Die chronische Fettverteilungsstörung betrifft fast ausschließlich Frauen und wird oft mit Übergewicht verwechselt. In Deutschland leben fast vier Millionen Menschen mit einem Lipödem – das betrifft schätzungsweise jede zehnte Frau. Expert:innen vermuten jedoch eine hohe Dunkelziffer.
Viele Betroffene führen ihre Symptome fälschlicherweise auf ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel zurück und suchen daher keine medizinische Abklärung. Watson erklärt, wie du ein Lipödem erkennst und was dir helfen kann.
Ein Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, bei der sich das Fett an bestimmten Körperstellen, vor allem an Beinen, Hüften und manchmal auch an den Armen, übermäßig ansammelt. Das Besondere: Es betrifft fast ausschließlich Frauen. Typisch ist, dass das Fett sich trotz Sport oder Diäten nicht einfach "wegtrainieren" lässt.
Betroffene haben oft Schmerzen, schwere oder druckempfindliche Beine und neigen schnell zu blauen Flecken. Die Proportionen wirken manchmal ungleich: oben schlank, unten deutlich kräftiger. Viele merken lange nicht, dass es sich um eine Krankheit handelt, weil sie denken, sie hätten einfach nur zugenommen oder sich falsch ernährt.
Hier sind einige typische Anzeichen, die auf ein Lipödem hindeuten können:
Schlanke und normal gewichtige Frauen sind ebenso häufig betroffen wie übergewichtige Patientinnen. Eine Abklärung kann nur durch eine ärztliche Beratung erfolgen.
Der Hauptunterschied zwischen Lipödem und Lymphödem liegt in der Ursache und den betroffenen Körperbereichen. Ein Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, bei der sich Fett hauptsächlich an Beinen und Hüften ansammelt, während das Lymphödem durch Flüssigkeitsstau im Lymphsystem entsteht, der Schwellungen verursacht, meist an Füßen und Knöcheln.
Beim Lipödem bleiben die Füße in der Regel unbetroffen, während das Lymphödem auch asymmetrisch sein kann und oft mit Schwellungen und einem Schweregefühl verbunden ist.
Ein Lipödem wird von Ärzt:innen vor allem durch eine gründliche körperliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch diagnostiziert. Dabei werden typische Merkmale wie eine symmetrische Fettverteilung an Beinen oder Armen, Druckschmerzen und eine Neigung zu blauen Flecken beurteilt.
Füße und Hände bleiben meist ausgespart, das hilft, das Lipödem von einem Lymphödem zu unterscheiden. Verfahren wie Ultraschall können ergänzend eingesetzt werden, um andere Ursachen auszuschließen, aber es gibt keinen speziellen Bluttest. Die Diagnose stützt sich vor allem auf Erfahrung und typische Symptome.
Ein Lipödem wird vermutlich durch hormonelle Veränderungen und eine genetische Veranlagung ausgelöst, die Ursachen sind jedoch bis heute nicht ausreichend erforscht. Die Erkrankung tritt fast ausschließlich bei Frauen auf, oft in Phasen wie Pubertät, Schwangerschaft oder den Wechseljahren.
Obwohl die genauen Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind, gelten Hormone und erbliche Faktoren als Hauptauslöser. Wichtiger Punkt: Das Lipödem entsteht nicht durch falsche Ernährung oder Bewegungsmangel und auch schlanke Frauen können betroffen sein.
Ein Lipödem komplett "wegzubekommen" ist schwierig, weil es sich um eine chronische Erkrankung handelt, aber es gibt wirksame Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität deutlich zu verbessern.
Die einzige Methode, mit der das krankhafte Fettgewebe dauerhaft entfernt werden kann, ist eine Liposuktion (Fettabsaugung). Sie kann Beschwerden deutlich lindern, ist aber meist keine Kassenleistung und abhängig von den Befunden und der Versicherung.
Die Kosten für eine Lipödem-Behandlung können stark variieren. Für Kompressionsstrümpfe liegen die Kosten bei etwa 50 bis 200 Euro pro Paar. Eine manuelle Lymphdrainage kostet pro Sitzung zwischen 30 und 70 Euro.
Eine Liposuktion zur Behandlung des Lipödems kostet je nach Umfang etwa 2.000 bis 8.000 Euro pro Bein. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt in manchen Fällen die Kosten für Lymphdrainage und Kompressionstherapie, während die Liposuktion nur bei medizinischer Notwendigkeit übernommen wird, was eine detaillierte Prüfung erfordert.
Wird ein Lipödem nicht behandelt, kann sich die Erkrankung über die Jahre deutlich verschlimmern. Die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen nehmen zu, das Fettgewebe wird fester, und in späten Stadien kann zusätzlich ein sogenanntes Lipo-Lymphödem entstehen – dabei ist auch das Lymphsystem betroffen, wodurch sich vermehrt Flüssigkeit im Gewebe staut.
Das führt zu Schwellungen, meist an Füßen und Knöcheln, die beim reinen Lipödem nicht typisch sind. Auch die psychische Belastung durch das veränderte Körperbild ist nicht zu unterschätzen. Ohne Behandlung drohen zudem Hautprobleme, Entzündungen und Gelenkbeschwerden. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind deshalb entscheidend, um Folgeprobleme zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten.
Ein Lipödem entwickelt sich meist zwischen der Pubertät und den Wechseljahren, also typischerweise im Alter von 15 bis 45 Jahren. Häufig beginnt es in Phasen hormoneller Veränderungen, wie etwa in der Pubertät, während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren. In frühen Stadien wird es oft mit Übergewicht verwechselt, weshalb es wichtig ist, frühzeitig auf typische Symptome zu achten.
Bei Lipödem gibt es einige Dinge, die man möglichst vermeiden sollte, weil sie die Beschwerden verstärken oder den Verlauf negativ beeinflussen können. Hier eine kurze Übersicht:
Der wichtigste Grundsatz bei Lipödem ist: den Körper unterstützen, nicht überfordern.
Auch wenn die Behandlung eines Lipödems mit Kosten verbunden ist, lohnt es sich, frühzeitig aktiv zu werden. Es ist wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen, denn je früher du handelst, umso mehr lässt sich die eigene Lebensqualität verbessern.