Wer häufiger mit dem Auto in den Urlaub fährt, dem läuft im Ausland so manch ein ungewöhnliches Verkehrsschild über den Weg. Ob die Warnung vor Elchen in Schweden, ein Posthorn für ein spezielles Halteverbot in Italien oder das Schild mit der fremdsprachigen Bezeichnung für Einbahnstraßen, vieles kann bei Tourist:innen durchaus für Verwirrung sorgen.
Doch auch einige Schilder in Deutschland sind entweder regionalspezifisch oder derart speziell, dass nur wenige Menschen ihre Bedeutung kennen. Das Schild mit einer Schneeflocke darauf scheint hingegen relativ eindeutig. Seine Gültigkeit in den warmen Jahreszeiten kann aber zu Auseinandersetzungen führen.
Vor allem auf Landstraßen, aber auch auf so mancher Autobahn in Deutschland findet sich ein Hinweis auf ein Tempolimit, dazu ein zweites Schild mit einer Schneeflocke darauf. Klar ist: Bei Schneefall sollte die ausgewiesene Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten werden.
Verkehrsrechtlich wird die Schneeflocke in diesem Fall jedoch nur als Begründung für das vorgeschriebene Tempo genannt, nicht als Bedingung. "Tempo 80 gilt in jedem Fall, und zwar das ganze Jahr über", erklärt ein ADAC-Sprecher beispielhaft gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.
Grund hierfür ist die gefährliche Gesamtsituation der entsprechenden Straße. In bestimmten Waldgebieten könnte es demnach rein theoretisch auch im Sommer zu überfrierender Nässe kommen. Zudem gilt das Schild laut Straßenverkehrsordnung auch für Glätte durch Matsch.
Anders verhält es sich hingegen beim Zusatz "bei Nässe", der häufig ebenfalls Schildern für Geschwindigkeitsbegrenzungen beigefügt wird. Hierbei handelt es sich um eine Einschränkung, die Autofahrenden einen Ermessensspielraum für die Einschätzung der Nässe gibt.
Mit dieser Unterscheidung argumentierte auch ein Gericht in Hamm im Jahr 2014. Einem Autofahrer, der gegen ein Bußgeld für eine Geschwindigkeitsüberschreitung bei dem Schneeflocken-Schild geklagt hatte, wurde nicht recht gegeben. Im Gegensatz zum Nässe-Schild gebe es hier keine "verbale zeitliche Einschränkung".
Bußgelder drohen im Zusammenhang mit dem Schneeflocken-Schild generell nur, wenn sie in Kombination mit konkreten Vorschriften stehen oder falls es durch Nicht-Beachtung zu einem Unfall kommt.
Verkehrsexpert:innen raten trotzdem dazu, entsprechende Warnschilder jederzeit ernst zu nehmen. Das Schneeflocken-Symbol sollte Autofahrende vor allem im Winter dazu bewegen, langsamer zu fahren und Bremsmanöver zu vermeiden. Geschwindigkeitsbegrenzungen sollten ganzjährig befolgt werden.
Ein ähnliches Gebot gilt übrigens auch bei einem Schild, das bei ausländischen Fahrer:innen ebenso für Schmunzeln sorgen dürfte wie der Elch in Schweden: Weist ein Schild mit einem Frosch zusätzlich zum Tempolimit auf saisonale Krötenwanderungen hin, gilt die Begrenzung trotzdem ganzjährig.