Sonne, Schnee und Wolken wechseln sich ab mit Regen und eisigem Wind: Das Wetter und die Temperaturen in Deutschland spielen verrückt. Nach einem viel zu warmen Februar fühlen sich die eisigen Temperaturen im März gleich doppelt so kalt an.
Aber ist da wirklich etwas dran? Und wann können wir endlich mit dem Frühling rechnen? Um das herauszufinden, hat watson mit zwei Experten gesprochen.
In der vergangenen Woche habe es laut dem Wetter-Experten Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) eine sogenannte Grenzwetterlage gegeben, heißt: Im Norden war es eher kalt, während es im Süden zum Teil recht warm war.
"Aber es spielt schon immer eine Rolle im Gedächtnis der Leute, dass wenn es für eine längere Phase zu warm war, dass sie dann auch denken, es sei jetzt zu kalt für die Jahreszeit", erklärt Friedrich im Gespräch mit watson. Und dennoch – dieses Mal ist tatsächlich etwas dran an der Wahrnehmung: Laut dem Experten ist der März 1,8 Grad kühler als im vierjährigen Mittel.
Auch die kommenden Tage bleiben durchwachsen: Schnee und kalter Wind wechseln sich ab mit frühlingshaften Temperaturen von bis zu 20 Grad. "Es wird immer mal kurze Episoden geben, in denen es einen Wärmeschub geben wird, aber dann folgen auch wieder kurze Episoden mit kühleren Temperaturen", sagt DWD-Sprecher Friedrich mit Blick auf den Wettervorhersage-Computer voraus. Wann genau aber stabiles Frühlingswetter kommen wird, kann er noch nicht sagen. Denn Wettervorhersagen lassen sich lediglich für die kommenden sieben Tage machen. Alles, was darüber hinausgehe, sei Friedrich zufolge unwissenschaftlich.
Mit der Erderwärmung habe das Auf und Ab der Temperaturen aber nur insofern zu tun, "als dass im Mittel die Monate, die Jahreszeiten und die Jahre immer wärmer werden", wie Friedrich erläutert. Wie das Wetter in einem einzelnen Monat aussehe und ob es mal kältere oder wärmere Phasen gebe, hänge hingegen nicht mit der Klimakrise zusammen. Friedrich ergänzt:
Peter Hoffmann, Meteorologe und Klimaforscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), erklärt gegenüber watson zudem, dass mit wärmer werdenden Wintern auch die Wahrscheinlichkeit für ungewöhnlich milde Witterungsepisoden wie zum Jahreswechsel 2022/2023 steige. Dort betrugen die Temperaturabweichungen im Vergleich zum Klimamittel der Jahre zwischen 1961 und 1990 über zehn Grad.
"So oder ähnlich wird sich das Bild der Wintermonate allmählich verändern", schlussfolgert Hoffmann. "Auch mit Auswirkungen auf den Niederschlag und der Schneesicherheit in den Bergen." Selbst in den Gebirgen könne es aufgrund zu hoher Temperaturen noch in den Wintermonaten zu Phasen starker Schneeschmelzen kommen.
Auch wenn die Temperaturen aufgrund der Klimakrise weiter steigen werden, könne es dennoch zu extremen Kälteeinbrüchen kommen.
Diese sind dem Klimawissenschaftler Hoffmann zufolge mit dem großräumigen Transport von Luftmassen aus nordöstlicher Richtung verbunden. "Solche Wetterlagen haben auch weiterhin das Potenzial für Kältewellen in Mitteleuropa", erklärt er – "bevorzugt dann, wenn der winterliche Polarwirbel schwach ausgeprägt ist".
Allerdings komme dieses Phänomen nur unregelmäßig alle paar Jahre vor. Hoffmann erläutert weiter:
Eine wesentliche Rolle dabei, wie kalt oder warm es wird, spielt laut der Experten die Herkunft der Luftmassen. Zwar bliebe der jahreszeitliche Temperaturverlauf im Wesentlichen erhalten, allerdings auf einem etwas anderen Niveau. Grund dafür sind die aufgrund der Erderhitzung steigenden Temperaturen. Die Folge: "Kleine Veränderungen von Mitteltemperaturen können zur Folge haben, dass sich gewohnte Regenmuster verschieben – Regen statt Schnee, Sturzregen oder Regenpausen statt Landregen", sagt Hoffmann.
Die Temperaturen steigen aber nicht nur im Winter, "durch die Bank sind eigentlich alle Jahreszeiten wärmer geworden", sagt DWD-Sprecher Friedrich. Manche Monate würden zwar im Mittel etwas geringere Abweichungen aufweisen, wie beispielsweise die Herbstmonate. "Die Auswirkungen spüren wir aber trotzdem schon."
Nach den sogenannten phänologischen Jahreszeiten, also der Lehre der Entwicklungen der Pflanzenwelt, beginnt der Winter dann, wenn die Blätter der Stieleiche abfallen und endet, wenn die Haselnuss zu blühen beginnt. Mit Blick auf die Mittelwerte vom Anfang und Ende des Winters konnten Expert:innen feststellen, dass sich der Winter bereits um 19 Tage verkürzt hat. Weil die Blätter der Stieleiche später abfallen und die Haselnuss früher zu blühen beginnt. Friedrich ergänzt:
Wie der Experte erläutert, ziehe dies aber auch negative Folgen nach sich. So gehe die Pollensaison, wie auch in diesem Jahr, schon im Januar los, "wodurch wir jetzt bereits viel früher Warnungen für die Pollenbelastung herausgeben müssen".