Sommer, Sonne, Lebensgefahr: An der Ostsee häufen sich Fälle, in denen Urlauber:innen Warnungen vor gefährlichen Strömungen einfach ignorieren. Obwohl rote Fahnen klar signalisieren, dass Baden verboten ist, zieht es viele dennoch ins Wasser.
Für Rettungskräfte am Strand bedeutet das ständige Einsätze und nicht selten auch Risiko für ihr eigenes Leben. Besonders in Warnemünde spitzt sich die Lage immer wieder zu.
Dort müssen Strandwachen regelmäßig einschreiten, weil Tourist:innen Gefahren unterschätzen oder Hinweise nicht verstehen. Die Folge: dramatische Rettungsaktionen direkt vor den Augen anderer Badegäste. Das treibt Strandaufseher zur Weißglut.
Auch am 15. August war am Strandabschnitt bei der Wal-Bar in Warnemünde das Baden verboten. Eine starke Unterströmung machte den Bereich fürs Baden gefährlich. Trotzdem stiegen zahlreiche Urlauber:innen ins Meer, wie "moin.de" berichtet.
"Mit der Aktion haben sie nicht nur ihr eigenes Leben gefährdet, sondern auch das der Retter", sagt Strandvogt Stefan Bischoff demnach der "Ostsee Zeitung" (OZ). Der Abschnitt gehört laut Bischoff ohnehin zu den riskantesten Badestellen an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns.
Wegen der Menschen, die das Badeverbot ignorierten, musste er mit seinem Quad an den Strand eilen, um Gäste zurück ans Ufer zu holen. Manche hätten die rote Fahne übersehen. Wieder andere wüssten gar nicht, was sie bedeutet. "Teilweise ist es ein Kommunikationsproblem", erklärt er. Gerade internationale Tourist:innen seien oft nicht ausreichend informiert.
Rettungsschwimmer setzen auf Sirenen und Pfiffe, um Menschen vom Wasser fernzuhalten. Doch bei bestimmten Wetterlagen dringen die Signale kaum bis zum Meer. Deshalb setzt Strandvogt Bischoff auch auf direkte Ansprache. "Wollen Sie sterben?", frage er Badegäste, die trotz Verbots ins Wasser wollen. Meistens helfe das.
Für die 24-jährige Michelle Arndt aus Warnemünde braucht es laut des Berichts trotzdem mehr. "Mehrsprachige Schilder wären sinnvoll", sagt sie. Schließlich seien viele Tourist:innen aus dem Ausland unterwegs und verstünden die Warnungen schlicht nicht.
Wie ernst die Gefahr ist, zeigen Zahlen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Bis Ende Juli 2025 ertranken bundesweit mindestens 236 Menschen – 16 weniger als im gleichen Zeitraum 2024. 18 der Todesfälle ereigneten sich in Mecklenburg-Vorpommern, zehn davon in der Ostsee – und das, obwohl dort rund 5500 Ehrenamtliche an knapp 100 bewachten Badestellen im Einsatz sind.
Besonders tragisch: Fast drei Viertel aller Opfer starben in Seen und Flüssen, oft abseits bewachter Bereiche. Unter den jüngeren Todesopfern (11–30 Jahre) waren laut DLRG 97 Prozent männlich. Während die Zahl der Badeunfälle bundesweit zurückgeht, steigt sie im Nordosten an. Zuletzt kam am Freitag ein 94-jähriger Berliner beim Schwimmen vor Binz auf Rügen ums Leben, schreibt die "OZ".
Während an der Nordsee Ebbe und Flut das größte Risiko darstellen, lauert die Gefahr an der Ostsee unsichtbar: Unterströmungen, die Schwimmer:innen wie ein Laufband vom Ufer wegziehen. Wer dagegen ankämpft, erschöpft schnell.
Die Fahnen am Strand sind klar codiert: Grün bedeutet freie Bahn, Gelb warnt vor erhöhter Gefahr, Rot heißt absolutes Badeverbot. Wer eine rote Fahne sieht, sollte gar nicht erst ins Wasser gehen. Egal, wie verlockend die Wellen aussehen.
Kommt man doch in eine Strömung, raten Rettungsschwimmer:innen zu einem Verhalten, das viele instinktiv wohl falsch machen würden: Man sollte nicht panisch dagegen anschwimmen. Besser sei es, sich parallel zum Strand treiben zu lassen, bis man seitlich aus der Strömung herauskommt. Erst dann zurück ans Ufer schwimmen.