Wohnraum in Deutschland ist knapp. Mittlerweile gibt es so oft völlig gerechtfertigte Beschwerden dazu, dass die traurige Realität wie eine unverrückbare Alltagssache wirkt. Egal in welche Großstadt man schaut, es gibt in der Regel viel zu wenige Wohnungen für viel zu viele Wohnungssuchende.
Vor Semesterstart bekommen das vor allem Studierende in Unistädten zu spüren. Wer ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft sucht, muss sich meist darauf einstellen, von einem WG-Casting zum nächsten zu rennen. Die Konkurrenz ist oft riesig.
Wem der Trubel in einer WG zu viel ist, schaut sich vielleicht nach einer Wohnung um. Mit dem begrenzten Budget eines durchschnittlichen Studis, sehen die Erfolgschancen aber auch da nicht besser aus.
Diese Wohnungskrise zeigt nun auch der aktuelle Studentenwohnreport des Finanzdienstleisters MLP und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) auf. Demnach steigen Mietpreise in deutschen Unistädten im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich um 5,1 Prozent an.
Den höchsten Preisanstieg verzeichnete Berlin mit 9,4 Prozent. Dahinter liegen Leipzig mit 9,3 Prozent, Greifswald mit 8,1 Prozent und Bochum mit 7,6 Prozent.
Traurige Bilanz des Reports: Von insgesamt 38 untersuchen Hochschulstädten sind nur in einer einzigen Stadt die Mietpreise im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. In Heidelberg lag der Studentenwohnpreisindex hauchdünne 0,1 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Für den Studentenwohnpreisindex haben MLP und IW die durchschnittlichen Kaltmieten berechnet und für ein umfassenderes Bild des Wohnungsmarkts zusätzlich Qualität und Lage der Wohnungen mit einbezogen.
Am günstigsten lebt es sich als Studi in Chemnitz: Dort zahlt man für eine 30-Quadratmeter-Musterwohnung im Schnitt 263 Euro und für ein WG-Zimmer von 20 Quadratmetern 215 Euro. In Magdeburg sind monatlich 333 beziehungsweise 268 Euro fällig.
Vergleichsweise wenig zahlt man auch in Leipzig: Dort müssen Studis durchschnittlich 423 Euro für eine Wohnung oder 338 Euro für ein WG-Zimmer blechen.
Sehr tief in die Tasche greifen, müssen Studis dagegen in München. 807 Euro sind dort gemäß dem Wohnreport für eine Musterwohnung von 30 Quadratmetern fällig. Für ein WG-Zimmer zahlen Studierende im Schnitt 588 Euro.
Mit etwas Abstand folgen dann Berlin mit 678 beziehungsweise 511 Euro und Frankfurt mit 674 beziehungsweise 535 Euro. Stuttgart, Köln und Hamburg liegen auf ähnlich hohem Niveau.
Die Wohnkostenpauschale im BAföG-Höchstsatz liegt übrigens bei 380 Euro. Davon lässt sich gerade mal in zwei Städten eine studentische Musterwohnung bezahlen. In München würde der Höchstsatz gerade mal für 15 Quadratmeter (kalt) ausreichen.
Ein Grund für den kontinuierlichen Mietpreisanstieg: Es werden immer weniger Wohnungen angeboten. Von 38 untersuchten Standorten, war in 29 Städten die Zahl der inserierten kleinen Wohnungen und WGs rückläufig.
Besonders stark war der Rückgang in Jena, Münster und Freiburg. Es gibt allerdings auch positive Beispiele: Mehr Angebote als im Vorjahr gab es beispielsweise in Würzburg und Kiel (Anstieg um jeweils 11 Prozent), Rostock (13 Prozent) und Berlin (30 Prozent).
Ein Problem ist diese Entwicklung nicht nur für deutsche Studierende. Ausländische Studis, die gerne in Deutschland studieren würden, aber keine Unterkunft finden, entscheiden sich am Ende vielleicht doch vermehrt für ein Studium in einem anderen Land.
Dabei wird Deutschland in Zukunft noch mehr auf qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen sein als ohnehin schon. Die Verfasser:innen des Studentenwohnreports appellieren deshalb, internationalen Studis den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum zu erleichtern.
Am Ende würde es wohl nicht nur Studierende freuen, wenn dieser Appell endlich erhört wird.