Der Winter klopft an: Obwohl er in Deutschland offiziell erst am 21. Dezember beginnt, ist er mancherorts gefühlt schon da. In Teilen des Landes hat es bereits geschneit, Weihnachtsfans fangen an, "Jingle Bells" sowie andere Klassiker zu spielen und einige Weihnachtsmärkte haben ihre Pforten bereits geöffnet.
Letztere locken die Besucher:innen mit allerhand Souvenirs, Glühwein und saftigen Leckereien – allerdings zu ebenso saftigen Preisen.
Mittlerweile hat sich für viele Deutsche eine Hassliebe zu den Weihnachtsmärkten entwickelt. Denn Wucherpreise, Menschenmassen und die immer gleichen Stände vertreiben häufig das besinnliche Flair. Die lange Tradition der Weihnachtsmärkte ist im Land ebenso etabliert wie die alljährliche Kritik daran. Offenbar ist das bei deutschen Weihnachtsmärkten im Ausland nicht anders.
In Birmingham eröffnete einer der größten Weihnachtsmärkte Großbritanniens im deutschen Stil bereits am 1. November. Auf einer Länge von mehr als 460 Metern entlang der wichtigsten Einkaufsstraße der Stadt bis hin zum Hauptplatz werden dort über sieben Wochen hinweg an Dutzenden von Ständen Bratwürste, Süßigkeiten, Schmuck verkauft. Natürlich darf auf dem "Frankfurter Weihnachtsmarkt" auch Bier nicht fehlen. Das kostet aktuell satte 12 britische Pfund pro Glas, umgerechnet 14,34 Euro.
Nicht nur der Markt ist im deutschen Stil gehalten, sondern auch die Beschwerden erinnern stark an die Kritik hierzulande. Bei Preisen wie diesen kein Wunder.
Wie in Deutschland haben viele Gäste die Menschenmassen, die immer gleichen Stände und die Wucherpreise satt, wie der britische "Guardian" berichtet. Gleichzeitig werden die Weihnachtsmärkte immer größer und haben länger geöffnet.
"Es ist einfach nicht mehr dasselbe. Es ist zu kommerziell. Es beginnt zu früh und es ist zu teuer geworden", erklärt etwa Kate Jones, die auf dem Weihnachtsmarkt im deutschen Stil arbeitet, der Zeitung. Er sei "einfach nicht mehr so intim".
Eine Besucherin des Marktes beschwert sich im Gespräch mit der Zeitung über die Produkte und Preise: "Wenn jeder Stand ein eigener, unabhängiger Stand wäre, wäre es besser, aber sie verkaufen alle nur das Gleiche. Es ist überteuerter Ramsch, aber es ist wohl ein lustiger überteuerter Ramsch", lautet ihr Resümee.
Auch Besucher:innen von anderen Weihnachtsmärkten in Großbritannien berichten ähnliches: immer gleiche Buden, Wucherpreise und viel zu viele Menschen.
Nicht nur sie zeigen sich teils enttäuscht. Auch kleinere und mittelgroße Betriebe beschweren sich über die Weihnachtsmärkte. Denn für sie bedeuteten sie vor allem eines: Umsatzeinbußen.
Beatrice Douzjian, Miteigentümerin eines familiengeführten Cafés, sagt dazu dem "Guardian": "Sobald es losgeht, merken wir, dass es eine Flaute im Geschäft gibt." Die Märkte ziehen kleinen unabhängigen Unternehmen das Geschäft weg, böten den Kund:innen aber keinen Mehrwert. "Da überall auf dem Markt der gleiche Ramsch zu Wucherpreisen verkauft wird", findet sie.
Andere hingegen sehen eine Chance, da der Weihnachtstourismus viele Menschen in die Städte lockt. Wer also mit guten Ideen um die Ecke kommt, könne auch von den Märkten profitieren. "Die Chance für uns als Unternehmen ist riesig", sagt etwa Matthew Lockren von Pure Craft Bar and Kitchen neben dem Weihnachtsmarkt in Birmingham.
Ein Sprecher der Stadtverwaltung von Birmingham sagte mit Blick auf Deutschland: "Der Frankfurter Weihnachtsmarkt bringt jedes Jahr Millionen von Besuchern in die Stadt und sorgt für einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung." Man sei stolz darauf, dass der Markt neben deutschen Mitarbeiter:innen auch Arbeitsplätze für über 350 Einheimische biete.
Einige Besucher:innen äußern sich ebenfalls positiv über die Weihnachtsmärkte. Sie betonen etwa, dass sie die weihnachtliche Atmosphäre schätzen, die von ihnen ausgeht. Gegensätzliche Meinungen im Brexit-Land, eben ganz wie in Deutschland.