Seit über einem Jahr gibt es das Deutschlandticket. Das Monatsabo für 49 Euro ermöglicht es den Fahrgästen, Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland zu nutzen und ist deshalb sehr beliebt.
Doch die Reise des Deutschlandtickets ist immer noch von allerhand Problemen gepflastert: So sollen etwa Abonnent:innen schlechte Erfahrungen mit der Kündigung des 49-Euro-Tickets haben. Was ist da los?
Eigentlich wollte er das 49-Euro-Ticket nur einmal ausprobieren, berichtet ein Rentner gegenüber dem Saarländischen Rundfunk (SR). Das Ticket habe er online gebucht und zwei Tage später fristgerecht wieder gekündigt, heißt es in dem Bericht. "Wir haben das auf unsere Mobilfunkgeräte gekriegt. Und auch die Kündigung wurde von der Bahn direkt bestätigt", schildert er.
Auf der "sicheren Seite", wie sie dachten, waren sie aber offenbar leider nicht, denn die Abbuchungen für das 49-Euro-Ticket wurden weiter vorgenommen.
Damit ist er nicht alleine. Und: Es scheint schon ein altbekanntes Problem zu sein. Den Fahrgastverband Pro Bahn erreichen solche Beschwerden nämlich seit über einem Jahr aus ganz Deutschland, wie deren Bundesvorsitzender Detlef Neuß auf Anfrage von watson berichtet.
Auch die Verbraucherzentrale bestätigt gegenüber watson, dass solche Fälle bekannt sind. "Das Problem, dass trotz fristgerechter Kündigung weiterhin der Betrag für das Deutschlandticket abgebucht wurde, haben uns mehrere Verbraucher:innen geschildert. Einige Anfangsprobleme haben sich bis heute nicht verbessert", lautet die Einschätzung von Gregor Kolbe von deren Bundesverband. Betroffene müssten teils längere Auseinandersetzungen mit ihrem Anbieter in Kauf nehmen.
So scheint es auch in dem vom SR recherchierten Fall zu sein. Der Betroffene sei bei der Bahn weder mit Mails, per Anruf oder Brief durchgekommen, heißt es im Bericht. "Es gab keine Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen zum Aboservice. Die stellen sich tot", berichtet er. Er entscheidet sich schließlich, das Geld wieder zurück zu buchen, wodurch jedoch ein Mahnverfahren in Gang gesetzt wurde. Er bekam Post von einem Inkassobüro.
Auch mit diesen Erfahrungen steht er offenbar nicht alleine da. Die Verbraucherzentrale-Bundesvorständin Ramona Pop merkte schon vergangenen November in einer Mitteilung an, dass Kund:innen mit "Inkasso statt Kundenservice" konfrontiert sind. Es scheint sich also wenig getan zu haben.
Was können Betroffene also tun? Laut Gregor Kolbe sei eine Rückbuchung zwar möglich, wenn der Kundenservice "nicht oder nicht angemessen reagiert". Wegen der Gefahr, dass die Fälle bei Inkassounternehmen landen, solle man hier aber nicht vorschnell handeln. Der Experte verweist auf Schlichtungsstellen der Bundesländer.
Diesen Schritt empfiehlt auch der Fahrgastverband Pro Bahn. Die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personennahverkehr würde die Verkehrsunternehmen anschreiben und dort um Stellungnahme bitten, berichtet Detlef Neuß gegenüber watson.
Ist man doch den Weg der Rückbuchung gegangen und hat Post vom Inkassobüro bekommen, sei dies "der späteste Zeitpunkt, um zum Anwalt zu gehen", rät Rechtsanwältin Caroline Gebhart laut SR. Deshalb sollten auch alle Unterlagen im Zusammenhang mit der Kündigung sorgfältig aufbewahrt werden.
Die Beschwerden, die Pro Bahn erreichen, sollen vorrangig von Fahrgästen kommen, die das Deutschlandticket über die Deutsche Bahn gebucht haben, sagt Neuß. "Bei den lokalen Verkehrsunternehmen kommt dies selten oder gar nicht vor." Deshalb empfiehlt der Fahrgastverband laut SR den Weg über regionale Anbieter.
Und was sagt die Deutsche Bahn dazu? Auf Nachfrage von watson antwortet eine Bahnsprecherin: "Uns sind aktuell keine Probleme im Zusammenhang mit der Kündigung oder der Buchung des Deutschland-Tickets bekannt."