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Psychotherapie: Ab wann brauche ich psychologische Hilfe?

Young man talking to a psychiatrist. About 30 years old, Caucasian male.
Gespräche, die gut tun: Eine Therapie kann die Lebensqualität erhöhen.Bild: Getty Images / GoodLifeStudio
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Woher weiß ich, ob ich eine Therapie brauche?

In Therapie zu sein gehört für viele schon so zum Leben dazu wie der tägliche Kaffee nach dem Aufstehen. Doch ist das Konzept wirklich für jeden gedacht? Und wie weiß ich überhaupt, ob ich "krank" genug für eine Therapie bin?
24.04.2025, 07:3524.04.2025, 07:35
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"Brauche ich eine Therapie?" Eine Frage, die sich wahrscheinlich jede:r irgendwann mal stellt. Vielleicht läuft gerade einiges nicht so rund, du fühlst dich gestresst oder einfach irgendwie nicht ganz im Gleichgewicht.

Aber wann merkt man eigentlich, dass es Zeit für Unterstützung ist? Klar, jede:r hat mal einen schlechten Tag, aber wenn das Gefühl, ständig überfordert zu sein, nicht weggeht, könnte es hilfreich sein, mal darüber nachzudenken. Watson erklärt dir, wie du herausfindest, ob es Zeit ist, den ersten Schritt zu gehen – und warum das überhaupt kein Drama ist.

Was macht man in einer Therapie?

In einer Therapie geht es darum, sich mit den eigenen Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, um persönliche Herausforderungen besser zu verstehen und zu bewältigen. Der Fokus liegt auf den eigenen "Baustellen", die sich im Laufe des Lebens angestaut haben und (unbewusst) zur Hürde werden können.

Ziel ist es, sich der eigenen Gedanken und Gefühle bewusst zu werden, schwierige Erlebnisse zu verarbeiten und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen. Oft werden konkrete Ziele gesetzt, Übungen gegeben und Veränderungen im Alltag erprobt.

Welche Arten von Therapien gibt es?

In Deutschland werden vier Psychotherapieformen anerkannt:

  • Verhaltenstherapie
  • Tiefenpsychologisch fundierte Therapie
  • Psychoanalytische Therapie
  • Systemische Therapie

Während die Verhaltenstherapie auf die Veränderung von Verhaltensmustern abzielt, konzentrieren sich die tiefenpsychologisch fundierte und die psychoanalytische Therapie auf die Bearbeitung unbewusster Konflikte. Die systemische Therapie hingegen legt den Fokus auf die Analyse sozialer Beziehungen.

Was passiert im psychologischen Erstgespräch?

In Deutschland ist ein Erstgespräch erforderlich, um festzustellen, ob eine Therapie notwendig ist. Dabei wird man nach den eigenen Präferenzen gefragt und kann frei entscheiden, welche Therapieart man bevorzugt. Gleichzeitig geben die Therapeut:innen ihre Einschätzung ab, welche Methode aus ihrer Sicht am besten für das individuelle Anliegen geeignet ist.

Beim Erstgespräch nutzen Therapeut:innen einen Fragebogen zur Ersteinschätzung, um sich ein Bild zu machen. Wenn man sich anfangs nicht wohl in der Therapie fühlt, ist es gut zu wissen, dass es bis zu vier Therapiestunden gibt, in denen man sich kennenlernen kann, ohne dass dies als "begonnene Therapie" bei der Krankenkasse abgerechnet wird. Diese Stunden sind dafür gedacht, damit man entscheiden kann, ob die zwischenmenschliche Chemie passt.

Woher weiß ich, ob ich eine Therapie brauche?

Wenn du dich über längere Zeit traurig, ängstlich oder wütend fühlst und Schwierigkeiten hast, den Alltag zu bewältigen, könnte das ein Zeichen sein, dass du Unterstützung brauchst. Auch wenn du Veränderungen im Verhalten bemerkst, wiederholt Probleme in Beziehungen hast oder nach einem schlimmen Erlebnis nicht zurechtkommst, kann Therapie helfen. Ständiges Selbstzweifeln oder das Gefühl, mit allem allein zu sein, sind ebenfalls Gründe, professionelle Hilfe zu suchen.

Manchmal kann es aber auch sein, dass Verhaltensmuster, die wir schon lange als "normal" ansehen, uns aber eigentlich nicht gut tun, als Charaktereigenschaft oder Lifestyle abstempeln. Hinterfrage dich dabei: Fühlt sich mein Leben gut an? Was zwinge ich mir auf? Und ganz wichtig: Kann ich etwas tun, damit es mir besser geht?

Bin ich krank genug für eine Psychotherapie?

Es gibt keinen festen Standard, wie "krank" jemand sein muss, um eine Psychotherapie zu beginnen. Es geht viel mehr darum, wie stark deine Probleme dein Leben beeinflussen. Wenn dich das Gefühl nicht loslässt, dass du Schwierigkeiten hast, mit bestimmten Gedanken oder Lebenssituationen umzugehen, ist das schon ein Grund, Hilfe zu suchen – unabhängig davon, ob du dich als "krank" empfindest.

