Laut Claudia Kemfert, Deutschlands bekannteste Klima-Ökonomin, sind die Tage des Verbrenners gezählt.Bild: Getty Images Europe / Sean Gallup
Exklusiv
01.08.2023, 12:5501.08.2023, 14:01
Der ehemalige Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, kritisiert die Energiepolitik der Bundesregierung scharf. Der CO2-Ausstoß bei Öl, Kohle und Gas könne nur reduziert werden, wenn "alle oder fast alle mitmachen, denn was wir nicht verbrauchen, verbrauchen sonst andere", sagte der Wirtschaftsprofessor der "Bild"-Zeitung in einem Interview. "Wenn Deutschland kein Öl mehr kauft, fällt der Weltmarktpreis, und andere kaufen es", erklärte er weiter. Das hätten die vergangenen 40 Jahre eindrücklich gezeigt.
Ein Verbot von Verbrennungsmotoren sei daher sinnlos. Gegenüber der "Bild" erläuterte Sinn:
"Es ruiniert unsere Automobilindustrie, senkt unseren Lebensstandard und subventioniert andere Länder, vor allem China. Wo in den vergangenen Jahren nicht nur immer mehr Kohle verbrannt wird, sondern auch der Ölverbrauch steigt."
Sinn geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt: "Der Klimawandel beschleunigt sich wegen des Verbrennerverbots."
"Die Tage des Verbrennungsmotors sind gezählt."
Klima-Ökonomin Claudia Kemfert
Die Aussage des ehemaligen Ifo-Präsidenten wird unter Ökonom:innen schwer kritisiert.
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Klima-Ökonomin Claudia Kemfert gibt ehemaligem Ifo-Präsidenten Konter
"Hans-Werner Sinn irrt", sagt Claudia Kemfert, Deutschlands bekannteste Klima-Ökonomin, gegenüber watson. Sie ist Abteilungsleiterin für Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und weiß, worauf es bei einer Transformation Deutschlands weg von den fossilen Energien ankommt. Sie ergänzt:
"Ich stimme der Aussage in keinster Weise zu, dass ein Ausstieg Deutschlands aus dem Verbrennungsmotor dazu führen würde, dass das nicht genutzte Öl anderweitig verwendet wird und die Klimakrise sogar beschleunigen würde. Das Gegenteil ist der Fall."
Denn anstatt wie von Hans-Werner Sinn beschrieben, würde sich weltweit ein Ausstieg des Verbrennungsmotors durchsetzen. Der Grund: Der Elektromotor setzt sich mehr und mehr durch, da er deutlich preiswerter ist als der fossile Verbrennungsmotor.
Claudia Kemfert ist Deutschlands bekannteste Klima-Ökonomin.Bild: imago / Jürgen Heinrich
"Die These ist falsch und soll in der Tat nur dazu führen, dass Politiker und Öffentlichkeit verunsichert werden sollen", sagt Kemfert. Derzeit befänden wir uns an einem sogenannten "Tipping Point" – die Nachfrage nach Elektromobilität nehme immer weiter zu.
Das hängt unter anderem damit zusammen, dass sich die Autokonzerne weltweit dazu verpflichtet haben, aus dem Verbrennungsmotor auszusteigen. "Die Tage des Verbrennungsmotors sind gezählt", betont Kemfert.
Diesen Trend könne man bereits in nahezu allen Industriestaaten beobachten. Kemfert ergänzt:
"Dies führt mitnichten zu einem Sinken der Ölpreise. Derzeit steigen die Ölpreise insbesondere aufgrund der geostrategischen Streitigkeiten und fossilen Energiekriegen."
Auch aus diesem Grund kämen immer mehr alternative Technologien zum Einsatz, die das Öl nach und nach ersetzen.
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