Nachhaltigkeit
Analyse

Clubtopia Verein für nachhaltiges Clubleben Berlin

Frau lachend im Club
Ein Grund mehr zum Feiern: Club-Besuche gehen auch nachhaltig. Das Konzept von Clubtopia gibt dafür konkrete Maßnahmen an die Hand.Bild: iStockphoto / Jun
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Tanzen mit gutem Gewissen: Ein Projekt aus Berlin setzt sich für nachhaltiges Clubleben ein

10.10.2021, 09:0612.10.2021, 09:39
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Glitzerregen, Feuerspektakel und Beats, die einen in andere Welten versetzen: Die Berliner Clubkultur zeichnet sich durch eine kunterbunte Landschaft an kreativen Räumen aus. Neben dem Feiern musikalischer Feste werden hier gesellschaftliche Normen durchbrochen und mitunter auch politisch-aktivistische Statements gesetzt.

Einige der Tanz-Institutionen in Berlin, wie etwa das Schwuz, das SO36 und das Gretchen, haben sich auf die Fahne geschrieben, nicht nur Feierstätte zu sein, sondern mit ihrem Betrieb als gutes Beispiel in Sachen Nachhaltigkeit voranzugehen. Damit dieser Vorsatz Realität werden kann, unterstützt das Kooperationsprojekt Clubtopia seit 2019 Clubs in Berlin mit konkreter Wissensvermittlung, Workshops und Ideenwettbewerben. Zudem ist online kostenlos der Green Club Guide verfügbar, welcher über neue Weichenstellungen ein nachhaltiges Clubbetreiben ermöglicht.

Clubtopia klingt nach Utopia und das soll es auch sein. Nur dass hier die idealistischen Ziele auch konkret werden – für eine bessere, nachhaltigere Clubszene. Das geförderte Projekt ist eine Kooperation der Vereine clubliebe e.V., des BUND Berlin e.V. und der Clubcommission Berlin. Es widmet sich dem Klima- und Umweltschutz innerhalb der Berliner Clubszene. Die Zukunft soll nachhaltig gefeiert werden, "als gäbe es ein Morgen".

Die Zukunft nachhaltig feiern, "als gäbe es ein Morgen"

Beim Projekt Clubtopia geht es darum, möglichst viele Menschen miteinander zu vernetzen. Vom Betrieb bis zur Clubgängerin sollen alle befähigt sein, Ideen einzubringen und dabei zu helfen, beim Clubbesuch einen ökologisch und sozial nachhaltigen Raum zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Clubtopia vier Projektbausteine entwickelt, mit welchen ein besseres Umweltbewusstsein geschaffen, in Kontakt gegangen und konkrete Lösungen erarbeitet werden können.

Die Projektbausteine gliedern sich in die Themengebiete Wissen, Energieberatung, Future Party Lab, Ideenwettbewerb und "Runde Tische". Den Clubs soll nötiges Wissen an die Hand gegeben werden, um nachhaltiger handeln zu können. Hinzu kommt eine kostenlose Energieberatungen durch Clubtopia. Im Rahmen von Ideenwettbewerben, Zukunftslaboren und "Runden Tischen" werden Menschen zusammen gebracht – von ökologisch Interessierten über Club-Betreiber bis hin zu interessierten Tanzwütenden. So sollen alle die Chance bekommen, an einer nachhaltigeren Art feiern zu gehen, mitwirken zu können.

Mitleitende des Projektes Clubtopia, Konstanze Meyer, ist ehemalige Absolventin des Masterstudienganges "Nachhaltiges Tourismusmanagement" an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Mit dem Ziel, das im Studium erlernte Wissen mit einer angenehmen und interessanten Sache zu verbinden, startete Meyer in die Arbeit beim Verein clubliebe e.V.. Aus der Zusammenarbeit des Vereins und dem BUND entstand schließlich das Projekt Clubtopia. Hier werden "Expertinnen und Experten der Nacht und Nachhaltigkeit" miteinander verknüpft und in der Ideenentwicklung eines nachhaltigen Clublebens begleitet und unterstützt.

Nachhaltigkeit muss nicht teuer sein

Woran aber liegt es, dass die Kulturszene in Sachen Nachhaltigkeit hinterherhinkt? Eine Studierende der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNEE) kam in seiner Masterarbeit zu dem Ergebnis, dass Betreiberinnen und Betreiber von Theatern und Kinos in Berlin beklagten, Nachhaltigkeit aus Kostengründen nicht umsetzen zu können.

90 Prozent der befragten Theater- und Kino-Betreibenden fühlten sich nicht "befähigt", bei den finanziellen Engpässen durch Corona in 2020 "auch noch an Nachhaltigkeit zu denken". Auch in der Club-Community stößt man auf solche Antworten. Nach wie vor herrscht das hartnäckige Vorurteil, Nachhaltigkeit müsse viel kosten, sei aufwändig und bringe sowieso nicht viel.

