Wer regelmäßig Bahn fährt, musste in den vergangenen Monaten mitunter flexibel sein. Der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) führte zu zahlreichen Streiks und ausgefallenen sowie verspäteten Zügen. Eine Winterpause endet am Montag, 8. Januar. Ab dann drohen wieder Streiks und Bahn-Chaos. Genaue Termine sind bisher allerdings noch nicht bekannt.
Eine Einigung konnten die Parteien noch nicht erzielen. Der Fahrgastverband ProBahn zeigt sich über die Entwicklungen und die Auswirkungen für Fahrgäste wenig begeistert. Der Bundesvorsitzende erwartet von der GDL nun ein umsichtiges Vorgehen.
Bei ProBahn hat man durchaus Verständnis für die hohe Belastung des Bahnpersonals und die Forderung nach einer Verkürzung der Arbeitszeit, wie der Bundesvorsitzende Detlef Neuß gegenüber watson klarstellt. Die Gewerkschaft der Lokführer versuche gerade, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit ihren Forderungen auszustechen.
Die Forderung kann Neuß zufolge jedoch nur über einen längeren Zeitraum erfolgen, da sonst die Gefahr bestehe, dass sich der Bahnbetrieb nicht im vollen Umfang durchführen lässt. Der Bundesvorsitzende stellt klar: "Die konkurrierenden Gewerkschaften EVG und GDL dürfen Ihr Kräftemessen nicht auf dem Rücken der Fahrgäste austragen, diese sind keine Tarifpartner."
Zwar zeige der Weihnachtsfrieden und die Bereitschaft der GDL, unbefristete Streiks rechtzeitig zwei Tage vorher anzukündigen, "dass man auch an die Fahrgäste denkt". Aber: "Lieber wäre es den Fahrgästen natürlich, wenn die Tarifauseinandersetzung am Verhandlungstisch gelöst werden könnte." Auch für den Klimaschutz seien Streiks kontraproduktiv. Dem Deutschlandticket "schaden sie immens". Allerdings laufe auch das Fliegen und der Verkehr nicht reibungslos. Das werde häufig übersehen.
Zudem fordert der Fahrgastverband eine finanzielle Absicherung aller Bahnprojekte "über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren". Das derzeitige Haushaltsproblem der Bundesregierung dürfe die dringend notwendige Sanierung der Bahninfrastruktur nicht ausbremsen.
Wie es nun mit den Streiks weitergeht, ist unklar. Genaue Termine gibt es nicht. Allerdings hatte GDL-Gewerkschaftschef Claus Weselsky sogar einen baldigen drei- bis fünftägigen Streik angekündigt. Damit würde ein Chaos auf Deutschlands Bahn-Schienen drohen. Die Leidtragenden wären damit die Fahrgäste. Hauptgrund für die Drohung sei die Kompromisslosigkeit der Bahn bei Gesprächen über eine Verkürzung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden.
Um ein Horror-Szenario zu verhindern, hat Bahn-Personalvorstand Martin Seiler über ein Entgegenkommen der DB bei dieser Kernforderung gesprochen. Schon heute könnten Mitarbeitende beim Urlaub oder der Jahresarbeitszeit wählen.
"Wir wollen jetzt über zusätzliche Wahlmodelle für Schichtarbeiter verhandeln. Die könnten dann statt 38 nur noch 35 Stunden arbeiten – oder auch 40 Stunden." Dabei könne jeder auswählen, "wie in einer Cafeteria", sagt er im Interview. Das sei sehr viel moderner als eine Bevormundung durch eine 35-Stunden-Woche für alle, wie sie die GDL will. Mit dem Angebot will er offenbar einen drohenden weiteren Streik verhindern.