Mai Thi Nguyen-Kim ist Wissenschaftsjournalistin und Youtuberin. Bild: Screenshot Youtube
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Sie sind derzeit in allen gängigen Medien vertreten: Christian Drosten, Hendrik Streeck und Alexander Kekulé. Die drei Experten bilden so etwas wie die Dreieinigkeit der Virologie. Wohl noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik standen Wissenschaftler so sehr im Fokus der Öffentlichkeit.
Doch mit der gestiegenen Aufmerksamkeit steigt auch die Verantwortung. Millionen Menschen hören den drei Forschern zu, hängen geradezu an ihren Lippen. Deshalb ist es sehr wichtig, wie sie sich an die Öffentlichkeit wenden, wie gut sie ihr Fachwissen und daraus abgeleitete Schlüsse kommunizieren.
Die Youtuberin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim hat sich Drosten, Streeck und Kekulé unter diesem Aspekt mal genauer angeschaut. In ihrem Video vom Sonntag unterzieht sie die drei einer kritischen Prüfung im Hinblick auf ihre Wissenschaftskommunikation.
Dabei unterscheidet sie zwei wichtige Aspekte: Das "What?", also die Fakten, über die ein Wissenschaftler spricht, und das "So what?", also die Schlussfolgerungen, die daraus gezogen werden können.
Die Ergebnisse ihres Tests:
Christian Drosten
Christian Drosten kommt bei Nguyen-Kim am besten weg. Der "eloquente Corona-Experte" liefere viel "What?", also Fakten. Dabei biete er ein wissenschaftliches Niveau, das man sonst selten in den Medien bekomme, urteilt Nguyen-Kim. Außerdem betone er auch stets deutlich, wenn er über Dinge spreche, die außerhalb seines genauen Fachgebiets lägen.
Noch vorsichtiger sei er beim "So what?", also den Schlussfolgerungen und konkreten Handlungsanweisungen, die aus seinen Aussagen abgeleitet werden können. "Immer wieder betont er den Unterschied zwischen Wissenschaft und Politik."
Nguyen-Kims Fazit:
"Christian Drostens Wissenschaftskommunikation ist sehr gelungen, er geht verantwortungsvoll mit seinem Expertenstatus um."
Bekommt von Nguyen-Kim ein gutes Zeugnis: Christian Drosten.Bild: reuters / POOL
Hendrik Streeck
Hendrik Streeck hingegen sei in seiner Kommunikation nicht immer so vorsichtig wie Drosten, merkt Nguyen-Kim kritisch an. Als Beispiel führt sie seine inzwischen berühmte Heinsberg-Studie an. Die Medien hatten aus dieser anfangs geschlossen, dass Lockerungen der Corona-Maßnahmen möglich seien. Die Wissenschaftsjournalistin führt aus, dass dies erstens nicht der Fall sei und Streeck zweitens selbst nicht genug getan habe, um diesem Eindruck entgegenzutreten:
"Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Zwischenergebnisse einwandfrei sind, sind diese eine Bestätigung unserer aktuellen Lage, und eben nicht eine Entscheidungsgrundlage für eine Lockerung der Maßnahmen."
In den vergangenen Tagen geriet Streeck zunehmend in die Kritik. Besonders deshalb, weil in seine Heinsberg-Studie auch eine PR-Agentur involviert ist. "Prinzipiell ist es okay, sich professionelle Hilfe für seine Wissenschaftskommunikation zu suchen", sagt Nguyen-Kim. Das müsse nicht automatisch auf Kosten der wissenschaftlichen Qualität gehen. "Man muss als Wissenschaftler aber die Verantwortung übernehmen für die wissenschaftliche Korrektheit der eigenen PR."
Nguyen-Kims Fazit:
"Hendrik Streeck mag ordentlich in seiner Forschung sein, in seiner Kommunikation ist er es leider nicht. Es ist für Laien schwer zu erkennen, ob seine persönliche Meinung auf wissenschaftlicher Expertise fußt oder eben nicht."
Kommuniziert laut Nguyen-Kim nicht immer klar genug: Hendrik Streeck.Bild: dpa
Alexander Kekulé
Alexander Kekulé sieht Nguyen-Kim noch kritischer. Man könne nicht von der Hand weisen, dass er über Expertise in Virologie verfüge, sagt sie. Auf der anderen Seite dürfe man Medienpräsenz aber auch nicht mit Kompetenz gleichsetzen. "Je größer die Reichweite, umso verantwortungsvoller muss man mit seiner Wissenschaftskommunikation umgehen."
Wenn man seine Meinung auf Basis neuer Erkenntnisse anpasse und ändere, sei das natürlich sehr wichtig. Es gebe aber einige Widersprüchlichkeiten in seinen Aussagen, die sie und ihr Team nicht erklären könnten. "Wir hatten teilweise Probleme, die wissenschaftliche Grundlage für seine sehr klaren Ansagen nachzuvollziehen."
Als Beispiel nennt sie Kekulés Forderung nach einem Plan für einen Lockdown-Exit. Der Virologe plädiert dabei für eine kontrollierte Durchseuchung der Bevölkerung. Nguyen-Kims Team schickte dem Virologen dazu fünf Fragen. Etwa, wie eine Überlastung des Gesundheitssystems dabei verhindert werden soll. Es sei keine Antwort gekommen.
Nguyen-Kims Fazit:
"Wenn schon das 'What?' nicht schlüssig ist, wäre ich sehr vorsichtig damit, so klare 'So what?'-Ansagen zu machen."
Könnte laut Nguyen-Kim durchaus etwas vorsichtiger sein mit seinen Ansagen: Alexander Kekulé.Bild: dpa/Stephan Persch
Bonus: Was Nguyen-Kim auch an Drosten kritisiert
Obwohl Christian Drosten bei Nguyen-Kim insgesamt sehr gut wegkommt, hat sie doch auch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen, wie sie sagt. Der Grund dafür: Seine Aussage, die Wissenschaft werde sich bald aus den Medien zurückziehen müssen, da sie immer wieder verkürzt oder falsch zitiert werde.
Nguyen-Kims Plädoyer dagegen: Natürlich sind Wissenschaftler keine Politiker. Sie sollten aber sehr wohl an Entscheidungen beteiligt werden. Und dafür brauchen sie Öffentlichkeit: "Wir brauchen eine gute Wissenschaftskommunikation!"
(om)
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