Es gibt viele Gründe, warum manche Leute in Führungspositionen kommen, und andere eben nicht. Kompetenz ist dabei nicht immer die wichtigste Eigenschaft.
Jahrhundertelang war ein Y-Chromosom die wichtigste Voraussetzung. Und auch heute noch spricht die Zahl der weiblichen Vorstandsmitglieder in Dax-Unternehmen dafür, dass Befähigung nicht alles ist. Zur Erinnerung: es sind nur acht Prozent.
Kompetenz ist nicht alles, Geschlecht aber natürlich auch nicht. Was außerdem erheblichen Anteil hat, sind die eigenen sozialen Netzwerke.
Was hingegen noch nicht so klar ist, ist wie genau diese Netzwerke beschaffen sein müssen, um möglichst effektiv zu sein. Jahrelang wurde vielen Frauen, die Karriere machen wollen, nahegelegt, sie müssten es halt einfach machen wie die Männer: Netzwerken, Hände schütteln, netzwerken.
Aber dieser Rat scheint nun überholt. Das zeigt eine neue Studie.
Wissenschaftler der Northwestern University und der University of Notre Dame haben nämlich herausgefunden, dass die Beschaffenheit der Netzwerke bei Männern und bei Frauen anders aussehen muss, um Erfolg zu unterstützen. Um dabei zu helfen, eine Führungsposition zu erlangen.
Während bei Männern einfach die Größe des sozialen Netzwerks entscheidend ist, ist es bei Frauen eher die Qualität: Denn Frauen, die regelmäßig in einem engen Netzwerk mit anderen Frauen interagieren, kommen am ehesten in Führungspositionen.
Für die Studie wurden die Netzwerke von 700 Graduierten der Top Business Schools in den USA ausgewertet; in Bezug auf Größe, Zusammensetzung und Art der Kommunikation. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass Frauen, die ein enges, fast ausschließlich weibliches Netzwerk hatten, eine 2.5fach höhere Wahrscheinlichkeit hatten, in Führungspositionen zu kommen als Frauen mit einem weniger stabilen und Männer-dominierten Netzwerk.
Männlicher Erfolg scheint sozial stabiler abgesichert. Umso wichtiger also, dass Frauen die Möglichkeit bekommen, diese strukturellen Nachteile auszugleichen. Denn rein weibliche Netzwerke sind auch nicht von ungefähr für Frauen so wichtig, wie die Wissenschaftler erklären.
Auf der einen Seite können sie helfen, neue Kontakte und Hinweise auf mögliche Stellen und Ausschreibungen zu geben, ganz klassisch also; auf der anderen Seite werden in weiblichen Netzwerken aber auch Informationen weitergegeben, die besonders relevant sind:
Frauen brauchen umfassendere Unterstützung, wenn sie in einer Arbeitswelt erfolgreich sein wollen, die nach wie vor vielerorts noch deutlich von patriarchalen Strukturen geprägt ist. Das äußert sich im Umgangston, in den Arbeitszeiten, im Führungsstil. Und diesen Bedarf kennt eben niemand so gut wie Frauen selbst.
Denn sie wissen: Frauen haben es nicht nur erwiesenermaßen schwerer, in Führungspositionen zu kommen und verdienen weniger Geld für gleiche Arbeit. Ihnen wird auch für beruflichen Erfolg oft weniger Anerkennung gezollt. Erfolgreiche Frauen gelten als hart, unnahbar und verbissen. Auch das ist durch etliche Studien belegt.
Wer sich als Frau also durchsetzen will, der braucht neben Tipps und Kontakten wohl vor allem auch Unterstützung von Menschen, die ihre Bedürfnisse gut kennen.
Man könnte auch sagen: Freundinnen.