Mit 2024 geht ein Jahr zu Ende, das vielen von uns alles abverlangt hat: Eine Welt, die brennt, ein politisches System, das zu wanken scheint und eine Gesellschaft, die zwischen Hoffnung und Resignation schwankt. Dieses Jahr, in dem sich eine Klimakatastrophe an die nächste gereiht hat, hätte die Dringlichkeit des Wandels verdeutlichen müssen. Stattdessen wurden ökologische und demokratische Ziele viel zu oft einem politischen Taktieren geopfert.
Das Jahr 2024 war ein Jahr der Krisen, aber es war auch ein Jahr der Widersprüche – und es stellte die entscheidende Frage: Wie viele Katastrophen müssen sich noch ereignen, bevor wir unser Handeln an die Realität anpassen?
Das Jahr 2024 wirkt ein wenig wie der Vorbote einer düsteren Zukunft. Wieder einmal ist ein Jahr vergangen, in dem die Auswirkungen der Klimakrise die des Vorjahres übertroffen haben.
Im Januar standen Teile von Norddeutschland unter Wasser, im Mai wütete das Hochwasser im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg, im September versanken Teile Bayerns, der Tschechischen Republik und Polens in den Fluten. Gleichzeitig standen weltweit Wälder in Flammen, allein im brasilianischen Amazonasgebiet brannten rund 13 Millionen Hektar Wald.
Um es in typisch deutschen Maßstäben auszudrücken: Das sind mehr als 18 Millionen Fußballfelder oder mehr als 50 Mal die Fläche des Saarlandes. Und auch die Illusion, dass uns nach jedem Flug ein paar neu gepflanzte Bäume retten könnten, ist spätestens jetzt geplatzt: Die deutschen Wälder geben inzwischen mehr CO₂ an die Atmosphäre ab, als sie aufnehmen – allein in den letzten beiden Jahren über 41 Millionen Tonnen.
Doch 2024 war nicht nur das Jahr der Klimakrisenextreme – es war auch eines, das demokratische Strukturen auf die Probe stellte. Das Ende der Ampelkoalition in Deutschland, sowie der Erfolg rechtspopulistischer Parteien bei den Europawahlen zeigten die Zerbrechlichkeit demokratischer Strukturen. Darüber hinaus sorgte die Wiederwahl von Donald Trump in den USA international für Angst und Verunsicherung.
Inmitten all dieser düsteren Nachrichten aus dem Jahr 2024 gab es auch Momente der Hoffnung. Der Ausbau der erneuerbaren Energien erreichte sowohl in der EU als auch auf globaler Ebene neue Rekordwerte. In ganz Deutschland sind wieder Menschen für das Klima auf die Straße gegangen und Fridays for Future hat im Januar mit Millionen Menschen gezeigt, dass wir uns unserer Verantwortung für die Demokratie bewusst sind.
Frankreich hat sich bei den Wahlen erfolgreich gegen den Rechtsruck gestemmt und in Island ist erst diese Woche eine neue progressive Ministerpräsidentin ins Amt gekommen. Diese Erfolge zeigen: Es gibt Hoffnung, aber sie ist zerbrechlich.
Doch so zerbrechlich diese Hoffnung ist, so notwendig bleibt es, sie zu behalten, insbesondere in Zeiten, in denen die Krisen so präsent und die Polarisierung der Debatten so greifbar sind. Denn in den großen Fragen sind wir uns einig: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland will mehr Klimaschutz. Es sind die Nebenschauplätze, die von populistischen Akteuren bewusst in den Mittelpunkt der Debatte gerückt werden, um das Gefühl von Uneinigkeit zu befeuern.
Der Weihnachtstisch ist einer der Orte, wo die Folgen dieser Strategie spürbar werden. Anstatt anzuerkennen, welche sinnvollen Schritte wir bereits gegangen sind und wie diese unser Leben verbessert haben, geht es bei einigen dann nur darum, wie schlimm das Heizungsgesetz doch für alle Menschen sei: "Wie gut, dass Friedrich Merz das bald wieder abschaffen wird." Dass selbst die Heizungsbranche vor einem solchen Schritt warnt, findet in dieser Debatte keinen Platz.
Am Ende sind es die Fragen, die oft weniger mit technischer Machbarkeit, sondern vielmehr mit Ängsten und Identitäten verknüpft sind. So ist kein Zufall, dass genau diese Themen von populistischen Stimmen aufgegriffen und zugespitzt werden, um den gesellschaftlichen Konsens zu erschüttern.
Der Effekt? Ein Gefühl von Stillstand, obwohl wir uns doch längst einig sein könnten. Statt Lösungen zu diskutieren, werden Scheingefechte um vermeintliche persönliche Verluste geführt. Diese Spaltung lähmt uns als Gesellschaft, obwohl wir wissen, dass die Zeit drängt. Unsere Verantwortung ist es, jetzt im Wahlkampf nicht populistische Stimmen dominieren zu lassen.
Wir haben in diesem Jahr erlebt, wie stark die rückwärtsgewandten Kräfte sind. Ob auch wir als Gesellschaft in Deutschland diesen Weg gehen und zulassen, dass 2024 nur ein Vorgeschmack auf eine noch düsterere Zukunft war, wird sich bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr entscheiden.
Die CDU setzt auf Rückschritt und veraltete Konzepte – keine Wärmewende, kein Heizungsgesetz, kein Verbrenner-Aus. Die SPD zeigt sich mutlos: Sie legt weder einen Plan für den Gasausstieg noch für eine echte Verkehrswende vor.
Die Grünen zeigen zwar die größten Ambitionen, müssten aber in einer möglichen Regierung zumindest beim Gasausstieg nachbessern und zeigen, dass sie bereit sind, die großen Hebel anzugehen. Ein Blick in die Programme der Parteien zeigt also: Nach der Wahl ist die Arbeit noch lange nicht getan.
Wir geben uns nicht mit leeren Versprechungen zufrieden. Gerade jetzt dürfen wir uns nicht von großen Überschriften täuschen lassen. Die Parteien müssen ehrgeizige und realistische Pläne vorlegen, die Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit verbinden. Dazu braucht es gesellschaftlichen Druck und die klare Botschaft: Halbherzigkeit ist schon längst keine Option mehr.
Dieser Kampf braucht Zuversicht und Hoffnung. Hoffnung in Zeiten wie diesen heißt nicht, die Realität zu ignorieren – das ist Naivität und Kernkompetenz der CDU.
Es geht darum, sich bewusst zu machen, dass jede Demonstration, jede lokale Initiative, jeder kleine Fortschritt uns weiterbringt und beweist, dass Veränderung möglich ist. 2025 wird ein Jahr der Entscheidung und es liegt an uns, den Wandel voranzutreiben.