Wie das trotzdem funktionieren kann, erklärt Hanna Mauksch. Sie ist Projektkoordinatorin bei Clubtopia und für einzelne Projektbausteine tätig. Dazu gehören zum Beispiel die "Runden Tische" für eine grüne Clubkultur. Clubbetreibende und -Interessierte kommen hier zusammen, um sich über Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Clubbetrieb auszutauschen. "Man glaubt gar nicht, wie sehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Clubkultur zusammenpassen. Ein relevanter Teil unserer Arbeit ist es, das Kommunikationspotential von Veranstaltungen für nachhaltige Projekte zu nutzen", so Mauksch gegenüber watson.

Clubtopia hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Bewegung in der Ecke der Kultur anzuschieben, in der ein junges Publikum besonders dafür empfänglich ist, ökologisch und sozial bewusster zu agieren. Zudem sollen Stereotype wie "Nachhaltigkeit ist teuer" aus der Welt geschafft werden.

"Alles muss so nachhaltig wie möglich gestaltet werden. Vor allem auch die Räume, in denen sich erholt wird, die einen Freiraum oder eine Alltagsflucht schaffen können und die als Inspirationsquelle dienen. Feiern sollte kein Luxusgut sein. Gerade Clubs sind ja oft Räume, in denen Menschen zusammenkommen, um sich irgendwie aus dieser alltäglichen Trauer zu befreien oder einfach Spaß zu haben. Und an genau diesem Ort soll Klimaschutz oder soziale Gerechtigkeit egal sein? Nein, das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Deswegen finde ich es umso wichtiger, gerade bei diesen Räumen anzufangen. Genau das gilt es, kenntlich zu machen!"
Hanna Mauksch, Projektkoordinatorin bei Clubtopia

Aktuell hat das Projekt einen weiteren großen Meilenstein in Sachen Umweltinitiative an Berliner Clubs gemeistert: Der Code of Conduct "Zukunft feiern!" ist ein Nachhaltigkeitskonzept, das von und für Clubs bei den "Runden Tischen" für eine grüne Clubkultur entwickelt worden ist. Dabei handelt es sich um eine freiwillige Selbstverpflichtung, gemeinsam beschlossene Nachhaltigkeitsziele einzuhalten. Um sie anschließend auch umsetzen zu können, wird den Clubbetreibenden ein großer Pool an Maßnahmen vorgeschlagen.

"Dass wir es geschafft haben eine Nachhaltigkeitsstrategie von und für Clubs an den Start zu bringen. Der Code of Conduct 'Zukunft feiern!' ist ein riesiges Erfolgserlebnis"
Hanna Mauksch, Projektkoordinatorin bei Clubtopia

"Damit kann insgesamt die Clubkultur nachhaltiger gestaltet werden oder besser gesagt, erste notwendige Schritte für eine klimafreundliche und nachhaltige Clubbetreibung getroffen werden. Darüber hinaus können wir damit auch ein politisches Zeichen setzen und deutlich machen, dass Clubs eine nachhaltige Bewirtschaftung wichtig ist", so die Projektkoordinatorin Mauksch gegenüber watson.

Das Ziel: Netzwerk und Treffpunkt für alle

Dieses Nachhaltige Schaffen während der Pandemie aufrechtzuerhalten, beschreibt Mauksch als schwierig. "Nachhaltiges Schaffen lebt vom Zusammenkommen, Miteinander sprechen und Diskutieren. Das war in der Corona-Zeit oft nur über Online-Gesprächen möglich. Wir haben probiert, das Beste draus zu machen und beispielsweise eine Online-Schulung (Green Club Training) angeboten", sagt die Projektkoordinatorin im Gespräch mit watson.

Inzwischen hat sich die Corona-Lage in Berlin wieder entspannt. Zum "Tag der Clubkultur" am vergangenen Sonntag öffneten zahlreiche Clubs ihre Türen. Es galt die 2-G-Regel – dann durfte auch wieder auf den Tanzflächen in den Innenräumen ohne Maske gegroovt werden. Bei ihrem letzten Clubbesuch konnte Mauksch einige positive Veränderungen in Richtung nachhaltiger Maßnahmen feststellen. "Mir sind die Ökotoiletten und Taschenaschenbecher im Außenbereich direkt aufgefallen. Oder auch ganz simpel: Spülstopptasten auf den Klos, um Wasser zu sparen. Den Ökostrom sieht man ja leider nicht so direkt."

"Unsere Intention ist es, mit niedrigschwelligen Maßnahmen effektiven Klimaschutz zu betreiben. Lieber ganz viel effektiv, als nur ein Pilotprojekt."
Hanna Mauksch, Projektkoordinatorin bei Clubtopia

Für die Zukunft erhofft sich Clubtopia, "dass möglichst viele Clubs mitmachen und den Code of Conduct unterzeichnen. Wir sind zwar ein Berliner Projekt, es wäre jedoch toll, wenn auch bundesweit Clubs mit an Bord kommen und unsere Angebote wahrnehmen können – zum Beispiel die kostenlose Energieberatung für Clubs", so Mauksch.

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