Mit mehr als 200.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Die Zahl der damit verbundenen Todesfälle ist in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen. Im Jahr 2021 sind hierzulande 4100 Menschen an einer Hautkrebserkrankung gestorben, zwanzig Jahre zuvor waren es noch 2600 gewesen.
Bei den meisten Betroffenen wird heutzutage Weißer Hautkrebs diagnostiziert, der in vielen Fällen heilbar ist. Der Schwarze Hautkrebs ist gefährlicher, tritt aber auch seltener auf. Und wenn er im Frühstadium entdeckt wird, kann eine Behandlung auch erfolgreich sein. Zu den größten Risikofaktoren zählt starke UV-Strahlung, zum Beispiel durch die Sonne.
Vielleicht cremen sich auch deshalb einige Leute inzwischen jeden Tag mit Sonnencreme ein – egal ob es Sommer oder Winter ist. Manche Skincare-Influencer:innen halten eifrig das teure Sonnenschutzmittel in die Kamera und schmieren großzügig ihr Gesicht damit ein. Auch nachhaltige Cremes werden immer beliebter. Hashtag Skincaretipps. Aber ist das wirklich sinnvoll?
Aus Sicht des Tübinger Dermatologen und Hautkrebsforschers Claus Garbe kommt es auf den UV-Index an. Gegenüber dem "Spiegel" sagt er, dass er selbst ab einem UV-Index von 3 oder mehr zur Sonnencreme greife. Wichtiger als das Eincremen sei es aber, Sonnenbaden und Bräunen möglichst ganz zu meiden und sich durch Kleidung zu schützen.
Damit liegt er auf einer Linie mit dem Bundesamt für Strahlen-Schutz. Dessen Empfehlung lautet nämlich ebenfalls: UV-Strahlung vermeiden, sich durch Kleidung und Sonnenbrille schützen sowie Sonnencreme nutzen (mindestens Lichtschutzfaktor 30, oder besser noch LSF 50+); und zwar genau in dieser Reihenfolge.
Diese Tipps sind aber vor allem im Sommer relevant. Denn: "Ein UV-Index von 3 ist im Herbst nicht oft der Fall, im Winter erst recht nicht", sagt Garbe. Deshalb ergebe es "überhaupt keinen Sinn", sich auch an grauen Novembertagen mit Sonnencreme einzuschmieren.
Allerdings: Anders sieht das zum Beispiel aus, wenn in der kalten Jahreszeit Schnee liegt. Denn wenn dieser die Sonnenstrahlen reflektiert, ist der zusätzliche Schutz mit Sonnencreme ratsam.
Allerdings tragen viele Skincare-Influencer:innen ihre Sonnencreme wohl nicht nur auf, um sich vor Hautkrebs zu schützen, sondern auch, weil sie Falten vorbeugen und die Haut mit Feuchtigkeit versorgen wollen. In dem Kontext kommt es auf die UVA-Strahlung an, die tiefer in die Haut eindringt als beispielsweise UVB.
Sie schädigt das Bindegewebe und trägt dadurch zur Hautalterung bei, also auch zur Faltenbildung. UVB-Strahlung verursacht hingegen hauptsächlich Sonnenbrand.
Ist es also sinnvoll, im Herbst und Winter Sonnencreme aufzutragen, um länger jung auszusehen? Dermatologe Garbe meint: "nicht sinnvoll". Denn es sei zweifelhaft, dass an trüben Novembertagen überhaupt genügend UV-Strahlung vorhanden sei für faltige Folgen.
Auch hier sei wieder der tägliche UV-Indexwert entscheidend, den man leicht über Google oder andere Suchmaschinen herausfinden kann. Das Geld für teure Sonnenschutzmittel kann man sich also zumindest über die Wintermonate sparen und vielleicht doch lieber in Lebkuchen oder Glühwein investieren.