Therapie ist nicht nur für schwere psychische Erkrankungen gedacht, sondern auch eine Möglichkeit, an sich selbst zu arbeiten, Belastungen zu verringern und das Wohlbefinden zu steigern. Es geht darum, dich besser zu verstehen, mit Herausforderungen besser umzugehen oder präventiv an deiner mentalen Gesundheit zu arbeiten.

Was sollte man einem Psychologen im Erstgespräch erzählen?

Im Erstgespräch kannst du folgende Punkte ansprechen:

  • Warum du da bist: Welche Probleme oder Symptome hast du?
  • Gefühle und Gedanken: Wie fühlst du dich aktuell? Beeinträchtigen deine Gedanken oder Emotionen dein Leben?
  • Dein Alltag: Wie wirken sich die Schwierigkeiten auf deinen Alltag aus (Arbeit, Beziehungen)?
  • Vorgeschichte: Gibt es frühere belastende Erlebnisse, die wichtig sein könnten?
  • Gesundheit und Familie: Erwähne relevante gesundheitliche oder familiäre Aspekte. Gibt es psychische Erkrankungen in der engen Familie?
  • Ziele: Was möchtest du in der Therapie erreichen?

Du musst nicht alles sofort teilen – es geht darum, dass sich dein:e Psycholog:in ein Bild machen kann.

Was sollte man dem Psychotherapeuten nicht sagen?

Grundsätzlich kann man in einer Therapie wirklich alles sagen. Der Raum soll sicher und offen sein, und es gibt keine "falschen" oder "schlechten" Aussagen, solange sie authentisch sind.

Tatsächlich ist es oft so, dass Dinge, die einem unangenehm erscheinen oder die man normalerweise nicht ausspricht, genau die Themen sind, die in der Therapie wichtig sind, weil sie oft mit den tieferen, unbewussten Aspekten des eigenen Erlebens verbunden sind.

Unterliegen Therapeuten einer Schweigepflicht?

Therapeut:innen unterliegen einer strengen Schweigepflicht, die besagt, dass alle Informationen, die im Rahmen der Therapie geteilt werden, vertraulich behandelt werden müssen. Es gibt jedoch Ausnahmen, wie etwa bei akuter Gefahr für sich selbst oder andere, oder wenn Klient:innen ausdrücklich zustimmen, dass bestimmte Informationen weitergegeben werden dürfen, zum Beispiel für weitere Behandlungsformen bei Ärzt:innen. In sehr seltenen Fällen kann die Schweigepflicht auch durch rechtliche Anordnungen aufgehoben werden.

In Deutschland und vielen anderen Ländern ist die Schweigepflicht gesetzlich verankert, und Verstöße gegen diese Pflicht können rechtliche Konsequenzen für Therapeut:innen haben.

Was passiert, wenn ich mich mit meinem Therapeuten nicht wohl fühle?

Wenn du dich mit deinem Therapeuten oder deiner Therapeutin nicht wohlfühlst, ist es wichtig, das Gefühl ernstzunehmen. Eine vertrauensvolle Beziehung ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Du könntest zunächst versuchen, deine Bedenken direkt anzusprechen. Oft können Missverständnisse oder unbewusste Dynamiken durch ein offenes Gespräch geklärt werden.

Es ist auch hilfreich, über die Gründe nachzudenken, warum du dich unwohl fühlst – sei es der Kommunikationsstil oder das Verhalten. Wenn du das Gefühl hast, dass sich nichts ändert und du weiterhin nicht die richtige Unterstützung erhältst, könnte ein Wechsel notwendig sein.

Dein Wohlbefinden sollte immer an erster Stelle stehen, und es ist völlig in Ordnung, eine:n andere:n Therapeut:in zu suchen, wenn du dich nicht gut aufgehoben fühlst. Laut der "Ärzte Zeitung" haben 37 Prozent der gesetzlich versicherten Patient:innen in Psychotherapie bereits einmal oder mehrfach die therapeutische Praxis gewechselt. Das ist normal und in Ordnung, denn manchmal stimmt auch einfach der Vibe zwischenmenschlich nicht.

Ein letzter Tipp: Nutze einfach ein Erstgespräch, um dir eine Einschätzung vom Profi zu holen. Diese Gespräche werden oft angeboten, da Praxen verpflichtet sind, eine bestimmte Anzahl pro Woche anzubieten, selbst wenn sie keine Therapieplätze freihaben. Vielleicht ist das ein wahrer Gamechanger für deine Lebensqualität.

Tiktok-Hype um Vitamin D: Mediziner warnt vor Gesundheitsrisiko
Auf Social Media schwören manche Fitness-Influencer:innen auf Vitamin-D-Supplements. Viele nehmen aber tagtäglich hohe Dosen ein und das kann schwere gesundheitliche Folgen haben, wie ein Arzt nun warnt.

Vitamin D – das dürfte den meisten bekannt sein – ist unabdingbar für die menschliche Gesundheit. Es unterstützt die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus der Nahrung und sorgt dafür, dass diese Mineralstoffe in die Knochen eingebaut werden können. Ein Mangel an Vitamin D kann unter anderem zu Muskelschwäche, Knochenschmerzen und einem erhöhten Risiko für Krankheiten wie Osteoporose führen.

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