Nachhaltigkeit
Gastbeitrag

Fridays for Future gehen gegen Armin Laschets Klimapolitik auf die Straße

Photo taken in München, Germany
Fridays for Future gehen wieder auf die Straße. Bild: EyeEm / Yannik Michael / EyeEm
Gastbeitrag

#NichtWieNRW: Fridays for Future gehen gegen Armin Laschets Klimapolitik auf die Straße

27.08.2021, 16:4427.08.2021, 18:37
Christina Schliesky, gastautorin
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Am 27. August protestiert Fridays For Future gemeinsam mit Campact und Gegnerinnen und Gegnern des Versammlungsgesetzes in Düsseldorf unter dem Motto #NichtWieNRW gegen Armin Laschets Klimapolitik und seine Pläne als Kanzlerkandidat. Gastautorin Christina Schliesky aus Nordrhein-Westfalen zieht für watson eine Bilanz aus vier Jahren Regierung unter Armin Laschet.

Die Gastautorin Christina Schliesky, 17, ist Schülerin und seit Januar 2019 bei Fridays For Future aktiv. Sie kommt aus Nordrhein-Westfalen und engagiert sich gegen die Verbrennung von Kohle, seit sie ...
Die Gastautorin Christina Schliesky, 17, ist Schülerin und seit Januar 2019 bei Fridays For Future aktiv. Sie kommt aus Nordrhein-Westfalen und engagiert sich gegen die Verbrennung von Kohle, seit sie Aktivistin geworden ist.bild: privat

"Wir regieren NRW so, wie ich es mir auch für den Bund vorstellen würde", hat Armin Laschet, Kanzlerkandidat der CDU, gesagt. Wir in NRW, die seit vier Jahren mit seiner Art der Regierung leben, sagen: "Nein, Danke!" Denn der "Regierungsstil Laschet" stellt für viele Menschen eine Katastrophe – bis hin zur Existenzbedrohung – dar.

Klimapolitischer Irrsinn

Seine bisherigen Regierungsjahre waren geprägt vom Kuschelkurs mit der fossilen Industrie. Menschen, die wie ich am Tagebau leben, haben dies hautnah zu spüren bekommen: Unter seiner Regierung wurde 2018 der Hambacher Forst gewaltsam geräumt und zu großen Teilen gerodet. Entgegen jeglicher Vernunft wurde ein einzigartiger Wald zerstört und wertvoller Ackerboden verschwendet – allein für die Interessen des Kohlekonzerns RWE.

Aktuell kratzen die Schaufeln der Kohlebagger an den Haustüren Lützeraths. Wie bisher über 50 Dörfer im rheinischen Revier soll auch Lützerath im Herbst zerstört werden, um die darunter liegende Braunkohle aus dem Boden zu holen und zu verfeuern – und unsere Zukunft damit gleich mit. Denn die 1,5-Grad-Grenze verläuft nach einer aktuellen Studie des DIW direkt vor Lützerath.

"Wir können die 1,5-Grad-Grenze nur einhalten, wenn kein weiteres Dorf der Kohle zum Opfer fällt."

Was das bedeutet? Wir können die 1,5-Grad-Grenze – und damit das Pariser Klimaabkommen – nur einhalten, wenn kein weiteres Dorf der Kohle zum Opfer fällt. Für uns stellt sich also gar nicht mehr die Frage nach Kohle oder Dörfern, fossilen Energieträgern oder erneuerbaren Energien, Kohlebaggern oder Zukunft. Weil es nur eine Antwort geben kann. Und sie befindet sich nicht am Boden eines 400 Meter tiefen Tagebaus.

Politisches Versagen

2020 fand das klimapolitische Versagen der Landesregierung seinen neuen Höhepunkt. Das brandneue Steinkohlekraftwerk Datteln 4 ging ans Netz – obwohl wir eigentlich längst aus der Kohle aussteigen müssten. Während die deutschen Kohlekraftwerke drohen, 73 Prozent unseres restlichen CO2-Budgets bis zur 1,5 Grad-Grenze in Rauch aufgehen zu lassen. Statt an erneuerbaren Energien hält NRW am Bau neuer Kohlekraftwerke fest. Datteln 4 ist ein Symbol für die klimapolitische Totalverweigerung in NRW geworden!

Die Landesregierung brachte den Ausbau der Windenergie nahezu zum Erliegen. Im Jahr 2018 beispielsweise gab es einen Windenergie-Zubau von 342 Megawatt – das entspricht nur etwa einem Drittel des Ausbaus im Vorjahr.

Der Stillstand der Energiewende hat System

Die Landesregierung von Armin Laschet brachte erst im Sommer eine neue Abstandsregel für Windkraftanlagen durch den Landtag. Sie sieht vor, dass Windräder grundsätzlich mindestens 1000 Meter von Wohnbebauungen entfernt sein müssen. NRW hat kaum Flächen, die diese Anforderungen erfüllen – die Windräder werden so systematisch vom Markt verdrängt.

Im Vergleich dazu: Ein Kohlekraftwerk darf in NRW bis zu 400 Meter an eine Wohnbebauung heranrücken, ein Tagebau sogar auf 100 bis 200 Meter! Hier zeigt sich deutlich, für wen die Landesregierung Politik macht. Für die Kohlelobby und die fossile Industrie.

