
Venedig geht den Bach runter. Bild: imago stock&people / fossiphoto
Urlaub & Freizeit
Venedig hadert mit dem Massentourismus und wettert gegen Gäste, die wenig Geld und noch weniger Interesse mitbringen. Ein Vorschlag sorgt nun für Streit: 100 Euro Eintritt für Menschen mit Supermarktbaguette.
30.07.2025, 07:3330.07.2025, 07:33
Venedig ist wie ein gutes Restaurant, das nur noch Gäste hat, die Leitungswasser bestellen. Die Stadt füllt sich zuverlässig, täglich, restlos – aber niemand will zahlen, keiner liest die Speisekarte, und am Ende fotografieren alle die Rechnung. Der Chef des Vereins Piazza San Marco, Setrak Tokatzian, nennt den Tourismus "obszön". Was er meint: zu viele Gäste mit zu wenig Haltung. Und mit leeren Taschen.
Die Lagunenstadt lebt gut vom Fremdenverkehr. Nur wird sie ihn nicht mehr los. Und jetzt, so scheint es, will sie ihn erziehen.
Urlaub in Venedig: Stadt platzt aus allen Nähten
Während andernorts noch darüber diskutiert wird, ob man nicht endlich mal nach Venedig fahren sollte, konspiriert man dort schon, wie man all jene wieder loswird. Der Präsident des Vereins Piazza San Marco, Setrak Tokatzian, hat dafür einen Vorschlag: 100 Euro Eintritt für Tagestourist:innen. Das würde Abhilfe schaffen.
"Wir erleben eine noch nie dagewesene Explosion des Tourismus, mit Menschen, die umherwandern, ohne die Geschäfte zu betreten, und überhaupt nicht wissen, wo sie sind. Sie teilen sich einen Teller Nudeln und kaufen nichts", erklärt Tokatzian im "Corriere del Veneto".
Gemeint sind die sogenannten "Billigtouristen", die mit dem Regionalzug aus Mestre kommen, sich mit Supermarkteinkäufen versorgen, ein Eis im Stehen essen und sich danach zwischen Rialto und San Marco durch die Fotospots der Weltgeschichte schieben. Die Klage lautet: unkultiviert, geizig, konsumverweigernd. Nicht, weil sie wenig Geld haben, sondern weil sie offenbar keines in der Stadt lassen.
Urlaub in Italien: Venedig und der Overtourism
Die Debatte über den sogenannten Overtourism ist in Venedig alt, doch sie verändert sich. Lange ging es um Lenkung, nun geht es um Auslese. Zwischen Bahnhof und San Marco schlängeln sich die Menschenmassen an Supermärkten, Pizzerien und Andenkenständen vorbei.
"Viele fotografieren die Schaufenster, aber sie kommen nicht in die Geschäfte", klagt Roberto Panciera, Präsident des Handelsverbands Confcommercio von Venedig. Der ehemalige Verbandsvorsitzende Claudio Vernier versucht, etwas zu bremsen: "Ich verstehe zwar den Unmut, aber sie spiegeln nicht die Werte unseres Verbandes wider." Doch selbst aus der Basilika San Marco kommt deutliche Kritik.
Bruno Barel, erster Prokurator der Kirche, verteidigt das Recht auf Teilhabe – aber bitte mit Niveau:
"Die Stadt ist demokratisch und ihre Gemeinschaft war schon immer klassenübergreifend. […] Schönheit ist universell. Sie ist für Feinschmecker, aber auch für diejenigen, die sich noch verfeinern lassen."
Wird die Tagespauschale in Venedig teurer?
Seit Juli gibt es dort eine verbindliche Online-Reservierung und ein Eintrittsticket für zehn Euro, das zusätzlich den Zugang zu 40 weiteren Kirchen erlaubt. Das Ergebnis, so Barel: "Die endlosen Warteschlangen sind verschwunden. […] Die Touristen haben nun zwei oder drei Stunden mehr Zeit, um Venedig zu besichtigen und einzukaufen."
Ein Ansatz, der lenken will, nicht abschrecken. Ganz im Gegensatz zu Tokatzians 100-Euro-Vorschlag, der als Provokation verstanden werden darf und vielleicht auch so gemeint ist.
Rechtlich wäre er ohnehin nicht möglich. "Das Gesetz lässt aktuell keine Eintrittsgebühren über zehn Euro zu", erklärt Simone Venturini, Venedigs Tourismusassessor. Doch auch er öffnet vorsichtig eine Tür: "Zum Beispiel zehn Euro für die ersten 20.000 Touristen pro Tag und 15 bis 20 Euro bei Überschreitung dieser Schwelle. Lasst uns darüber sprechen."
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