Die Auswirkungen der Klimakrise werden diejenigen am meisten spüren, die noch lange leben – die junge Generation also. Sie ist es auch, die beim Thema Klima durch Protestaktionen (Fridays for Future) für mehr Bewusstsein in der Gesellschaft gesorgt hat. Ein Erfolg, den sogar CDU-Politiker Jens Spahn vergangenes Jahr bei der ARD anerkannt hat.
Die globale Bewegung motiviert seit 2019 hunderttausende Menschen zu Protesten für mehr klimapolitischen Einsatz. Aber während in Deutschland noch über Wärmepumpen und Subventionen des ÖPNV diskutiert wird, spüren Menschen in anderen Ländern schon ganz konkrete Auswirkungen des Klimawandels.
In Kenia zum Beispiel. Auch dort kommt es auf die jungen Menschen und ihre Visionen an, wie Massai-Chief Daniel Leturesh watson erzählt.
Die Bevölkerungsgruppe der Massai lebt in Kenia in der Nähe des Amboseli-Nationalparks. Von dort aus ist der Kilimandscharo in Tansania zu sehen. Und seine Bergspitze, die mit immer weniger Schnee bedeckt ist.
Die größte aktuelle Herausforderung für die Menschen vor Ort ist aber das Zusammenleben mit ihren Nutztieren und den Wildtieren. Dabei sollen die Wildtiere geschützt werden, die Massai aber ihre Lebensgrundlage nicht verlieren. Um dies zu gewährleisten, arbeitet die NGO Internationaler Tierschutz-Fonds (IFAW) seit elf Jahren mit den Massai und Daniel Leturesh zusammen. Er ist Gemeindevorsteher des Olgulului Land Trust und der Olgulului-Ololarashi Group Ranch, die den Amboseli-Nationalpark umgibt.
Artenschutz und Klimawandel müssen zusammen gedacht werden, betont auch die "Helmholtz Klima Initiative". Denn "der Erhalt der Biodiversität ist von grundlegender Bedeutung für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels." Gesunde Ökosysteme würden große Mengen an Treibhausgasen speichern und so dazu beitragen, dass wichtige Ökosystemleistungen wie sauberes Wasser oder frische Luft für alle Menschen zur Verfügung stehen.
Daniel Leturesh hebt im Gespräch mit watson die Bedeutung der Jugend für den Artenschutz in der Massai-Region hervor. Gemeinsam mit dem IFAW arbeitet er daran, den jungen Menschen seiner Gemeinschaft Orientierung für die Zukunft zu geben. Er sagt:
Um auch unter den veränderten Bedingungen den Artenschutz sicherzustellen, entwickelte die Massai-Gemeinschaft unter Daniel Leturesh sogenannte "Conservancies" (gemeinschaftlich verwaltete Schutzgebiete). Laut dem Massai-Chief bewegen sich mehr als 60 Prozent der Wildtiere außerhalb der Nationalparks auf kommunalem Land. Ohne Schutzmaßnahmen wird so die Lebensgrundlage der Massai gefährdet.
Landbesitzende hätten in der Vergangenheit zum Schutz ihrer Agrarflächen Zäune gebaut, welche die natürlichen Wanderrouten der Wildtiere blockiert hätten, erzählt Leturesh. Die "Conservancies" hingegen schaffen Korridore, durch die zum Beispiel Elefanten, Gnus und Zebras zwischen den Nationalparks umherziehen können. Durch die Zusammenarbeit mit dem IFAW profitiert die Gemeinschaft: Pachtzahlungen, Arbeitsplätze und Stipendien für Ausbildungen.
Für Gemeinschaften, wie die des Massai-Chiefs, sind solche Projekte zum Artenschutz mit viel Aufwand verbunden. Es mangelt an Ressourcen. "Wir wünschen uns mehr Unterstützung aus dem globalen Norden. Unterstützung, um mit dem Klimawandel umzugehen, ob finanziell oder technisch."
Gerade jüngere Menschen hätten die Wichtigkeit des Klimaschutzes verstanden. "Sie stellen die richtigen Fragen", lobt der Massai-Chief, "etwa zur wachsenden Population von Wildtieren und dem Zusammenleben mit ihnen." Und sie arbeiten in den "Conservancies" als Ranger. Ein Erfolg des "Conservancy"-Projekts ist unter anderem auch das "Team Lioness", welches nur aus weiblichen jungen Rangern besteht.
Daniel Leturesh denkt da zukunftsorientiert. Für ihn ist klar, dass junge Menschen weltweit eine wichtige Rolle im Kampf für Umwelt und Klimaschutz spielen müssen. Und diese Verantwortung hätten sie auch schon verstanden: "Ich bin sehr glücklich über die Jugend – sie kämpft um ihren Platz." Dabei ist es ihm aber wichtig, dass Aktivismus zielgerichtet ist und unmittelbare Ergebnisse erzielt. Hier braucht es auch politischen Willen, etwas, für das auch Fridays for Future kämpft.