Seit dem 14. Mai 1985 stand der Immerather Dom als Baudenkmal unter Denkmalschutz, im Januar 2018 wurde er aber trotz Protesten zugunsten des Braunkohle-Tagebaues Garzweiler abgerissen.
Seit dem 14. Mai 1985 stand der Immerather Dom als Baudenkmal unter Denkmalschutz, im Januar 2018 wurde er aber trotz Protesten zugunsten des Braunkohle-Tagebaues Garzweiler abgerissen.bild: privat

Die Klimakrise ist hier!

Die Klimakrise ist kein weit entferntes Zukunftsszenario mehr. Die Klimakrise ist real, sie ist hier und sie ist unerbittlich. Unser Verschlafen beim Klimaschutz holt uns jetzt ein. Vor fünf Wochen kam die einst scheinbar weit entfernte Klimakrise plötzlich ganz nah, als Teile von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz von einer schweren Hochwasserkatastrophe erfasst wurden.

Viele Menschen verloren ihr Zuhause, ihre Lebensgrundlage und in vielen Fällen auch Familienmitglieder. Unwetter und Hochwasser werden mit zunehmender Erderwärmung immer wahrscheinlicher und immer extremer. Der Kampf gegen die Klimakrise ist also ein Kampf um unsere Lebensgrundlagen und unser Überleben.

In einer Welt, in der Hochwasser wie dieses wahrscheinlicher werden, braucht es Vorsorge und vernünftiges Krisenmanagement. Wir brauchen eine Politik, die sich ihrer Verantwortung bewusst ist und das Schlimmste zu verhindern sucht. Wir brauchen eine Politik, die 1,5-Grad-konforme Lösungen bietet. Wir brauchen eine Politik, die Vorsorge betreibt und ihre Rolle ernst nimmt.

Demokratie lebt von Vielfalt

Zu allem Überfluss soll die Klimabewegung in einem neuen Versammlungsgesetz kriminalisiert und die Versammlungsfreiheit eingeschränkt werden:

  • Mit dem "Militanzverbot" sollen die für Teile der Klimagerechtigkeitsbewegung typischen weißen Maleranzüge kriminalisiert und verboten werden.
  • Gleichzeitig soll die Videoüberwachung von Versammlungen ausgeweitet werden.
  • Es soll mehr Hürden bei der Anmeldung von Versammlungen geben. Die Versammlungsleitung könnte beispielsweise für Verstöße einzelner Teilnehmer*innen verantwortlich gemacht werden.
  • Die Durchführung von anlasslosen Polizeikontrollen und Durchsuchungen würde erleichtert werden, was den Zugang zu Demonstrationen frei von staatlicher Einschüchterung erschwert.
"Den Bund so zu regieren, wie es in NRW unter Armin Laschet stattfand, wäre gefährlich!"

Demokratie lebt von lebendigen, vielfältigen Formen der Meinungsäußerung – dazu gehört die Möglichkeit, sich frei von staatlichem Einfluss zu versammeln. Dazu gehört die Gewissheit, anonym teilnehmen zu können, ohne Repressalien zu fürchten. Wer filmt, anlasslos kontrolliert und die eigene Verantwortung an die Versammlungsleitung abgibt, gefährdet die aktive, demokratische Teilhabe.

Keine Partei hat einen Plan für 1,5-Grad

Den Bund so zu regieren, wie es in NRW unter Armin Laschet stattfand, wäre gefährlich! NRW ist weit weg von einer verantwortungsvollen Politik, die 1,5-Grad einhält. Eine Politik, die den Ausbau der erneuerbaren Energien nahezu zum Erliegen bringt und demokratischen Protest delegitimiert ist katastrophal und können wir uns nicht leisten.

"NRW ist weit weg von einer verantwortungsvollen Politik, die 1,5-Grad einhält."

Wir stehen vor einer Bundestagswahl, die darüber entscheiden wird, welchen Weg wir die nächsten vier Jahre einschlagen. Sie wird darüber entscheiden, ob wir 1,5-Grad einhalten können. Das Problem: Keine Partei hat ein glaubwürdiges Konzept für 1,5-Grad!

Um das zu ändern, müssen die Wahlprogramme jetzt umgeschrieben und an die geophysikalische Realität angepasst werden. Dafür gehen wir am Freitag auf die Straße. Für Veränderung, für Klimaschutz, für verantwortungsvolle Politik im Einklang mit 1,5-Grad und vor allem für unsere Zukunft.

Asiatische Hornissen in Deutschland: Warum du Nester unbedingt melden solltest

Allmählich breitet sich die asiatische Hornisse Vespa velutina in Europa aus. Frankreich ist bereits in weiten Teilen besiedelt, in den Nachbarländern macht sie sich ebenfalls breit. Auch in Deutschland. In Karlsruhe, wo es den ersten Nachweis gab, finden sich mittlerweile mit mehr als 900 entdeckten Nestern eine gewaltige Menge der invasiven Art. Die Stadt versucht alles, die weitere Verbreitung einzudämmen.

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