Die verhärteten Fronten im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der GDL haben den Bahnreisenden bereits in den vergangenen Wochen eine Menge Unannehmlichkeiten beschert. Ab Mittwoch werden die Mitglieder der Lokführer:innen-Gewerkschaft die Arbeit erneut niederlegen, bis zum kommenden Montag wird dann auf Deutschlands Schienen in weiten Teilen praktisch gar nichts mehr gehen.
Wie bei den vergangenen Streiks fährt die Deutsche Bahn in dieser Ausnahmesituation erneut mit einem Notfahrplan. Das Minimalziel war zuletzt immer, rund jede fünfte Fahrt im Fernverkehr stattfinden zu lassen und so zumindest ein Grundangebot zu gewährleisten. Im Regionalverkehr werden die Einschränkungen erfahrungsgemäß noch massiver werden, mancherorts fuhren beim vergangenen Ausstand gar keine Züge.
Schon bei dem vergangenen GDL-Streik im November, als die Gewerkschaft den Bahnverkehr zwanzig Stunden lahmlegte, wurde die Bahn erfinderisch. So sind zum Beispiel längere Züge eingesetzt worden, um möglichst viele Passagiere an ihr Ziel zu bringen.
Zu solchen Mitteln wird die Bahn wieder greifen. Zentral dabei: Die verbliebenen Lokführer:innen, die im Gegensatz zu ihren streikenden Kolleg:innen weiterarbeiten.
Denn die GDL ist nicht die einzige Gewerkschaft der Bahn-Angestellten. Die meisten sind in der weit größeren EVG, der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, organisiert. Auf die 40.000 GDL-Mitglieder kommen etwa 185.000 Bahn-Angestellte, die der EVG angehören.
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Und längst nicht alle Lokführer:innen sind bei der GDL. Diejenigen, deren Interessen von der EVG vertreten werden, sind es, die in erster Linie Deutschlands Züge fahren werden. Weil sich ihre Gewerkschaft mit der Bahn im Sommer 2023 auf einen Tarifvertrag einigen konnte, gilt für sie die "Friedenspflicht", sie können aktuell also gar nicht die Arbeit niederlegen.
Dann gibt es noch die Gruppe der Lokführer:innen, die keiner Gewerkschaft angehören. Auch sie sind während der Streiks im Einsatz auf Deutschlands Schienen.
Die GDL-Mitglieder, die sich im Arbeitskampf befinden, erhalten von der Gewerkschaft ein sogenanntes Streikgeld, anstelle ihres regulären Lohnes. Die Höhe des Streikgeldes richtet sich nach dem Mitgliedsbeitrag, der an die Gewerkschaft entrichtet wird.
Da das Streikgeld jedoch wesentlich geringer ist als das Gehalt, geht die Arbeitsniederlegung für die Streikenden mit finanziellen Einbußen einher. Die Lokführer:innen, die durchfahren, haben diese Sorgen nicht, sie erhalten ihr volles Gehalt. Für den ein oder anderen dürfte das ein zusätzlicher Anreiz sein, nicht in den Arbeitskampf zu ziehen.