Kaum eine Sache auf der Welt ist so privat wie der eigene Toilettengang. Viele Menschen behandeln die eigene Erleichterung wie einen heiligen Akt. Angesichts der Tatsache, dass für eine erfolgreiche Sitzung vollkommene Entspannung Grundvoraussetzung ist, dürfte das kein Wunder sein.
Im Arbeitsleben ist das aber so eine Sache. Nur die wenigsten bewegen sich entspannt durch den Berufsalltag. Teil der vorherrschenden Arbeitskultur ist nämlich, die eigenen Wünsche den Ansprüchen des Arbeitgebers unterzuordnen. Viel Raum für eigene Bedürfnisse bietet das nicht.
Offenbar empfinden diesen Druck Angehörige verschiedener Geschlechter und Generationen ganz unterschiedlich. Fest steht aber: Das eigene Bedürfnis zu unterdrücken, führt unabhängig von Alter und Geschlecht zu gesundheitlichen Problemen.
Mit der pikanten Thematik hat sich das britische Umfrageinstitut Bazaar auseinandergesetzt – und dabei alarmierende Trends entdeckt. Im Auftrag des Online-Sanitärhandels QS Supplies befragten die Soziologen Arbeitnehmer:innen verschiedener Generationen und machten einen klaren Verlierer aus. Auch die "New York Post" berichtete über die Untersuchung.
Der Erhebung zufolge absolvierte beim Klogang auf der Arbeit einer von zwölf noch nie den Stuhlgang. Geradezu Angst davor, das große Geschäft auf der Bürotoilette zu verrichten, haben rund 34 Prozent der Befragten.
Besonders ausgeprägt ist die Verweigerungshaltung bei der jüngsten Generation der Arbeitnehmer:innen. Hier gaben elf Prozent an, niemals die Bürotoilette für "Nummer zwei" benutzt zu haben. 36 Prozent berichteten von einer richtigen Angst davor.
Besonders betroffen sind davon Frauen. Unabhängig vom Alter ist die Abscheu beim weiblichen Teil der Belegschaft deutlich größer. Denn während unter den Männern nur 19 Prozent davon berichteten, sich vor dem Stuhlgang zu fürchten, war es bei den Frauen mit 48 Prozent annähernd die Hälfte.
Der Umfrage zufolge unterdrückt jede:r vierte Arbeitnehmer:in das drängende Bedürfnis während der Arbeitszeit. Diese Weigerung führte logischerweise zu negativen Empfindungen. So berichteten 64 Prozent von Bauchschmerzen als Folge, 45 Prozent erlebten eine Zunahme des gefühlten Arbeitsstresses, bei 39 Prozent verursachte der Verzicht Verstopfung und 30 Prozent berichteten von Verdauungsproblemen.
Warum der Stuhlgang so verpönt ist, ermittelte die Studie auch. Die führenden Begründungen lieferten ein Mangel an Privatsphäre (59 Prozent) sowie das Schamgefühl infolge unangenehmer Gerüchte (57 Prozent), gefolgt von unerwünschten Geräuschen (47 Prozent).
Die Studie ermittelte auch, wie viel Geld den Unternehmen durch verlorene Zeit auf dem stillen Örtchen entgeht. Rechnet man die Arbeitszeit in Lohnkosten um, kann auf den Euro genau heruntergebrochen werden, was die Toilettenpause letztlich aufs Jahr gerechnet kostet.
Interessanterweise ermittelte das Umfraginstitut einen großen Unterschied im Kloverhalten der Befragten, wenn sie vom Homeoffice aus arbeiteten. Hier zeigte der Heimvorteil nicht nur positive Aspekte. Demnach treten Arbeitnehmer:innen täglichen viermal statt dreimal den Gang zur Toilette an.
Das resultiert in einem großen jährlichen Unterschied: Im Büro verloren die Unternehmen lediglich 104 Arbeitsstunden an die Toiletten, während im Homeoffice 139 Stunden übers Jahr verteilt auf dem stillen Örtchen verbracht werden.