Wegen Walen: Reiseveranstalter Dertour stoppt Kooperation mit Tierparks
"Einmal Wale mit eigenen Augen sehen oder Elefanten aus nächster Nähe beobachten" – solche Szenarien verspricht Dertour seinen Kund:innen. Das Unternehmen gilt als einer der größten Reiseanbieter Europas und lockt Urlauber:innen mit Städtereisen, Fernreisen und Badeurlauben.
Mitunter können Reisende auch "nachhaltige Tierbegegnungen" buchen und zum Beispiel Elefantencamps in Thailand besuchen oder an einer Whale-Watching-Tour vor den Kanarischen Inseln teilnehmen.
"Wichtig ist dabei, respektvoll mit der Natur und ihren Bewohnern umzugehen, sie also mit gebührendem Abstand, am besten in freier Wildbahn, zu bestaunen und ihren Lebensraum zu beschützen", heißt es auf der offiziellen Website. Diesen Anspruch hat Dertour bislang aber nicht konsequent umgesetzt.
Loro Parque steht schon länger in der Kritik
Denn aktuell besteht noch eine Kooperation mit dem Loro Parque auf Teneriffa. Dabei handelt es sich um einen der bekanntesten Tierparks Europas, in dem sich nicht nur Papageien, Tiger und Gorillas finden, sondern auch Orcas und Delfine.
Deshalb steht die Einrichtung schon seit Jahren in der Kritik. Tierschützer:innen werfen dem Loro Parque vor, die hochintelligenten Meeressäuger in kargen und zu kleinen Betonbecken zu halten. Artgerechte Haltung sei so unmöglich. Und dass die Tiere zu Unterhaltungszwecken genutzt werden, sei moralisch verwerflich.
Die Tierschutzorganisation PETA forderte Dertour deshalb schon 2022 auf, die Kooperation mit dem Loro Parque zu beenden. Rund drei Jahre später kommt der Reiseveranstalter nun dieser Forderung nach.
Wie "Teneriffa News" berichtet, kündigte Dertour am Mittwoch an, alle Kooperationen mit Anbieter:innen zu beenden, die Meeressäuger zu Show-Zecken halten. "Ziel ist es, das Wohlergehen von Walen, Delfinen und anderen Meeressäugern zu schützen und damit ein deutliches Zeichen für einen verantwortungsvollen Tourismus zu setzen", zitiert das Portal aus der Unternehmensmitteilung.
Tierpark auf Teneriffa will offenbar mehr Orcas aufnehmen
Konkret bedeutet das, dass über Dertour keine Aktivitäten mehr buchbar sind, bei denen es zu direktem Kontakt zwischen Menschen und Meeressäugern kommt. Und "Shows, in denen Tiere zu unnatürlichem Verhalten gezwungen werden", sind künftig ebenfalls tabu.
Dazu zählt wohl auch das "Beaching", also wenn sich die Wale auf den Rand oder eine Plattform außerhalb des Wassers legen, das im Loro Parque vorgeführt wird.
Die neue Vorgabe gilt dem Bericht zufolge für rund 130 Reiseveranstalter, Reisebüro-Ketten und Buchungsportale, die zu dem Mutterkonzern zählen. Auf der Website von Dertour ist derzeit nur noch ein Ausflugstermin am 30. Oktober für den Loro Parque buchbar. Ab November dürften nun keine weiteren mehr hinzukommen.
Ob die Entscheidung von Dertour die Betreiber:innen des Loro Parque allerdings dazu bewegen könnte, die Haltung von Orcas und Delfinen aufzugeben, ist fraglich.
Erste vergangene Woche wurde bekannt, dass der Park womöglich zwei weitere Orcas aus dem Marineland in Frankreich aufnehmen wird. Die Einrichtung wurde aufgrund eines neuen Tierschutzgesetzes nämlich Anfang des Jahres geschlossen.
