Ob in der Nahrungsmittel-, in der Textil- oder Energie-Industrie: Es gibt in Zeiten der Globalisierung wohl keine Branche, in der kleinere Unternehmen nicht von größeren völlig oder teilweise "geschluckt" werden. Denn: Kleinere Betriebe haben meist weniger Chancen, sich am Markt wirtschaftlich rentabel zu halten.
Oft zum Unmut der Kund:innen.
So hat erst kürzlich der Lebensmittel-Konzern Nestlé für Unmut gesorgt, als er Anteile des Start-ups YFood erworben hat. Nun könnte ein deutsches Familienunternehmen seine Eigenständigkeit verlieren. Grund hierfür ist aber wohl die Energiewende.
Das Unternehmen Viessmann ist für seine Heizungen, Klimageräte und Wärmepumpen in Deutschland und darüber hinaus bekannt. Nun steht der familiengeführte Heizungsbauer offenbar kurz vor einem Verkauf in die USA. Der Interessent: der Klimaanlagenhersteller Carrier Global aus Florida. Medienberichten zufolge sind die Verhandlungen über eine Übernahme bereits weit fortgeschritten.
Laut "Handelsblatt" betrifft der Verkauf "das wirtschaftliche Herz der Viessmann Group", wie es auf der Unternehmenswebseite bezeichnet wird. Also den Geschäftsbereich Klimalösungen. Dazu gehört etwa auch die Wärmepumpenproduktion.
Die Bereiche Real Estate, Kältelösungen, Investmentbeteiligungen, die Digitalsparte und Stiftung seien hingegen nicht Teil der Verhandlungen. Laut "Handelsblatt" könnte der Verkauf noch in dieser Woche offiziell verkündet werden. Die Viessmann Group hielt sich dazu bisher bedeckt. Auch zu den Gründen äußerten sich die beteiligten Unternehmen nicht.
Allerdings könnte einer der Gründe für den Verkauf der sich wandelnde Heizungsmarkt sein. Denn mit der Energiewende und dem Aus für Gas- und Ölheizungen dürfte sich dort einiges ändern. Wärmepumpen gewinnen zunehmend an Bedeutung und gelten als bevorzugte Heizungsform der Zukunft, nicht nur in Deutschland.
Zwar konnte sich Viessmann bisher am Markt gut behaupten. Am Wärmepumpen-Markt ist die Konkurrenz aber groß. Dort muss Viessmann zunehmend mit asiatischen und amerikanischen Konzernen konkurrieren. Das sei auch der Grund für den Verkauf, wie eine Person aus dem Unternehmensumfeld gegenüber dem "Handelsblatt" behauptet.
Aus finanziellen Gründen sei demnach ein Verkauf nicht nötig gewesen. Im Gegenteil: Das 1917 von Johann Viessmann gegründete Unternehmen hat im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz gemacht. Viessmann hat den Umsatz 2022 um 19 Prozent auf vier Milliarden Euro steigern können. Auch im Ausland ist das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich. Dort erwirtschaftete Viessmann etwa die Hälfte seines Umsatzes.
Viessmann wird bei dem bevorstehenden Verkauf laut Insider mit mehr als zwölf Milliarden US-Dollar, also umgerechnet elf Milliarden Euro, einschließlich Schulden, bewertet. Der Verkauf könnte in dieser Woche offiziell werden. Anleger:innen fanden die Neuigkeiten offenbar nicht besonders positiv: Carrier-Aktien fielen in New York um sieben Prozent.