Italien ist schön und Fotos sind eine tolle Erinnerung, keine Frage. Aber wenn sich ganze Trauben an Selfie-schießenden Touris bilden, niemand mehr daran vorbeikommt und sich alle nur noch im Weg stehen, kann das – vor allem für Einheimische – sicherlich nervig sein.
Über das beliebte Urlaubsland hinweg werden nun verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Massentourismus zu regulieren und damit hoffentlich die Lage zu entspannen. Teil des Konzepts sind Anti-Stau-Ampeln für Selfies, online buchbare Zugänge zu Straßen und Stränden, sowie Sensoren, die die Anzahl von Wanderern aufzeichnen und bei einer Überfüllung Wege sperren.
Hierbei handelt es sich um Initiativen, die fast überall darauf abzielen, die Nebenwirkungen des Massentourismus zu begrenzen, wie das italienische Nachrichtenportal "Tio" berichtet. Städte wie Rom und Florenz sind hiervon das ganze Jahr über betroffen, im Sommer wird es aber auch am Meer, in den Bergen und in kleinen Dörfern voll.
Je nach Gebiet und Situation wurden nun mithilfe von Internet und Technologie verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den zunehmenden Besucher:innenstrom zu regulieren. An einigen Orten im Trentino, beispielsweise im Fassatal, zeichnen spezielle Sensoren die Anzahl der Wanderer:innen auf. Wird es zu voll, wird der Wanderweg zeitweise gesperrt.
Eine weitere Maßnahme wurde auf der sogenannten hohen Salzstraße zwischen Limone Piemonte und Monesi di Triora in Ligurien eingeführt, die von den Alpen bis zum Meer verläuft. Aus der zweispurigen Landstraße wurde eine Einbahnstraße gemacht – eine Spur ist laut "Tio" nun für das Schießen von Fotos vorgesehen. Denn die vielen Urlauber:innen, die hier stehenbleiben und Fotos machen, hätten die schmale Straße oft blockiert.
Deswegen gibt es nun eine Ampel, die Staus an den Aussichtspunkten vermeiden soll. Die Ampel bleibt abwechselnd zehn Minuten lang grün und maximal fünfzig Minuten lang rot in beide Richtungen. Die maximale Fahrzeit zwischen den beiden Ampeln beträgt zwanzig Minuten, sodass Besucher:innen anhalten können, um die Landschaft zu bewundern und Erinnerungsfotos zu machen.
Auf der offiziellen Webseite der beliebten Landstraße wird das Ampelsystem ebenfalls erklärt. Hier wird als Grund allerdings nicht der Touri-Selfie-Auflauf genannt, sondern das Vermeiden von Stau durch aufeinander treffende Autos.
Das amerikanische Nachrichtenmedium "CNN" berichtet darüber hinaus von Selfie-Ampeln in Rom, Florenz und Venedig. Diese sollen dafür sorgen, dass sich keine Menschenmassen an beliebten Foto-Spots bilden.
Ein weiterer Ort, an dem die urlaubsfreudigen Massen reguliert werden müssen, sind die zahlreichen Strände Italiens. Apps für die Strände Apuliens zeigen an, wo gerade viel los ist.
Auf Sardinien gibt es inzwischen Eintrittskarten für die Strände: Vom Norden bis zum Süden der Region können Reservierungen über die Websites und Apps der Gemeinden vorgenommen werden. Auch in Neapel soll der Zugang zum Strand nur nach vorheriger Reservierung gestattet sein.
In Cinque Terre, ein Teil Liguriens direkt am Meer, hat eine Regulierung des Straßenverkehrs bereits Erfolge gezeigt: Hier wurde auf der Strecke, die Riomaggiore und Manarola verbindet, für eine nachhaltige Nutzung gesorgt.
Die Strecke darf nur nach Reservierung genutzt werden und der Zugang ist begrenzt: 400 Personen pro Stunde, 100 Personen alle 15 Minuten. Laut "Tio" ist der Ort dadurch nicht mehr so immens von Tourist:innen überlaufen, wie es zuvor der Fall war.