Dieser Juli ist der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und wahrscheinlich sogar seit 120.000 Jahren. Das zeigt eine Analyse von Karsten Haustein, Klimaforscher an der Universität Leipzig, die an diesem Donnerstag veröffentlicht wurde.
Demnach lag die weltweite Temperatur im Juli je nach Region zwischen 1,3 bis 1,7 Grad über der Durchschnittstemperatur vor Beginn der menschengemachten Erderhitzung. Damit ist dieser Juli um 0,2 Grad wärmer als der bislang heißeste Sommermonat im Juli 2019. Bereits seit Wochen hatten Klimaforschende vor den Temperaturrekorden gewarnt.
Dass die Temperaturen so enorm gestiegen sind, hängt mit mehreren Faktoren zusammen. Die grundsätzliche Ursache für den Rekord liegt darin, dass weiterhin riesige Mengen von Treibhausgasen durch uns Menschen in die Atmosphäre gepustet werden.
Aber auch der El Niño sorgt im Pazifik für einen Wärmeschub: Die Wassertemperaturen im tropischen Pazifik steigen, was Einfluss auf das globale Wetter hat – und die Atmosphäre zusätzlich erwärmt. Auch der Atlantik und weitere Meeresregionen haben sich in diesem Jahr ungewöhnlich stark aufgeheizt. Die Folge: Durch die marine Hitzewelle wird die ohnehin schon extreme Hitze an Land noch verstärkt.
Neben Karsten Haustein kommen auch Forschende des von der EU finanzierten Copernicus Climate Change Services (C3S) und der Weltwetterorganisation (WMO) zu dem Ergebnis, dass die ersten drei Juliwochen (bis 23. Juli) die wärmsten drei Wochen seit Beginn der Aufzeichnungen waren, wie eine ebenfalls an diesem Donnerstag veröffentlichte Studie zeigt.
Am 5. Juli erreichten die Temperaturen im globalen Mittel einen neuen Rekord: 17,06 Grad. Doch dieser Rekord wurde schon am 7. Juli mit 17,07 Grad gerissen, wie der Copernicus-Service schreibt.
Und auch wenn der Juli noch nicht ganz vorbei ist – schon jetzt sei auf den ersten Blick ersichtlich, dass es sich um den heißesten Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen handele, wie Haustein in einem Pressegespräch betonte.
Gegenwärtig liegt der menschengemachte Temperaturanstieg bei knapp unter 1,3 Grad. Der Juli werde darüber liegen, vermutlich sogar über 1,5 Grad, wie Haustein gegenüber watson erläutert.
Das Ziel des Pariser Klimaabkommens, die Erderhitzung dauerhaft auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist mit dieser Überschreitung allerdings dennoch nicht verfehlt. Denn die Pariser Klimaziele beziehen sich auf die durchschnittliche Erhitzung über einen längeren Zeitraum hinweg.
Dass die Temperatur global kurzzeitig über 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit steigt, passiert in diesem Juli nicht einmal zum ersten Mal: Bereits in den Jahren 2016 und 2020 wurden entsprechende Temperaturen gemessen. Im Juli 2023 konnten diese Werte allerdings erstmals auch auf der Nordhalbkugel gemessen werden.
Um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, müssen die weltweiten Treibhausgasemissionen laut dem Weltklimarat IPCC allerdings spätestens 2025 ihren Höhepunkt erreicht haben und bis 2030 um 43 Prozent gesenkt werden.
Danach sieht es derzeit aber nicht aus: Um die zehn Jahre wird es Wissenschaftler:innen zufolge noch dauern, bis das 1,5-Grad-Ziel dauerhaft überschritten wird. "Das ist keine Grenze, ab der die Welt kollabiert", sagt der Klimawissenschaftler und Studienautor Karsten Haustein gegenüber watson. "Daher müssen wir alles dafür tun, jedes weitere Zehntel Grad über 1,5 Grad zu vermeiden. Es wird schwierig genug, aber technisch möglich wäre es – zumindest, dass wir unter 2 Grad bleiben."
"Hitzewellen, Rekordtemperaturen und anhaltende Trockenheit sind die Hauptgefahren", sagt der Klimawissenschaftler und Studienautor Karsten Haustein gegenüber watson mit Blick auf die stetig steigenden Temperaturen.
In den vergangenen Wochen wurden bereits in China, Südeuropa und Nordamerika Rekordtemperaturen gemessen. Mit nicht selten verheerenden Folgen.
Haustein ergänzt:
Ironischerweise schließe die Erderhitzung allerdings nicht aus, dass in einigen Regionen wechselhafte Wetterbedingungen herrschen. So hatten Teile Nord- und Westeuropas das Glück, wie Haustein sagt, den Monat weitestgehend unter einer Wolkendecke zu verbringen. Während in den meisten anderen dicht besiedelten Regionen überdurchschnittliche Temperaturen herrschten – "so, wie man es sich auf einem sich rasch erwärmenden Planeten erwarten würde".
Dass es derzeit weltweit zu sich überschlagenden Krisen komme, könne aber zumindest mit Blick auf den Klimaschutz von Vorteil sein. "Leider funktioniert Handeln nur über Katastrophen", sagt Haustein gegenüber watson. "Ich wünschte, es wäre anders, so bleibt nur, immer wieder über den traurigen und zunehmend konfliktreicheren Status quo zu berichten und endlich auf politische Einsicht zu hoffen."