Über 60 Millionen Passagier:innen verzeichnete der Flughafen Adolfo Suárez Madrid-Barajas im Jahr 2023. Für die meisten von ihnen war es wohl ein schnelles Kommen und Gehen. Wer dort nicht arbeitet, verbringt in der Regel nur ein paar Stunden am Flughafen, sei es vor dem Abflug oder nach der Ankunft.
Manchmal geht aber doch etwas schief, der Flug hat Verspätung oder wird sogar gecancelt. Dann sitzt man fürs Erste fest und die zähe Warterei geht weiter.
Das mag nervig sein, aber auf den meisten europäischen Flughäfen nicht unbedingt eine Schreckensvision. In Madrid kommen jedoch einige Faktoren zusammen, die einen Aufenthalt zu einer unangenehmen Erfahrung machen können.
"Du kommst in den Flughafen rein, und schon fängt dein ganzer Körper an zu jucken", erklärt ein Flughafenmitarbeiter gegenüber "El Mundo", wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet. In Whatsapp-Gruppen teilen er und seine Kolleg:innen immer wieder Videos von Kakerlaken, Spinnen und Wanzen, die durch den Airport krabbeln.
Die Vorstellung mag für manche eklig sein, ganz ungewöhnlich ist es aber wohl nicht, dass sich in dem riesigen Flughafen ein paar Insekten herumtreiben. Doch es gibt noch weitere Probleme.
Vor dem Eingang einer Flughafen-Cafeteria sei kürzlich eine Leiche gefunden worden, die dort offenbar mehrere Stunden unbemerkt gelegen hatte. Nachts sind in dem Flughafen laut RND die Behindertentoiletten geschlossen, weil sie zuvor angeblich für bezahlte Sexarbeit genutzt wurden.
Zudem kommt es immer wieder zu gewaltsamen Vorfällen – etwa zwei Männer, die sich vor Einschreiten der Polizei mit Messer und Schraubenzieher angreifen wollten – oder ein Raubüberfall auf einen Rucksackladen.
"Dies ist die Bronx", zitiert das RND einen Sprecher der Flughafengewerkschaft Asae.
Ein weiterer Konfliktpunkt: Mittlerweile sollen mehrere hundert Obdachlose regelmäßig in dem Madrider Flughafen übernachten. Konkret ist die Rede von 300 bis 500 Menschen. Manche von ihnen würden Kartons und Kofferwagen als Schlafplatz umfunktionieren.
Am Flughafen ist man sich des Problems offenbar bewusst. Laut RND weisen Sicherheitsleute inzwischen teils Menschen an den Eingangstüren ab, die kein Flugticket vorweisen können. Gelöst wird das Problem dadurch natürlich nicht.
Doch statt konstruktiv zusammenzuarbeiten, streiten sich Stadt und Flughafenverwaltung derzeit darüber, wer eigentlich die Verantwortung trägt. Die Obdachlosen-Versorgung auf dem Stadtgebiet fällt eigentlich in den Zuständigkeitsbereich des Madrider Rathauses, der Flughafen unterliegt als Staatsbetrieb allerdings der spanischen Regierung.
Eine Lösung scheint vorerst nicht in Sicht. Dabei bietet die Stadt sogar 2800 Übernachtungsplätze für obdachlose Menschen an, wie das RND berichtet.
Immerhin das Problem mit den Insekten will man schnell in den Griff bekommen. Angeblich versprüht Aena, der staatliche spanische Flughafenbetreiber, derzeit so viele Insektizide wie nie zuvor.