickelte automatisch eine psychische Erkrankung. Es scheint also eine Verbindung, aber keine automatische Konsequenz zu geben.

"Diese starke erste Evidenz eröffnet aufregende neue Möglichkeiten, wie wir häufige psychische Erkrankungen untersuchen und potenziell behandeln können", erklärte Carpenter der "New York Post". Ihr Ziel ist es, tausende junge Menschen, die von Depressionen oder Angststörungen betroffen sind, gezielter zu unterstützen – indem auch ihre innere Uhr in die Therapie einbezogen wird.

Denkbare Behandlungsansätze reichen von Lichttherapie und bewusst gesteuerten Schlafenszeiten bis hin zu Hormonen wie Melatonin oder Medikamenten, die den zirkadianen Rhythmus stabilisieren.

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